Zwei Mönche der japanischen Yamabushi lassen an einem Seil einen weiteren Mönch über die Klippe eines Berghangs hängen- eine Methode zur Angstbewältigung. Die Bergasketen pflegen ausgeprägte, körperliche Riten, die an gegenwärtigen Extremsport grenzen.

Yamabushi in Japan: "Die sich in den Bergen niederlegen"

Stand: 14.07.2020, 17:54 Uhr

Scheinbar magische Kräfte lassen sie über glühende Kohlen laufen und regungslos unter eisigen Wasserfällen meditieren. Zwischen Naturreligion und Buddhismus übt die aketische Ordensgruppe der Yamabushi in einer Bergregion Japans seit Jahrhunderten eigenwillige Rituale aus. Heute sind ihre Traditionen bedroht.

Einst waren sie verboten, heute haben sie mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen: die letzten Yamabushi-Mönche in Nordjapan am Berg Mount Haguro. Yamabushi heißt: "Die sich in den Bergen niederlegen". Gemeint sind damit jene Mönche und Nonnen, die, in eigenwilliger Mönchstracht, oft barfuß durch Flüsse laufen, oder, unter einem kalten Wasserfall stehend meditieren, die Nächte auf Berggipfeln verbringen, seltsame Feuerrituale zelebrieren und Mantras singen. Dabei geht es im Wesentlichen um die Überwindung von Angst, Schmerzen und physischer Erschöpfung. Yamabushi loten körperliche Grenzen aus und glauben, in den Bergen sterben zu müssen, um in ihnen neu geboren werden zu können. Ihnen werden übernatürliche Kräfte nachgesagt. Einst berieten sie deswegen auch Samurai-Ritter bei deren Feldzügen. Seit mehr als 1400 Jahren gehören die Yamabushi zum Orden des Shugendo, einer Naturreligion, die zwischen Shintoismus und esoterischem Buddhismus angesiedelt ist.

Autor: Peter Kaiser

Redaktion: Theo Dierkes

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