Eine Reisegruppe war gerade auf dem Weg zum Flughafen für eine Studienreise nach Israel, als die Nachrichten der Bombenangriffe der Hamas nach Deutschland sickerten. „Die Reise wurde natürlich gestrichen. Die sind aus dem Bus wieder ausgestiegen und umgedreht“, erinnert sich Daniel Kraft von der Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn.
Auch die für November geplante Reise ist abgesagt, wie es danach weitergeht, ist derzeit noch unklar. Seit 60 Jahren veranstaltet die bpb Studienreisen nach Israel, erst im Juni wurde das mit einem großen Festakt in Tel Aviv gefeiert. „Das ist in der Geschichte der Studienreisen das dritte Mal, dass wir sie unterbrechen müssen“, so Daniel Kraft.
"Im Krieg kann man nicht kommen"
Eine Entscheidung, die aber auch für Anita Haviv-Horiner nachvollziehbar und richtig ist: „Das Land befindet sich im absoluten Schockzustand, in einem unglaublichen Trauermodus“, sagt die Bildungsexpertin, die mit ihrer eigenen Agentur die Studienreisen auf israelischer Seite begleitet: „Im Krieg kann man nicht kommen.“
Das zeigt auch das Schicksal von Ofir Liebstein. Einige Male war Referent der bpb war er Referent auf den Studienreisen der bpb nach Israel, am ersten Tag des Überfalls der Hamas auf Israel wurde er erschossen. Ein anderer Referent, Ralph Lewinsohn, überlebte eine Schießerei nur knapp: „Es trifft einen natürlich ins Mark, diese Menschen leiden zu sehen“, so Daniel Kraft.
Reisen nach Israel wichtiger denn je
Dabei wäre die Reisen nach Israel, der Austausch mit der Zivilbevölkerung, gerade jetzt wichtig, sagt Anita Haviv-Horiner: „Das auf den Straßen Europas solche antisemitischen Parolen möglich sind, ist ein Skandal!“, sagt sie mit Blick auf Pro-Hamas-Demonstrationen auch in Deutschland. Die Reisen nach Israel seien gerade wegen für den kulturellen Austausch wichtig: „Das sind keine Propaganda-Reisen, alle Themen und Konflikte hier aus der Region werden dabei multiperspektivisch behandelt, für die eigene Urteilbildung“ Und man lerne die Lebensgeschichte anderer Menschen kennen: „Seit der Reise im September gibt es eine Whatsapp-Gruppe, da gibt es jetzt einen Non-Stop-Austausch, wie es uns vor Ort geht.“
Deshalb wünscht sich Haviv-Horiner, dass es zügig ein Ersatzprogramm gibt: „Es sollte jetzt digitale Veranstaltungen geben, mit Videos und Zoom-Gesprächen. Das haben wir während Corona ja ebenfalls schon so gemacht.“ Und das ist auch in Planung, sagt Daniel Kraft von der bpb: „Aber das ist alles noch in der Entwicklungsphase.“ Schließlich kam der Angriff auf Israel auch hier in Deutschland überraschend. Jetzt unterstützt die bpb vor allem Journalisten dabei, Kontakte ins Land zu knüpfen, und stellt Materialien für Lehrkräfte zusammen.
Ein Reisemagazin über Israel, das die bpb eigentlich zur Frankfurter Buchmesse herausbringen wollte, ist erstmal gestoppt. Stattdessen soll es nun ein neues Heft geben: Wie der Angriff der Hamas das Leben der Menschen in Israel verändert.
Über dieses Thema berichtet der WDR auch in den aktuellen Hörfunknachrichten auf WDR 2.