Die Zahlen klingen bedrohlich: Fast jeder fünfte ab 65 Jahren ist in Deutschland von Armut bedroht. Schon heute müssen vier von zehn Rentnerinnen und Rentnern (42,3 Prozent) in Deutschland mit einem Netto-Einkommen von weniger als 1.250 Euro im Monat auskommen - in der Mehrzahl Frauen.
Die Schuldfrage
Barbara Eifert, wissenschaftliche Mitarbeiterin der TU Dortmund, beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema. In der politischen Diskussion störe sie besonders, dass die Schuld oft den Betroffenen gegeben werde. "Fast immer zu Unrecht", sagt sie, "das ist ein Glaube, der durchaus gepflegt wird".
Viele ältere Menschen haben außerdem Angst davor, dass ihre Kinder verpflichtet sind, für deren Unterhalt aufzukommen. Zwar gebe es diese Unterhaltspflicht, "aber die greift erst ab einem Brutto Jahreseinkommen von 100.000 Euro. Die muss man erst mal als Alleinstehender verdienen und dann wird noch nicht mal das Vermögen angerechnet", erklärt der WDR-Wirtschaftsexperte Frank Christian Starke im Podcast.
Grundsätzlich sei besonders wichtig , so Starke, dass man möglichst frühzeitig "Kassensturz" machen solle. Wieviel Geld bekomme ich tatsächlich, was habe ich gespart, was wird der Partner oder Partnerin bekommen ... ? Erst wenn man die Fakten kenne, könne man realistisch planen und auch kurz vor der Rente noch einiges erreichen. Zusammen mit Frau Reichert gibt er konkrete Anregungen und Beispiele.
Die Expertin
Barbara Eifert ist Diplom-Sozialwissenschaftlerin. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Gerontologie der Technischen Universität Dortmund. Zudem ist sie seit 1999 die wissenschaftliche Beraterin des Vorstands der Landesseniorenvertretung NRW. Barbara Eifert schreibt Fachliteratur, hält Vorträge und moderiert Veranstaltungen zu Themen rund um das Altern.
"U-Tipps" von Ute Schneider
Ute Schneider
Beratungstermine: Die Mitarbeitenden der Rentenversicherung können Auskunft geben, wie viel Rente tatsächlich zu erwarten ist. Eine schnelle Einschätzung, ob man von Altersarmut betroffen sein könnte, gibt es beim Sozialverband Deutschland online beim "Altersarmut Check". Dort gibt es auch persönliche Beratung vor Ort, genau wie bei den Wohlfahrtsverbänden.
ARD-Mediathek: In der SWR Reportage "Alt und arm. Was läuft schief bei der Rente?" werden mehrere Rentnerinnen und Rentner begleitet, die wenig Rente bekommen und kaum damit auskommen, aber versuchen das Beste daraus zu machen. In der HR-Doku "Alt werden in Zukunft. Woher kommt das Geld?" wird veranschaulicht, wieso das Problem immer größer wird.
Podcast: Im Deutschlandfunk gibt es den Beitrag "Was die Altersvorsorge so unsicher macht". Dort wird gut erklärt, wie sich die Rente berechnet.
Bücher/Ratgeber: "Aktiv gegen Armut im Alter" heißt das Buch, das die Landesvertretung Nordrhein-Westfalen herausgegeben hat. Da werden dann unter anderem auch noch mal die Themen Wohnen im Alter und auch die Vorteile von Netzwerken angesprochen. Auch der Paritätische Wohlfahrtsverband hat einen Ratgeber rausgebracht "Was tun, wenn die Rente nicht reicht?". Hier geht es unter anderem um Themen wie Grundsicherung oder auch darum, welche Möglichkeiten man hat, um Unterstützung zu erhalten.