"Da bin ich erstmal schockiert", so ein Mitarbeiter am Freitagmittag, als er das Werksgelände verlässt. Die Neuigkeiten von Thyssenkrupp sind für viele, die hier arbeiten, eine Hiobsbotschaft.
Yaslar Kenan arbeitet seit 35 Jahren für das Stahlunternehmen. Er macht sich allerdings keine Sorgen. "Ich habe hier bis heute schon alles erlebt." Passiert sei ihm noch nie etwas. Auch einer seiner Kollegen vertritt diese Meinung. "Thyssen kann Krise", meint er. "Hatten wir immer, werden wir immer haben, haben wir immer geschafft."
Auch viele Duisburger macht die Nachricht traurig. "Es ist ein Tiefschlag", meint ein Passant am Freitag in der Duisburger Innenstadt. "Duisburg war schon immer Stahl und wenn jetzt ein Viertel der Produktion wegfallen soll - das finde ich ziemlich heftig." Und eine Duisburgerin findet es "sehr traurig für die Menschen, die da arbeiten."
Duisburgs Oberbürgermeister: Stadt will Stahl-Herz bleiben
Große Sorgen macht sich auch Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link: "Das sind Nachrichten, die wirklich betroffen machen". Für ihn sei es wichtig, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen gibt. Und es müsse eine grüne Zukunft für den Stahl in Duisburg geben. Link meint, Duisburg wolle das Stahl-Herz Europas bleiben. "Aber wir haben Klarheit verdient - als Beschäftigte, aber auch als Stadt."
Klarheit - die wollen sicher auch viele Beschäftigte. In der Stahlsparte sind rund 27.000 Mitarbeiter beschäftigt, davon 13.000 am größten Stahlstandort in Europa: in Duisburg. Wie viele Jobs wegfallen, weiß am Freitag noch niemand. "Ich verstehe, dass sich viele Menschen Gedanken machen, die in Duisburg, aber auch in der Stahlindustrie in Nordrhein-Westfalen arbeiten", so Oberbürgermeister Link.
IHK kritisiert Politik
Die Niederrheinische IHK nutzte den Anlass wiederum zu einer Generalkritik an Bundes- und Landesregierung. Sie sieht den Industriestandort Deutschland grundsätzlich in Gefahr: "Die Entscheidung von Thyssenkrupp Steel Europe trifft uns am größten Stahlstandort Europas ins Mark", äußert sich Hauptgeschäftsführer Stefan Dietzfelbinger. "Sie macht deutlich, wie sehr die politischen Bedingungen unsere Industrie belasten. Unsere Unternehmen verlieren im Wettbewerb an Kraft."
Schwächelt die Stahlbranche, wirke sich das auf die ganze Wirtschaft aus, so Dietzfelbinger weiter. "Das Tempo, mit dem die Politik auf die bekannten Probleme reagiert, ist inakzeptabel. Die De-Industrialisierung ist in vollem Gange. Bund und Land sind gefordert, unsere Unternehmen zu entlasten. Und zwar sofort."
unsere Quellen:
- Thyssenkrupp-Konzernleitung
- Thyssenkrupp-Mitarbeiter
- Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link
- IHK Niederrhein