Auf diesen Termin haben die Menschen in Lüdenscheid seit Monaten gewartet: Der Neubau der Rahmedetalbrücke an der A45 beginnt. Um 11 Uhr am Donnerstag versammelten sich Politik und Prominenz zum symbolträchtigen ersten "Spatenstich" - der gar kein Spatenstich war.
Tatsächlich hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) bei dem Festakt den Hammer geschwungen und einen echten Messpunkt an der Baustelle gesetzt. Daran werden sich die Bauingenieure orientieren, wenn sie die neue Brücke errichten.
Wissing setzt echten Messpunkt
Der Messpunkt aus Metall ist in einen kleinen Betonsockel eingelassen. Mit einem speziellen Messgerät können die Ingenieure von diesem Punkt aus in den nächsten Jahren prüfen, ob die sich aufeinander zubewegenden neuen Brückenteile am Ende auch wirklich millimetergenau passen.
Wissing zeigte noch einmal Verständnis dafür, wie sehr die Anwohner und auch die Firmen in der Region unter dem Verkehrschaos leiden. "Ich weiß, wie sehr die Menschen in der Region diesen Termin herbeigesehnt haben", sagte der Verkehrsminister und sprach von einer "schwer erträglichen Situation". Jede Idee, die etwas daran ändern könnte, würde gehört und geprüft.
Ständiges Verkehrschaos in Lüdenscheid
Seit der Sperrung der Brücke herrscht in Lüdenscheid und rund um die A45 ein ständiges Verkehrschaos. Auswärtige Autos und LKW stehen auf den Umleitungsstrecken der Autobahn im Stau. Die Anwohner sind wegen des ständigen Lärms und Drecks genervt. Firmen und Einzelhändler klagen teilweise über hohe Umsatzeinbußen.
Der erste große "Brückentag" für Lüdenscheid war dann der 7. Mai 2023. An diesem Datum war die alte Rahmedetalbrücke mit einem lauten Knall kontrolliert gesprengt worden - rund anderthalb Jahre nach ihrer Vollsperrung.
Schneller Baustart - Vorarbeiten laufen bereits
Nach der Eröffnung soll es nun zügig mit dem Neubau losgehen. Baustraßen wurden bereits eigerichtet. Das gewaltige Fallbett aus rund 100.000 Kubikmetern Erde und die Reste der alten Brücke sind bereits abtransportiert worden. Die ersten Flächen neben und unterhalb der neuen Brücke sind gerodet worden.
Als nächstes können die Baukräne anrollen, um die riesigen Brückenpfeiler zu setzen. Die neue Rahmedetalbrücke wird nicht mehr aus einem Bauwerk, sondern aus zwei Brückenbauwerken bestehen, die nebeneinander verlaufen.
"Die Ausschreibung ist so gemacht worden, dass die kürzeste Bauzeit wesentlich mit berücksichtigt wurde", erklärte Wissing. Man habe habe die Planung und Vergabe in wenigen Monaten vollenden können. "Das sind wirklich Rekordzeiten", so der Minister. Mitte 2026 soll der erste Brückenteil fertig sein. Schneller gehe es nicht.
Anwohner bleiben skeptisch
Anwohner wie Werner Schüttler bleiben skeptisch. "Bausand wird knapp. Beton wird knapp. Und dann brauchen wir noch mal anständigen Winter im Sauerland. Den haben wir auch schon jahrelang nicht gehabt. Ich bin mal gespannt, ob ich das noch erleben werde, über eine neue Brücke zu fahren", sagt er.
Brigitte Nachtrodt fordert vor allem, dass Tempo gemacht wird. Mehr als bisher. "Einer arbeitet, drei stehen rum. Um vier Uhr ist Feierabend. Da müssen Scheinwerfer stehen, so wie in China. Und da muss zehn, zwölf Stunden im Sommer durchgearbeitet werden. Dann glaube ich, dass 2026 eine Fahrbahn fertig sein könnte. Mehr nicht."
Keine Arbeiten rund um die Uhr
Doch ein Arbeiten rund um die Uhr hält Minister Wissing für nicht möglich. Die Brücke müsse sorgfältig gebaut werden und den modernen Anforderungen genügen.
Die Baufirma werde auch dafür belohnt, wenn sie schneller arbeite, erklärte die Leiterin der Autobahn Gesellschaft in Westfalen, Elfriede Sauerwein-Braksiek: "Es liegt also an der Firma zu entscheiden, wieviel sie arbeitet und wie schnell sie arbeitet."
Hoher wirtschaftlicher Schaden
Wirtschaftlich bedeutet das Verkehrschaos durch die riesige Brückenbaustelle jeden Tag ein Schaden von fast einer Million Euro. Deswegen dürfen sich auch Fehler wie bei den Schwesterbrücken wenige Kilometer daneben nicht wiederholen, warnt Heiko Schürfeld von der Bürgerinitiative A45.
Dort herrscht seit Jahren Stillstand auf der Baustelle, weil die Pläne überarbeitet werden müssen. "Das wäre definitiv ein Super-Gau. Hier zählt jeder Tag, den wir der Fertigstellung der Brücke näher kommen. "In Lüdenscheid halte er eine solche Entwicklung aber für unwahrscheinlich:
Teilweise Fertigstellung im Sommer 2026
Mit dem Neubau war Anfang Juli eine Arbeitsgemeinschaft aus den Unternehmen Habau, MCE und Bickhardt Bau beauftragt worden. Sie geht davon aus, dass der erste Brücken-Teil im Sommer 2026 fertig wird.
Dann könnte der Verkehr schon wieder in beide Richtungen rollen. Ein Jahr später soll das Projekt komplett abgeschlossen sein - dann mit acht Fahrspuren auf 450 Metern Länge. Die Kosten für das Bauprojekt sollen bei rund 170-Millionen-Euro-Projekt liegen.