Mit Informationen wie diesen holt der WDR die Stolpersteine vom Gehweg ins Smartphone und auf den Rechner. Das Ziel: die Erinnerung an die Opfer des NS-Regimes aufrechterhalten. Mehr als 15.000 Steine aus Messing sind in NRW dort verlegt worden, wo die Opfer vor ihrer Flucht oder Deportation gewohnt haben. Sie alle wurden in der App und der Website mit weiterführenden Informationen versehen. Texte, Illustrationen und historische Fotos, Mini-Hörspiele, Daten-Grafiken und Augmented Reality-Elemente bringen den Nutzer:innen die Opfer näher.
Ein Angebot besonders für junge Menschen
Tom Buhrow, WDR-Intendant: "Wir dürfen die Menschen, an deren furchtbares Schicksal mit den Stolpersteinen erinnert wird, niemals vergessen. Das Projekt ist einzigartig. Es wird zum ersten Mal möglich sein, zu jedem in NRW verlegten Stolperstein Informationen abzurufen. Auch jüngere Menschen, vor allem Schüler:innen, werden sich mit der WDR-App auf ganz neue Weise mit den Opfern des Nationalsozialismus beschäftigen können."
Smartphone liefert Infos direkt am Stein
Was war das eigentlich für ein Mensch, dem der Stein gewidmet ist, über den man vielleicht seit Jahren hinweggeht? Antwort gibt die Kartenfunktion der App. Einfach den Stein am Standort antippen, dann werden beispielsweise Texte, Fotos oder Grafiken angezeigt. Über die Karte lassen sich außerdem einzelne Steine gezielt suchen und per Navigation ansteuern.
Website auch für Einsatz an Schulen entwickelt
Anders als die App ist die Website für die Nutzung an Laptop und PC konzipiert. Sie enthält zusätzlich Hintergrundinformationen und wendet sich vor allem an Lehrer:innen und Jugendliche an weiterführenden Schulen. Viele der neu produzierten Inhalte von App und Website stehen unter einer Creative-Commons-Lizenz und können so außerhalb des WDR-Angebots genutzt werden, zum Beispiel im Unterricht.
Die Idee zu den Stolpersteinen hatte der Künstler Gunter Demnig vor rund 30 Jahren. Er hat dem WDR seinen Aktenbestand zugänglich gemacht, mehr als 10.000 Dokumente. Mit dem Ergebnis des Projekts ist Demnig sehr zufrieden: "Ich bin fasziniert von dem, was da entstanden ist. Besonders gelungen finde ich, dass ein pädagogisches Konzept mit eingebaut wurde mit der Absicht, sich an junge Menschen, an Schülerinnen und Schüler zu wenden. Das wird ein ganz anderer, neuer Geschichtsunterricht. Die App und die Website werden es leichter machen, in dieses Thema einzusteigen. Ich bin dem WDR sehr dankbar für das Engagement und für das gelungene Projekt."
Projekt nur möglich durch Unterstützung vor Ort
Demnig ist es wichtig, auf die Hilfe vor Ort, etwa durch Einzelpersonen oder Initiativen, hinzuweisen. Ohne sie gäbe es die Stolpersteine in der Form nicht. Das gilt auch für das WDR-Projekt: Mit Expert:innen aus mehr als 200 nordrhein-westfälischen Kommunen, Initiativen und Aktionsbündnissen wurden Archive durchforstet, historische Dokumente gesichtet, Berichte von Überlebenden ausgewertet und Quellen abgeglichen. All das floss in eine Datenbank ein. Die ist seit Projektbeginn stark gewachsen – und wird das weiter tun. Denn der WDR wird Stolpersteine NRW auch künftig pflegen und erweitern.