Der 1. FC Köln kämpft am Samstag (18.05.2024) um die letzte der letzten Chancen auf den Klassenerhalt. Gegen den 1. FC Heidenheim hofft Köln auf einen Sieg und gleichzeitig eine Niederlage des 1. FC Union Berlin gegen den SC Freiburg. Dass sie diese Chance überhaupt erhalten, haben sie sich selbst erarbeitet - mit viel Moral und vor allem späten Toren.
Emotionen pur gegen Union Berlin
Neben den Spät-Spezialisten von Bayer Leverkusen hat anscheinend auch der rheinische Rivale vom 1. FC Köln die "Crunch Time" der Liga für sich entdeckt. Acht Tore erzielte der FC in der Rückrunde in den letzten 15 Minuten - vier davon in der Nachspielzeit nach der 90. Minute. Es waren nicht irgendwelche Tore, sondern eminent wichtige für die letzte Chance auf die Bundesliga.
Gegen Mainz kam Köln trotz verschossenem Elfmeter in der Nachspielzeit noch zum Ausgleich durch einen weiteren Strafstoß von Florian Kainz. Gegen Bochum entlud sich alle Emotion auf dem Rasen und den Rängen im heimischen Kölner Stadion durch zwei Tore in der Nachspielzeit - statt 0:1 gewann der FC plötzlich 2:1.
FC will nächsten Gefühls-Höhepunkt
Wer dachte, diese emotionale Eruption ließe sich nicht mehr toppen, der sollte sich irren: Am 33. Spieltag drehten die sportlich "Totgesagten" durch Tore der Joker Steffen Tigges und Damion Downs ein 1:2 innerhalb von fünf Minuten kurz vor Schluss in einen Sieg - zwei Treffer, die das sowieso schon meist stimmungsreiche FC-Stadion atmosphärisch zum Siedepunkt brachten.
Rund 117 Dezibel, fast so viel wie ein Düsenjet verursacht, wurden laut einem Medienbericht auf der Fan-Tribüne beim Jubel gemessen - ab 120 muss man Gesundheitsexperten zufolge mit Hörschäden rechnen. Das dürfte allen Anwesenden egal gewesen sein: Spieler und Trainer ließen ihren Emotionen in einer großen Jubeltraube freien Lauf, auf der Tribüne rollten teilweise Tränen der Erleichterung. Coach Timo Schultz war hinterher froh, dass das "Dach nicht weggeflogen" ist. Nun hoffen die "Geißböcke" auf das nächste Gefühls-Highlight.
Joker mit Startelf-Chance?
Freilich darf das alles jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Köln auch gegen Berlin lange Zeit erneut Probleme hatte, offensiv große Chancen herauszuspielen. Es darf auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Klassenerhalt über die Relegation mit drei Punkten und vier Toren Rückstand auf Union weiterhin eher unwahrscheinlich als wahrscheinlich ist. Doch das Szenario der zwei Extra-Endspiele ist mit etwas Freiburger Schützenhilfe nicht ausgeschlossen.
Gegen den Aufsteiger aus Heidenheim könnten daher die zuletzt erfolgreichen Joker Kainz (gegen Mainz), Tigges (gegen Bochum und Union) und Downs (gegen Union) nun ihre Chance von Beginn an bekommen - um nicht auf ein erneutes Herzschlag-Finale hoffen zu müssen. Angreifer Tigges gab am Mittwoch nach dem Training zumindest schonmal die Richtung vor: "Wir laufen früh an, wollen früh draufgehen und das Spiel schnell in unsere Richtung bringen."
Viele FC-Fans in Heidenheim erwartet
Dass Trainer Schultz ein paar Spieler austauschen muss, hängt unter anderem mit der dünnen Personaldecke zusammen. Die Ausfälle von Denis Huseinbasic, Benno Schmitz (beide gelb-gesperrt) sowie Davie Selke standen bereits fest. Seit Freitag ist klar: Auch Luca Waldschmidt und Max Finkgräfe fallen aus. Beide werden die Reise nach Heidenheim gar nicht erst mit antreten, wie der FC mitteilte.
Bei Mark Uth und Dejan Ljubicic gab es dagegen Entwarnung, beide konnten schon am Mittwoch wieder die komplette Trainingseinheit absolvieren und stehen demnach zur Verfügung. Für wie viele Minuten, ist jedoch unklar.
Dass die Mannschaft alles in die Waagschale wirft, hat sie dennoch eindrucksvoll bewiesen. Doch nicht nur die Profis auf dem Rasen geben alles, auch die Fans. So rief die organisierte Fanszene bereits dazu auf, mit nach Heidenheim zu reisen - ob mit oder ohne Ticket. Alles, um die Relegation herbeizuführen. Die würde übrigens auch von großen Gefühlen getragen: Gegner wäre dort der Erzrivale Fortuna Düsseldorf.