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Martin Luther King Afrikas? Kaiser Haile Selassie von Äthiopien

Martin Luther King Afrikas? Kaiser Haile Selassie von Äthiopien WDR Zeitzeichen 12.09.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 13.09.2099 WDR 5

Er schafft die Sklaverei ab, wird als Freiheitskämpfer verehrt, aber auch als machtbesessener Despot verachtet. Am 12.09.1974 wird der letzte Kaiser Äthiopiens gestürzt.

Beim historischen Urteil über Haile Selassie scheiden sich die Geister. Die einen betrachten ihn als Despoten und machtbesessenen Alleinherrscher, die anderen als aufgeklärten Modernisierer oder gar als wiedergeborenen Messias. Unbestritten ist jedoch, dass Selassie auf die Geschichte Äthiopiens und Afrikas im 20. Jahrhundert großen Einfluss hat. ***Das ist unsere wichtigste Quelle: Asfa-Wossen Asserate: Der letzte Kaiser von Afrika. Triumph und Tragödie des Haile Selassie (2016)***


Der 1892 als Tafari Makonnen geborene Selassie ist der letzte Kaiser einer jahrtausendealten Dynastie - ein schillernder Monarch, verliebt in Pomp und Selbstdarstellung. Mit gerade einmal 38 Jahren besteigt er den äthiopischen Thron und stößt etliche Modernisierungen nach europäischem Vorbild an: So erlässt er etwa die erste geschriebene Verfassung, die das Land zu einer konstitutionellen Monarchie macht, und verbietet die Sklaverei.

Die Reformen werden beendet, als 1935 das faschistische Italien Äthiopien überfällt und Selassie ins britische Exil geht. Sechs Jahre später aber kehrt er auf seinen Thron zurück. Als geschickter Taktiker nähert sich Selassie nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dem Westen an.

Doch während er in der Welt verehrt wird, wächst im eigenen Land der Unmut gegen ihn und seine absolutistische Herrschaft: Die Bodenreform kommt nicht voran, Soldaten fordern bessere Bezahlung und Studierende rebellieren gegen Bevormundung. Die jahrelange Auseinandersetzung mit Eritrea und eine verheerende Hungersnot belasten den Staatsapparat zusätzlich.

Nach einem Militärputsch muss Haile Selassie am 12. September 1974 abdanken. Ein knappes Jahr später stirbt er - vermutlich wurde er im Schlaf mit einem Kissen erstickt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Daniela Wakonigg:
  • warum Haile Selassie seine Kindheit zeitlebens zu einem misstrauischen Menschen macht,
  • wie der Völkerbund Äthiopien und den Kaiser während des Krieges im Stich lässt,
  • von Selassies berühmter Rede vor den Vereinten Nationen,
  • von Bob Marleys Loblied auf den Kaiser und die Verehrung durch die sogenannten Rastafari,
  • wie es mit Äthiopien nach dem Tod Selassies weiterging.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:

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Autorin: Daniela Wakonigg
Redaktion: Carolin Rückl/David Rother
Technik: Moritz Raestrup

Henry Hudson entdeckt die Halbinsel Manhattan (am 11.9.1609)

Henry Hudson entdeckt die Halbinsel Manhattan (am 11.9.1609) WDR Zeitzeichen 11.09.2024 14:43 Min. Verfügbar bis 12.09.2099 WDR 5

Der englische Seefahrer Henry Hudson sucht eine kürzere Route nach Asien. Er scheitert, und die Suche kostet ihn sogar das Leben. Doch was er entdeckt, ist ungeheuer wertvoll.

Was Henry Hudson sucht, ist eine Route nach Asien. Doch was der britische Seefahrer am 11. September 1609 findet, ist eine Halbinsel. Die Urbevölkerung nennt sie "Manahatta". Es ist der Beginn der außergewöhnlichen Geschichte von New York. ***Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Andreas Obenaus, Wien, Historiker mit Schwerpunkt Europäische Expansion des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. ***


Manahatta ist das Stammesgebiet der Lenape. Die hügelige Insel liegt an einem Fluss, den die Europäer später Hudson River nennen. Die indigenen Nordamerikaner leben schon seit Generationen dort, als am 11. September 1609 der Brite Henry Hudson bei ihnen auftaucht.

Eigentlich sucht er in niederländischem Auftrag einen Schiffsweg durch das Polarmeer nach China. Hudson ist nicht der erste Europäer auf Manahatta, aber er ist der erste, der genaue Aufzeichnungen von diesem Gebiet anfertigt. Der Brite ist begeistert: "Noch nie habe ich meinen Fuß auf ein Stück Land gesetzt, das sich besser zum Ackerbau eignete."

Schon bald verbreitet sich in Amsterdam die Kunde von der scheinbar neuen Welt, in der es Felle, Holz und Getreide in Hülle und Fülle geben soll. 1624 erreichen die ersten niederländischen Siedler Manahatta. An der Südspitze der Insel, die heute Manhattan heißt, entsteht das Fort Neu Amsterdam.

40 Jahre lang bleibt die Siedlung auf der Insel Manahatta in holländischer Hand. Dann erobern die Engländer Neu Amsterdam und benennen es um - in New York. Henry Hudson ist da schon lange tot - verschollen im Ewigen Eis.

In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • Wie Querkopf Henry Hudson mit 150 Gulden durchbrennt,
  • von Hudsons kurzem Seefahrerleben, das die Welt verändern soll,
  • was der Papst und eine Meuterei mit der Endeckung Manhattans zu tun haben,
  • vom Namen Manahatta - woher er kommt und wofür er steht.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Andreas Obenaus, Wien, Historiker mit Schwerpunkt Europäische Expansion des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. 
  • Henry Hudson: Vier Entdeckungsreisen zum Polarmeer 1607-1611. Wiesbaden, 2016
  • Douglas Hunter: Half Moon. Henry Hudson and the voyage that redrew the map of the New World. New York, Berlin, London, 2009
  • Russell Shorto: New York - Insel in der Mitte der Welt Wie die Stadt der Städte entstand. Reinbek, 2004

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Autorin: Almut Finck
Redaktion: Matti Hesse

Weit mehr als Voltaires schlaue Geliebte: Émilie du Châtelet

Weit mehr als Voltaires schlaue Geliebte: Émilie du Châtelet WDR Zeitzeichen 10.09.2024 14:46 Min. Verfügbar bis 11.09.2099 WDR 5

Émilie du Châtelet - französische Mathematikerin, Physikerin, Philosophin und frühe Vorreiterin weiblicher Emanzipation. Sie stirbt am 10.9.1749 mit nur 42 Jahren.

"Es ist gewiss, dass die Liebe zur Wissenschaft den Männern zu ihrem Glück weit weniger notwendig ist als den Frauen." Die Französin Émilie du Châtelet weiß, wovon sie spricht. Die Mathematikerin und Naturphilosophin hat als Frau im 18. Jahrhundert einen weitaus schwereren Stand im Wissenschaftsbetrieb als ihre männlichen Kollegen - und in der Gesellschaft ohnehin. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Ruth Edith Hagengruber (Professorin für Philosophie an der Uni Paderborn); Émilie du Châtelet: Der Frau Marquisinn von Chastellet Naturlehre an ihren Sohn. Halle und Leipzig 1743***


Sie schätzen und lieben sich: Émilie du Châtelet und Voltaire teilen das Interesse an Metaphysik und moderner Naturphilosophie. Sie diskutieren die Werke des englischen Physikers Isaac Newton. In einem französischen Schloss an der Luxemburger Grenze richten die beiden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts "Die kleine Akademie" ein: Namhafte Wissenschaftler besuchen den Barockbau und diskutieren über Wissenschaft. Dabei ist Émilie du Châtelet seit jungen Jahren verheiratet. Mit ihrem Mann führt sie gewissermaßen eine offene Ehe.

15 Jahre lang leben Voltaire und Émilie du Châtelet auf Schloss Cirey. Sie erweitern das Château um eine Bibliothek, die 10.000 Bände umfasst und sich mit dem Buchbestand der Pariser Akademie messen kann. Die Schlosshalle lassen sie zu einem Physiklabor umbauen. 1740 veröffentlicht Émilie ihr Hauptwerk "Wissenschaftliche Einführung in die Physik" - zunächst anonym, weil sie eine Frau ist.

Mit dem Lehrbuch erregt Émilie du Châtelet schließlich internationale Aufmerksamkeit. Sie wird zur Symbolfigur der weiblichen Gelehrten. In verschiedenen Kommentaren findet sie klare Worte zur Frauenfrage. "Ich würde Frauen an allen Menschenrechten teilhaben lassen, insbesondere an den geistigen." Am 10. September 1749 stirbt die Wissenschaftlerin.

In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:
  • in welches aristokratische Elternhaus Émilie du Châtelet geboren wird,
  • welche Talente sie schon als Mädchen hat,
  • wo sich Émilie und Voltaire zum ersten Mal begegnen,
  • welche Männer in ihrem Leben Ehemann, Liebhaber und Lebensgefährte sind,
  • warum Émilie du Châtelet im 19. Jahrhundert fast vergessen ist und heute wieder entdeckt wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Ruth Edith Hagengruber (Professorin für Philosophie an der Uni Paderborn)
  • Émilie du Châtelet: Der Frau Marquisinn von Chastellet Naturlehre an ihren Sohn. Halle und Leipzig 1743
  • Frauke Böttcher: Das mathematische und naturphilosophische Lernen und Arbeiten der Marquise du Châtelet (1706-1749). Wissenszugänge einer Frau im 18. Jahrhundert. Heidelberg 2013
  • Ruth Hagengruber, Hartmut Hecht (Hg.): Émilie du Châtelet und die deutsche Aufklärung. Wiesbaden 2019

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Autorin: Claudia Friedrich
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother

Rosa Schapire - Förderin des Expressionismus

Rosa Schapire - Förderin des Expressionismus WDR Zeitzeichen 09.09.2024 14:47 Min. Verfügbar bis 10.09.2099 WDR 5

Als eine der ersten Frauen studierte Rosa Schapire (geboren am 9.9.1874) Kunstgeschichte. Sie war emanzipiert, intellektuell und lebte für den aufkommenden Expressionismus.

Rosa Schapire ist eine der ersten Frauen, die in Kunstgeschichte promoviert. Sie ist Sammlerin, Mäzenin und Autorin. Vor allem aber ist sie glühende Verfechterin des Expressionismus. Der "Brücke"-Künstler Karl Schmidt-Rottluff wird zur Schlüsselfigur ihres Lebens. ***Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Susanne Wittek, Schapire-Biografin ***


"Schauderhaft", "Wahnsinnig", "Aufdringlich grell" - so urteilt die etablierte Kritik über den Expressionismus. Rosa Schapire dagegen erkennt die Kraft und die Tiefe in den Werken der jungen Männer, die sich 1905 in Dresden zur Künstlergruppe "Brücke" zusammengeschlossen hatten.

Als Frau ist sie im expressionistischen Milieu eine Ausnahmeerscheinung: Sie ist weder Muse noch Modell oder Ehefrau, sondern steht den Künstlern unabhängig gegenüber. Sie vermittelt deren Werke an Käufer und Museen und macht sie in Aufsätzen und Rezensionen bekannt.

Geboren wird Rosa Schapire am 9. September 1874 in Brody als vierte von fünf Töchtern einer jüdischen Familie. Sie wächst in einem weltoffenen, toleranten Elternhaus auf, später setzt sie sich konsequent für die Rechte von Frauen ein.

Aus ihrem beruflichen Interesse entstehen enge Freundschaften, die Künstler danken ihr für ihren Einsatz mit Bildern, Grafiken und Schmuck. 1939 besitzt Schapire eine Sammlung von mehr als 600 Werken. Besonders Karl Schmidt-Rottluff trifft sie mit seiner Kunst bis ins Innerste. Mit ihm bleibt Rosa bis zu ihrem Tod verbunden. Sie stirbt mit knapp 80 Jahren in der Eingangshalle der Tate Gallery. So wie sie es sich immer wieder gewünscht hat: "Nicht einen Tag länger leben als ich arbeiten kann."

In diesem Zeitzeichen erzählt Heide Soltau:
  • über Rosa Schapires Kampf für die Frauenemanzipation,
  • wie ihr Kontakt zur Künstlergruppe "Brücke" zustande kommt,
  • von der rätselhaften Beziehung zwischen Schapire und dem "Brücke"-Maler Schmidt-Rottluff,
  • wie ihre jüdische Herkunft und der Expressionismus Rosa Schapire im Nationalsozialismus in Bedrängnis bringen,
  • über ihren Neuanfang in London.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Susanne Wittek, Schapire-Biografin
  • Wolf Hildebrandt, genannt HIL, Künstler
  • Gerhard Wietek, Kunsthistoriker
  • Rosa und Anna Schapire: Sozialwissenschaft, Kunstgeschichte und Feminismus um 1900. Berlin, 2017
  • Susanne Wittek: "Es gibt keinen direkteren Weg zu mir als über Deine Kunst". Rosa Schapire im Spiegel ihrer Briefe an Karl Schmidt-Rottluff 1950 - 1954. Göttingen, 2022

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Autorin: Heide Soltau
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Sascha Schiemann

Nackter Marmor: Michelangelos David-Statue wird enthüllt

Nackter Marmor: Michelangelos David-Statue wird enthüllt WDR Zeitzeichen 08.09.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 09.09.2099 WDR 5

Die Bürger von Florenz kommen aus dem Staunen nicht heraus. Michelangelos Statue von David ist ein Quantensprung in der Skulpturenarbeit - und bis heute ein Wunderwerk.

Michelangelos David ist nicht nur ein Meisterwerk der Renaissance, sondern auch ein Zeugnis außergewöhnlicher künstlerischer Fähigkeiten. Der junge Bildhauer arbeitet unter schwierigsten Bedingungen drei Jahre lang an der Statue und verwendet dabei lediglich Schlagwerkzeuge, um die feinen Details herauszuarbeiten. ***Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen und Interviewpartner: Dr. Cecilie Hollberg, Historikerin und Direktorin der Galleria dell'Accademia Florenz und Prof.Antonio Forcellino, Kunsthistoriker und Restaurator, Rom ***


Es ist der 8. September 1504, als die Bürger von Florenz ehrfürchtig vor dem Palazzo Vecchio stehen und zum ersten Mal den Blick auf Michelangelos David erhaschen. Die monumentale, 5,17 Meter hohe Marmorstatue zeigt den biblischen Helden nicht als triumphierenden Sieger, sondern in einem Moment gespannter Erwartung: Die Schleuder über die Schulter gelegt, den Stein fest in der Hand, bereit, sich seinem übermächtigen Gegner Goliath zu stellen.

Ursprünglich ist die Statue für das Dach des Doms vorgesehen. Eine Kommission, darunter Leonardo da Vinci und Botticelli, beschließt jedoch, sie an einem würdigeren Ort aufzustellen – vor dem Palazzo Vecchio, dem politischen Zentrum der Stadt.

Dort wird die Statue des David zu einem Symbol für den Stolz und die Unabhängigkeit der Republik Florenz, und über 300 Jahre lang trotzt er Wind und Wetter, bevor er in die Galleria dell'Accademia verlegt wird.

In diesem Zeitzeichen erzählt Hildburg Heider:
  • wie Michelangelo den riesigen Marmorblock auswählt, der Jahrzehnte lang ungenutzt herumlag und bereits Spuren früherer, gescheiterter Künstler trägt,
  • warum Michelangelo bei der Bearbeitung des David weder Raspel noch Feile benutzt, und was seine besondere Technik ausmacht,
  • wie der Künstler bereits im unbehauenen Stein das fertige Werk sieht,
  • und warum er sich während der Arbeit am David hinter einem Bretterverschlag verstecken muss.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Antonio Forcellino: Michelangelo - Eine Biographie, München 2006.
  • Michelangelo: Leben und Werk in Daten und Bildern, Frankfurt/Mai 1975.
  • Michelangelo: Zeichnungen und Dichtungen, Frankfurt/Mai 1975.
  • Giorgio Vasari: Lebensgeschichten, Zürich 1980.
  • Harald Keller: Michelangelo. Zeichnungen und Dichtungen, Frankfurt 1975.
  • Giorgio Vasari: Vita di Michelangelo, Milano 1962.

Und das sind unsere Interviewpartner*innen:
  • Dr. Cecilie Hollberg (Historikerin und Direktorin der Galleria dell'Accademia Florenz)
  • Prof. Antonio Forcellino (Kunsthistoriker und Restaurator, Rom)
  • Paola Rosa (Restauratorin)
  • Thomas Wernicke (Besucher der Galleria dell'AccademiaElena)

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Hildburg Heider
Redaktion: Christoph Tiegel, Frank Zirpins
Technik: Thomas Bleul

Die Frau, die Salvador Dalí schuf: Muse Gala Dalí

Die Frau, die Salvador Dalí schuf: Muse Gala Dalí WDR Zeitzeichen 07.09.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 08.09.2099 WDR 5

Gala Dalí, geboren am 7.9.1894, ist kein hübsches Püppchen an der Seite eines Künstlers. Sie ist ein Mythos, Muse und Managerin.

Gala Dali nutzt ihre Fähigkeiten, um die Karrieren mehrerer großer Künstler zu fördern. Als Muse, als Ehefrau, aber auch als Managerin. Darunter Paul Éluard und Max Ernst, bevor sie an der Seite Dalís selbst zur Ikone wird. ***Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Unda Hörner, Schriftstellerin ***


Gala Dalí, in Paul Éluards Gedichten wird sie zur Göttin stilisiert, in Dalís Gemälden als Madonna und Traumvision dargestellt. Geboren in Russland, unter dem Namen Jelena Dmitrievna Diakonova, führt ihr außergewöhnlicher Lebensweg sie durch die intellektuellen Kreise Europas. Früh erkennt sie, dass Schönheit, Charisma und Selbstinszenierung mächtige Werkzeuge sind.

In einer Zeit, in der Frauen oft auf die Rolle der stillen Unterstützerin reduziert werden, tritt Gala selbstbewusst auf und nimmt nicht nur Einfluss auf den kreativen Prozess: Mit scharfem Geschäftssinn und großer Entschlossenheit hilft sie Dalí, sich in der Kunstwelt zu etablieren und sorgt dafür, dass sein exzentrisches Image weltweit bekannt wird.

Gala und Salvador Dalí werden zu einer einzigartigen öffentlichen Persona, in der Kunst und Leben nahtlos ineinander übergehen. Ihr Zusammenspiel von künstlerischer Inspiration und geschicktem Management macht sie zu einem legendären Paar, das bis heute die Vorstellung von der idealisierten Verbindung zwischen Künstler und Muse prägt. Dabei bewegen sie sich stets im Spannungsfeld zwischen Mythos und Realität.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:
  • warum die junge Jelena ihren Namen in Gala ändert,
  • wie sie die strengen gesellschaftlichen Normen des vorrevolutionären Russlands hinter sich lässt, um ein freieres Leben zu führen,
  • warum sie als junge Frau in die Schweiz geschickt wird, und wie dies ihr Leben verändert,
  • weshalb die Pariser Dadaisten Gala als Bedrohung empfinden und wie sie dennoch ihren Platz in der Kunstszene behauptet,
  • und warum sie gegen Ende ihres Lebens junge Gigolos um sich schart,

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Unda Hörner: Die realen Frauen der Surrealisten, Berlin 1998 (2024).
  • Unda Hörner: Am Horizont der Meere - Gala Dalí, Berlin 2019.
  • Michael Imhof: Dalí - Leben und Werk, Petersberg 2024.
  • Dominique Bona: Gala - mein Leben mit Éluard und Dalí, Frankfurt am Main 1998.
  • Paul Éluard: Liebesbriefe an Gala, Hamburg 1987.

Und das ist unsere Interviewpartnerin:
  • Unda Hörner, Schriftstellerin

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Autorin: Andrea Klasen
Redaktion: David Rother
Technik: Nico Söllner

Mit einer Harfe durch Berlin: Geburtstag von Luise Nordmann

Mit einer Harfe durch Berlin: Geburtstag von Luise Nordmann WDR Zeitzeichen 06.09.2024 14:38 Min. Verfügbar bis 07.09.2099 WDR 5

Fast vollständig blind ist Luise Nordmann bei ihrer Geburt am 06.09.1829. Sie lernt singen und bringt sich das Harfenspiel bei - und zieht mit dem Instrument durch die Berliner Hinterhöfe, um gegen ihre Armut anzugehen.

Sie selbst kann die Welt kaum erkennen, da sie mit einem Augenleiden geboren wird. So wird die Musik zur großen Leidenschaft von Luise Nordmann. Jahrzehntelang spielt sie Harfe und singt in den Hinterhöfen von Berlin und avanciert zur stadtbekannten "Harfenjule". *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Anna Viechtl (Harfenistin) Albrecht Hoffmann (Zille-Kenner und -Darsteller) ***


Als "Harfenjule" wird die Straßenmusikerin Luise Nordmann im kaiserlichen Berlin bekannt. Ihr Markenzeichen sind ein abgegriffener Strohhut und eine große Harfe auf ihrem Rücken. So zieht die halbblinde Frau durch die Hinterhöfe von Schöneberg, das im 19. Jahrhundert noch am Rand von Berlin liegt. Gebannt lauschen die Großstadtproletarier ihrer Musik. Zum Dank werfen diejenigen, die selbst nichts haben, ihr Geldstücke runter. Almosen, die Luise Nordmann dringend braucht, um sich und ihre kranke Schwester zu versorgen.

Ihren Ehemann und die Kinder hat Luise Nordmann da schon verloren. Einzig die Musik ist ihr geblieben, um über die Runden zu kommen. Dabei hat sie Glück im Unglück: Ein russischer Offizier hat sie als Kind singen gehört und bezahlte ihr Gesangsunterricht. Und ein Professor für Augenheilkunde operierte sie, sodass sie zumindest schemenhaft sehen kann. Zwei Helfer, die sie vor noch größerem Elends bewahren. Zur Legende wird sie vor allem durch Heinrich Zille, der sie mehrmals mit Harfe in den Elendsvierteln von Berlin zeichnet.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:
  • An welcher Krankheit Luise Nordmann ihre Familie verliert,
  • was sie dann nach Schöneberg verschlägt,
  • wie eine Harfenistin die Legende der "Harfenjule" bewertet,
  • welche Rolle der Maler Heinrich Zille im Leben der Harfenjule gespielt hat.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Anna Viechtl (Harfenistin)
  • Albrecht Hoffmann (Zille-Kenner und -Darsteller)

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Autor: Thomas Klug
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Antonia Herzog

05.09.1949: Der Tag, an dem Deutschland das Einkaufen neu lernte

05.09.1949: Der Tag, an dem Deutschland das Einkaufen neu lernte WDR Zeitzeichen 05.09.2024 13:46 Min. Verfügbar bis 06.09.2099 WDR 5

Die meisten Deutschen erledigen ihre Einkäufe heute im Supermarkt - doch das war nicht immer so: In den ersten Supermarkt traute sich 1949 zunächst kaum jemand hinein...

Vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und knapp ein Jahr nach Einführung der D-Mark als Währung herrscht in Deutschland noch "Mangelwirtschaft". Jeder Pfennig wird wohlüberlegt beim Metzger, Bäcker und Tante-Emma-Laden ausgegeben - das Gesamtbudget immer im Blick. Das ändert sich mit dem ersten Supermarkt in Deutschland. Hier findet die Hausfrau alles, was sie braucht - unter einem Dach und am Ende auf einer Rechnung. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Stefan Grubendorfer, Lebensmittelmarktleiter in Dortmund


Der Andrang in dem neuen Supermarkt ist zunächst verhalten: Die Menschen sind an ihren Metzger, ihren Bäcker und die Bedienung im Tante-Emma-Laden gewöhnt. Dort konnten sie beim Einkauf zwar Wünsche äußern, die Macht über Zuteilung und Qualität der Waren lag aber beim Verkäufer hinter der Theke. Das soll sich mit den Selbstbedienungsgeschäften ändern. Hier darf die Kundin selbst durch die Regale stöbern, die Waren in die Hand nehmen und aussuchen.

Die Idee kommt aus den USA, dem Mutterland des Konsums und dem Land, wo der Kunde König ist. Die neue Art des Einkaufs müssen die Deutschen erst lernen, viele sind skeptisch. Sie fühlen sich wie Diebe, die Waren nehmen, ohne sie vorher zu bezahlen und damit durch den Laden laufen. Doch die Hemmungen halten nicht lange an. Mit den steigenden Einkommen im Aufschwung der 1950er Jahre sprießen überall im Land Supermärkte - und der Tante-Emma-Laden hat allmählich ausgedient.

In diesem Zeitzeichen erzählt Kay Bandermann:
  • Wie der Supermarkt aus den USA nach Deutschland kommt,
  • warum der Essener Theo Albrecht 1962 die nächste Einkaufsrevolution auslöst,
  • über die folgende Machtbündelung im Lebensmittel-Einzelhandel,
  • wo der Tante-Emma-Laden heute eine Renaissance erlebt.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Stefan Grubendorfer, Lebensmittelmarktleiter in Dortmund
  • Eva Stüber, Institut für Handelsforschung in Köln
  • Jörg Lehnerdt, Handesexperte
  • Lars Jacobs, Inhaber des Dorfladens Rollesbroich/Eifel

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Kay Bandermann
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Sascha Schiemann

Geburtstag des Komponisten Anton Bruckner (am 04.09.1824)

Geburtstag des Komponisten Anton Bruckner (am 04.09.1824) WDR Zeitzeichen 04.09.2024 14:44 Min. Verfügbar bis 05.09.2099 WDR 5

Bis zu seinem 40. Lebensjahr verschreibt sich Anton Bruckner ganz der Orgelmusik – und sattelt dann auf Sinfonien um. Seine Vorbilder Beethoven und Wagner vereint er allen Kritikern zum Trotz in seinem eigenen Werk.

In Wien stößt Anton Bruckner auf erhebliche Widerstände: Als bekennender Verehrer Richard Wagners ist er im konservativen Wien isoliert und wird oft scharf kritisiert. Trotz dieser Anfeindungen bleibt der Komponist seiner Musik treu und verweigert jegliche Kompromisse: Das bringt ihm viele Feinde, aber auch treue Bewunderer. ***Das ist unser Interviewpartner: Felix Diergarten, Bruckner-Biograf***


In Wien bezeichnen die Kritiker seine Werke als "unnatürlich" und "aufgeblasen", doch Anton Bruckner lässt sich davon nicht beirren. Heute gilt er als einer der bedeutendsten Komponisten des 19. Jahrhunderts.
Mit seiner einzigartigen Fähigkeit, die sinfonische Tradition Beethovens mit der modernen Musiksprache Wagners zu verbinden, schafft er monumentale Werke, die bis heute faszinieren.

Geboren am 4. September 1824 in Ansfelden, beginnt Bruckner seine musikalische Laufbahn zunächst in der Kirchenmusik, bevor er sich in der Mitte seines Lebens der Sinfonik zuwendet. Trotz seines schwierigen Charakters und der oft harschen Kritik bleibt er seiner künstlerischen Vision treu.

Bruckner schreibt neun Sinfonien. Beginnend meist mit stillen, mystischen Klängen, zeichnen sie sich durch kraftvolle Steigerungen und eine enorme Ausdruckskraft aus. Heute zählt Bruckner zu den wichtigsten Vertretern der Romantik.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vratz:
  • wie die frühe Begegnung mit der größten Orgel der Donaumonarchie Bruckners Leidenschaft für die Musik entfacht,
  • welche Rolle der junge Theaterkapellmeister Otto Kitzler für Bruckners erste Orchesterwerke spielt,
  • wie Bruckner mit fast 40 Jahren beschließt, Sinfoniker zu werden,
  • wie tief Bruckner Richard Wagner verehrt und warum diese Bewunderung weitgehend einseitig bleibt,
  • und warum Bruckner seine Werke mehrfach überarbeitet, oft ohne sie vorher gehört zu haben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Wolfgang Johannes Bekh: Anton Bruckner. Biographie eines Unzeitgemäßen, Bergisch Gladbach 2001.
  • Felix Diergarten: Anton Bruckner. Ein Leben mit Musik, Kassel 2023.
  • Rüdiger Görner: Bruckner. Der Anarch in der Musik, 2024.
  • Hans-Joachim Hinrichsen (Hg.): Bruckner Handbuch, Stuttgart 2010.
  • Renate Ulm (Hg.): Die Symphonien Bruckners. Entstehung, Deutung, Wirkung, 2002.
  • Manfred Wagner: Bruckner. Leben, Werke, Dokumente, München 1993.

Und das ist unser Interviewpartner:
  • Felix Diergarten, Bruckner-Biograf

Weiterführende Links:

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christoph Vratz
Redaktion: Frank Zirpins

Diane de Poitiers: Die mächtige Favoritin Heinrichs II.

Diane de Poitiers: Die mächtige Favoritin Heinrichs II. WDR Zeitzeichen 03.09.2024 14:37 Min. Verfügbar bis 04.09.2034 WDR 5

Statt der Königin trug die Mätresse Diane de Poitiers (geb. 3.9.1499) bei feierlichen Anlässen die Kronjuwelen an der Seite des französischen Königs Heinrich II.

Diane de Poitiers ist eine bedeutende Mäzenin der Künste und Architektur. Das prächtige Schloss von Anet und die von ihr in Auftrag gegebenen Kunstwerke zeugen von ihrem Einfluss. In zahlreichen Porträts lässt sie ihre Beziehung zu Heinrich II verewigen: als Diana, die Göttin der Jagd und unterstreicht somit ihre Rolle als gebildete und einflussreiche Förderin ihrer Zeit. ***Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Professor Sigrid Ruby, Kunsthistorikerin, Universität Gießen


Als Geliebte und Favoritin von König Heinrich II. übt Diane de Poitiers großen Einfluss am Hofe aus. Sie ist bekannt für ihre Schönheit, die sie mit Disziplin und strengen Ritualen pflegt. Noch berühmter ist ihr politisches Geschick und ihre Fähigkeit, sich in einer von Männern dominierten Welt durchzusetzen.

Trotz des Altersunterschieds von fast 20 Jahren ist ihre Beziehung zu Heinrich II. mehr als nur eine Liebesaffäre. Diane versteht es, ihre Position geschickt zu nutzen, sichert sich beträchtliche Ländereien und Titel und mischt sich in politische Entscheidungen ein.

Mit dem Tod Heinrichs II gerät Dianes Einfluss ins Wanken. Katharina von Medici übernimmt die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn, den neuen König.
Diane, lange Zeit die mächtigste Frau am Hof, muss sich zurückziehen. Anders als viele Mätressen vor ihr wird sie nicht enteignet, muss aber das prächtige Schloss von Chenonceaux gegen das weniger bedeutende Schloss Chaumont eintauschen.

Diane de Poitiers bleibt eine angesehene und wohlhabende, jedoch keine einflussreiche Frau. Im Alter von 66 Jahren stirbt sie auf ihrem Schloss von Anet.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
  • wie Diane de Poitiers als Hofdame am Austausch Heinrichs und seines Bruders aus spanischer Gefangenschaft beteiligt war,
  • welche mysteriösen Prophezeiungen des Nostradamus das Schicksal Heinrichs II. voraussagten,
  • warum Heinrich II. während eines Ritterturniers seine Standarte vor Diane senkte,
  • warum Diane de Poitiers nach dem Tod ihres Ehemanns ausschließlich in schwarz-weißer Witwenkleidung auftrat,
  • von den poetischen Liebesversen, die sich Diane de Poitiers und Heinrich II. angeblich schrieben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Sigrid Ruby: Mit Macht verbunden. Bilder der Favoritin im Frankreich der Renaissance, Breisgau 2010.
  • Sabine Appel: Katharina von Medici. Strategin der Macht und Pionierin der Neuzeit, Stuttgart 2018.
  • Benedetta Craveri: Königinnen und Mätressen. Die Macht der Frauen – von Katharina von Medici bis Marie Antoinette, München 2008.
  • Anka Muhlstein: Königinnen auf Zeit – Katharina von Medici, Maria von Medici, Anna von Österreich, Frankfurt am Main und Leipzig 2003.
  • Ivan Cloulas: Diane de Poitiers, Paris 1997.

Und das ist unsere Interviewpartnerin:
  • Professor Sigrid Ruby, Kunsthistorikerin, Universität Gießen

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Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Carolin Rückl, Matti Hesse
Technik: Jens Buchheister

Sonnensturm sorgt für Technik-Chaos auf der Erde (am 2.9.1859)

Sonnensturm sorgt für Technik-Chaos auf der Erde (am 2.9.1859) WDR Zeitzeichen 02.09.2024 14:46 Min. Verfügbar bis 03.09.2099 WDR 5

Polarlichter leuchten fernab der Pole, Telegrafen spielen verrückt, Stromleitungen brennen. Ursache ist ein Himmelsereignis: der bisher stärkste registrierte Sonnensturm.

Heute ist in jedem Schulbuch zu lesen, dass Polarlichter vom Sonnenwind ausgelöst werden, ein Teilchenstrom, der vom Magnetfeld der Erde abgelenkt wird und in den Polarregionen mit der oberen Erdatmosphäre wechselwirkt. 1859 aber ist dieser Zusammenhang noch völlig unklar. Richard Carrington beobachtet als erster einen Sonnensturm, der für einige Minuten die Welt durcheinander wirbelt. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Professor Sami Solanki, Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Göttingen Jens Berdermann, Leiter des Instituts für Solar-Terrestrische Physik der DLR, Neustrelitz***


Am 2. September 1859 steht Richard Christopher Carrington wie gewohnt in seinem Garten und schaut durch sein Teleskop. Schon seit 1853 zeichnet der Engländer systematisch seine Beobachtungen auf der Sonnenoberfläche auf. Plötzlich sieht er zwei Aufhellungen an einer Sonnenflecken-Gruppe, die er noch nie zuvor gesehen hat. Aber schon wenige Minuten später ist das außergewöhnliche Schauspiel vorbei.

Carrington ist nicht der einzige, der an diesem Tag staunt. In Caracas, Honolulu und Athen ist der Himmel von Polarlichtern erleuchtet, die – wie er Name schon sagt – gewöhnlich nur in nördliche Regionen zu sehen sind. Und als die Lichter in vollem Glanz erscheinen, spielen die Telegraphen verrückt: Die einen verschicken Meldungen, ohne dass sie an Batterien angeschlossen sind, bei den anderen entzündet sich ein Papier, das die Signale aufzeichnet.

Die Vermutung liegt nahe, dass die merkwürdigen Ereignisse mit dem Blitzen zusammenhängen, die Carrington beobachtet hat. Dieser mahnt zunächst mit akademischer Zurückhaltung, dass "eine Schwalbe noch keinen Sommer machen". Doch bald schon ist klar, dass er eine Sensation dokumentiert hat. Es ist zum ersten Mal, dass auf der Erde massive Einflüsse gesehen werden, die eindeutig auf die Sonne zurückzuführen sind.

Seine Beobachtungen gehen als Carrington Event in die Wissenschaftsgeschichte ein und begründen die Sonnenforschung.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martin Herzog:
  • warum der Sonnensturm von 1859 mehr als ein historisches Ereignis ist,
  • welche Schlüsse Wissenschaftler heute noch aus den Aufzeichnungen von Richard Carrington ziehen,
  • wieso alte Bäume Spuren von Sonnenstürmen enthalten können,
  • welche Auswirkungen auf die moderne Technik ein Sonnensturm haben könnte,
  • wie Forschende versuchen, das Weltall-Wetter vorherzusagen.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Professor Sami Solanki, Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Göttingen
  • Jens Berdermann, Leiter des Instituts für Solar-Terrestrische Physik der DLR, Neustrelitz

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Autor: Martin Herzog
Redaktion: Carolin Rückl, Sefa Inci Suvak

"Mein Weg zu Hitler": Kurioses Preisausschreiben 1934

"Mein Weg zu Hitler": Kurioses Preisausschreiben 1934 WDR Zeitzeichen 01.09.2024 14:47 Min. Verfügbar bis 02.09.2099 WDR 5

Ein US-Wissenschaftler will 1934 herausfinden, warum sich Menschen früh den Nazis angeschlossen haben. Er verspricht 125 Reichsmark für den glaubwürdigsten Aufsatz begeisterter Hitler-Anhänger - und die schreiben gerne drauflos...

Was sind das für Menschen, die blindlings Adolf Hitler folgen? Das fragt sich auch Theodore Abel, der die Idee zu diesem Preisausschreiben hat. Der 37-jährige Soziologie-Professor, im polnischen Lodz geboren und 1925 in die USA ausgewandert, will mittels persönlicher Geschichten die US-Öffentlichkeit über Nazi-Deutschland informieren. Die mehr als 600 eingereichten Beiträge zum Preisausschreiben zeigen: Es sind ganz normale Leute, die sich da für den Nationalsozialismus begeistern. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Wieland Giebel, Herausgeber von "Warum ich Nazi wurde. Biogramme früher Nationalsozialisten – Die einzigartige Sammlung des Theodore Abel", Berlin 2018


Das Preisausschreiben um die beste Nazi-Geschichte wird nicht etwa von der NSDAP ausgeschrieben. Es findet unter der Schirmherrschaft der New Yorker Columbia University statt. Die Idee dahinter: Der US-Forscher Theodore Abele will mit den persönlichen Geschichten die Amerikaner über Nazi-Deutschland informieren. Auf einer Deutschlandreise hatte er bemerkt, dass viele Hitler-Anhänger nach dessen Machtübernahme gerne über ihre schon lange währende Gesinnung plaudern.

"Jede Person, unabhängig von Geschlecht oder Alter, die vor dem 1. Januar 1933 Mitglied der nationalsozialistischen Partei war oder mit der Bewegung sympathisiert hat, kann an diesem Wettbewerb teilnehmen." So erscheint der Aufruf im Frühsommer 1934 in verschiedenen NSDAP-Parteiblättern, für die beste Nazi-Geschichte winken 125 Reichsmark.

Zum Einsendeschluss am 1. September 1934 werden 683 Beiträge eingeschickt. Sie zeigen, dass Arbeiter und Adelige, Krankenschwestern und höhere Töchter zu den frühen Nationalsozialisten zählen. Triumphierend beschreiben die Hitler-Anhänger, wie sie in den 20er Jahren verlacht und ausgegrenzt worden sind, aber niemals an der Mission Hitlers gezweifelt haben. Ihre Nazi-Begeisterung resultiert aus einer Kränkung über den verlorenen Krieg, der Sehnsucht nach einem starken Führer, die Angst vor einem sozialen Abstieg, völkischen Fantasien – und einem tiefen Antisemitismus.

Als Theodore Abel 1938 sein Buch "Why Hitler came into Power" herausbringt, ist das Interesse an den Geschichten jedoch gering. Längst ist den US-Amerikanern klar, dass Nazi-Deutschland zu einer großen Bedrohung geworden ist und Krieg in der Luft liegt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
  • warum die NSDAP das Preisausschreiben unterstützt,
  • wie in den Briefen die Judenverfolgung gerechtfertigt wird,
  • dass die Verehrung Hitlers religiösen Kulten ähnelt,
  • dass Theodore Abel die eingereichten Beiträge erst zwei Jahre später erhält,
  • wo die Briefe heute für alle zugänglich im Netz sind.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Wieland Giebel (Hrsg.): "Warum ich Nazi wurde. Biogramme früher Nationalsozialisten – Die einzigartige Sammlung des Theodore Abel", Berlin 2018
  • Sven Felix Kellerhoff: "Die NSDAP. Eine Partei und ihre Mitglieder", Stuttgart 2017
  • Katja Kosubek: "‘genauso konsequent sozialistisch wie national!‘ – Die Alten Kämpferinnen der NSDAP vor 1933", Göttingen 2017
  • Theodore Fred Abel papers – alle Beiträge digitalisiert

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Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: David Rother
Technik: Theo Kramer

Die russischen Streitkräfte verlassen Berlin (am 31.8.1994)

Die russischen Streitkräfte verlassen Berlin (am 31.8.1994) WDR Zeitzeichen 31.08.2024 14:51 Min. Verfügbar bis 01.09.2099 WDR 5

Wie kam es zum Abzug dieser gigantischen Armee aus Ostdeutschland, mit dem bis zur Wende niemand gerechnet hätte – und warum ist das heute noch wichtig?

Zur Zeit der DDR sind die besten Truppenverbände der Sowjetunion dort stationiert. Eine halbe Million Soldaten der Roten Armee, die einst Hitler bezwang, Berlin im Häuserkampf eroberte und im Zweiten Weltkrieg mit Abstand die meisten Toten zu beklagen hatte. Es ist auch die Rote Armee, die 1953 mit wenigen Panzern eine Million protestierende DDR-Bürger zurück in ihre Häuser jagte. Am 31. August 1994 ziehen die letzten Soldaten der Roten Armee freiwillig nach Hause, das wiedervereinigte Deutschland wird frei von "verbündeten" ausländischen Soldaten. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Ilko-Sascha Kowalczuk (Historiker, Berlin) Dr. Wolfgang Puwalla (ehem. Vorsteher Bundesvermögensamt Potsdam) ***


Bis heute wird Michail Gorbatschow in Deutschland und den USA dafür gefeiert, dass er während der Wende die Panzer zurückgehalten hat. Dabei geht es dem Präsidenten der Sowjetunion weniger um die deutsche Einheit als um die Rettung seines eigenen Landes. Gorbatschow hofft, dass er durch eine neue Offenheit (Glasnost) und den Umbau des Systems (Perestroika) den Kern seines Imperiums bewahren kann.

Immerhin: Michail Gorbatschow ebnet den Weg für die deutsche Wiedervereinigung. Dazu gehört auch, dass die russischen Truppen möglichst schnell und reibungslos das Gebiet der ehemaligen DDR verlassen. Über Altlasten, Bodenverseuchungen und private Geschäfte der Russen mit Inventar wird dabei oft hinweggesehen.

Am 31. August 1994 ist es dann so weit. Fünf Jahrzehnte nachdem die sowjetische Armee das Gebiet des damaligen Deutschen Reiches erreicht hat, verlassen russische Soldaten wieder Deutschland. "Sie gehen nicht als Besatzung, sie gehen als Partner, sie gehen als Freunde", sagt Bundeskanzler Helmut Kohl während der feierlichen Abschiedszeremonie in Berlin. Deutsche und Russen stünden jetzt am Anfang einer neuen guten Zusammenarbeit.
Der russische Präsident Boris Jelzin betont ebenfalls, er vertraue auf das vereinte, erneuerte Deutschland. Russland dürfe von Europa nicht abgekoppelt werden.

Ein Festakt voller Zuversicht für ein friedliches Miteinander beider Seiten. Doch es kommt anders, drei Jahrzehnte später, hat Wladimir Putin die Ukraine überfallen und es herrscht eisige Kälte zwischen Deutschland und Russland.

In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
  • welche Rolle Wladimir Putin als KGB-Offizier bei der Wiedervereinigung gespielt hat,
  • warum die USA darauf gepocht haben, dass die Osterweiterung der Nato nicht mit Russland verhandelt werden soll,
  • über gemeinsame Saunabesuche und viel Wodka, den Deutsche und Russen während der Abzugsphase der russischen Armee zusammen getrunken haben,
  • wie Boris Jelzin bei der Feier zum Abzug der russischen Truppen von "ewigen Frieden für den ganzen Planeten" spricht.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Ilko-Sascha Kowalczuk (Historiker, Berlin)
  • Dr. Wolfgang Puwalla (ehem. Vorsteher Bundesvermögensamt Potsdam)
  • Ilko-Sascha Kowalczuk, Stefan Wolle: Roter Stern über Deutschland: Sowjetische Truppen in der DDR, Berlin, 2010

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Autor: Heiner Wember
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Alexander Buske

Der Jungfernflug der US-Raumfähre "Discovery" (am 30.8.1984)

Der Jungfernflug der US-Raumfähre "Discovery" (am 30.8.1984) WDR Zeitzeichen 30.08.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 31.08.2099 WDR 5

Der Start ist holprig – doch dann wird das US-Space-Shuttle "Discovery" zur Legende der NASA-Raumfahrt.

Fast 27 Jahre ist die "Discovery" für die NASA im Einsatz. Ihr Jungfernflug findet am 30. August 1984 statt – anschließend schreibt sie mehrfach Geschichte. So bringt sie etwa das Weltraumteleskop "Hubble" ins All und ist das erste Shuttle, das unter dem Kommando einer Frau fliegt. Seit dem Ende ihres 39. Ausflugs in die Erdumlaufbahn ist die Discovery ein Museumsstück. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Harald Hiesinger (Planetologe, Universität Münster und ESA Berater), Gerhard Thiele (Physiker und ehemaliger Astronaut) ***


Bis heute war das Space Shuttle der bislang einzige für bemannte Raumflüge eingesetzte Raumfährentyp. Mit 39 Missionen ist die Discovery das am häufigsten eingesetzte Space Shuttle in der Geschichte der NASA. Robust und zuverlässig meistert das Weltraumfahrzeug all seine Aufgaben – vom Jungfernflug am 30. August 1984 bis zur letzten Landung am 9. März 2011. Dann ist Schluss: Nach knapp 240 Millionen absolvierten Flugkilometern wird die Discovery in den Ruhestand geschickt.

Benannt ist die Discovery nach einem der Schiffe, mit denen James Cook den Pazifik befahren und 1778 Hawaii entdeckt hat. Und genau wie ihr schwimmender Namensvetter schreibt auch die US-Raumfähre Geschichte: Sie ist das Space Shuttle, mit dem sowohl nach der Challenger-Katastrophe 1986 als auch nach der Explosion der Columbia 2003 die bemannte Raumfahrt wieder aufgenommen wird. Im April 1990 schauen Millionen Menschen dabei zu, wie die Discovery das zwölf Tonnen schwere Weltraumteleskop "Hubble" ins All hievt.

Die Discovery hebt aber auch ab, um Politik zu machen. Mit Sergei Krikaljow hat sie 1994 zum ersten Mal einen Kosmonauten an Bord. Ein Jahr später ist sie die erste US-Raumfähre, die sich der russischen Station "Mir" bis auf wenige Meter nähert. Beides soll die Kooperation der einstigen Gegner im Orbit demonstrieren.

Mittlerweile ist die Reise der Discovery zu Ende und das Space Shuttle ein Ausstellungsstück: Die alte Weltraumdame lässt sich im Smithsonian Museum in Washington bestaunen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:
  • Warum der Jungfernflug der Discovery gleich zweimal verschoben wird,
  • welche zwei deutschen Astronauten an Bord der Discovery ins All fliegen,
  • was für immense Kosten das US-Space-Shuttle-Programm verursacht,
  • von der "Enterprise" als Prototyp der Space Shuttles und einer defekten ISS-Toilette,
  • mit welchen Worten Captain Kirk die Discovery verabschiedet.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Harald Hiesinger (Planetologe, Universität Münster und ESA Berater)
  • Gerhard Thiele (Physiker und ehemaliger Astronaut)

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Martina Meißner
Redaktion: Matti Hesse

Debüt-LP von Oasis: Die größten Stars der Britpop-Ära?

Debüt-LP von Oasis: Die größten Stars der Britpop-Ära? WDR Zeitzeichen 29.08.2024 14:42 Min. Verfügbar bis 30.08.2099 WDR 5

Aus der Gosse zum Superstar: Mit ihrer Debüt-LP "Definitely Maybe" katapultiert sich "Oasis" am 29.8.1994 in den Pop-Olymp. Sänger Liam und Gitarrist Noel Gallagher bekommt der Ruhm schlecht.

Am 29.08.1994 wird in Manchester Geschichte geschrieben: Oasis veröffentlichen ihr Debütalbum "Definitely Maybe". Fünf ganz gewöhnliche Working-Class-Jungs, die mehr als nur die Musikwelt nachhaltig verändern werden. Sie liefern den Soundtrack einer Generation. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Christian Seidl (Journalist und Autor), Thees Uhlmann (Musiker und Autor) ***


Nicht Elvis, nicht die Beatles, nicht Michael Jackson: Es ist das Debütalbum "Definitely Maybe" von Oasis, das sich in seiner ersten Marktwoche häufiger verkauft als jedes andere zuvor in den britischen Charts. Die Platte erscheint am 29. August 1994 - und macht die fünf einfachen Jungs aus Burnage über Nacht zu Stars.

Herz und Seele von Oasis sind zwei Brüder, die kaum unterschiedlicher sein könnten: Noel und Liam Gallagher. Sie können nicht miteinander und brauchen sich doch. Ihre offen ausgetragenen Querelen sorgen für großen Unterhaltungswert und steigern gleichzeitig ihre Bekanntheit. In kürzester Zeit wird Oasis zu einer der erfolgreichsten Bands des 20. Jahrhunderts - dabei geht ihr Einfluss weit über das musikalische hinaus.

Auf ihrem Höhepunkt spielt Oasis 1996 in Knebworth vor insgesamt 250.000 Menschen an zwei Tagen, die BBC überträgt live. Es ist die Blüte des Britpop, ein Wochenende für die Geschichtsbücher. Aber nach dem Rausch kommt der Kater für die Gallagher-Brüder. Der plötzliche Ruhm, das Geld und die Versuchungen überfordern Noel und Liam zusehends.

2009 verlässt Noel Gallagher die Band im Streit. Kurz darauf löst sie sich auf - und kündigt erst kurz vor dem Jubiläum der Debüt-LP eine Wiedervereinigung an. Was bis dahin bleibt, ist der Soundtrack einer Generation - und die Erinnerung an die richtige Band zur richtigen Zeit.

In diesem Zeitzeichen erzählt Jonas Colsman:
  • Von Liam Gallaghers eintönigem Leben vor Oasis,
  • vom kometenhaften Aufstieg der fünf Working-Class-Jungs
  • wie unterschiedlich die Gallagher-Brüder ticken - beruflich und privat,
  • warum nicht nur die Popkultur, sondern auch die Politik von Oasis profitiert,
  • wie Drogen, Streit und Leistungsdruck das Aus der Band besiegeln.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Christian Seidl (Journalist und Autor)
  • Thees Uhlmann (Musiker und Autor)
  • Christian Seidl: Oasis - What's the story? (1996)
  • John Harris: The Last Party - Britpop, Blair and the Demise of English Rock (2004)

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Autor: Jonas Colsman
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Annett Bastian

Raphael Lemkin, Vater der Völkermord-Konvention

Raphael Lemkin, Vater der Völkermord-Konvention WDR Zeitzeichen 28.08.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 29.08.2099 WDR 5

Wenn ein Mörder für den Tod eines anderen Menschen büßt, wer büßt für den Mord an ganzen Volksgruppen? Die Frage bewegt Raphael Lemkin bis zu seinem Tod am 28.8.1959.

Es ist ein langer und zäher Weg: Der Jurist Raphael Lemkin kämpft sein Leben lang dafür, dass Staaten für systematische Gewalt und Völkermord belangt werden können. 1948 ist Lemkin am Ziel: Die Vereinten Nationen verabschieden die Völkermord-Konvention. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Professor Christoph Safferling (Völkerrechtler, Universität Erlangen-Nürnberg), Raphael Lemkin: Axis Rule in Occupied Europe. Washington 1944 Raphael Lemkin: Ohne Auftrag. Autobiografie. Bochum 2020 ***


In Berlin steht 1921 ein Armenier vor Gericht, der einen Türken auf offener Straße erschossen haben soll. Das Opfer war einer der Organisatoren des Völkermords an den Armeniern ein paar Jahre zuvor durch das Osmanische Reich. Durch den Prozess erfährt eine breite Öffentlichkeit von den mehr als 1,5 Millionen Armeniern, die durch Zwangsräumungen und Todesmärsche ums Leben kamen.

Und der Prozess zeigt eine Lücke im internationalen Gesetz auf, die den Jurastudenten Raphael Lemkin im seinerzeit polnischen Lemberg nicht mehr loslässt: "Die Ermordung eines Individuums ist ein Verbrechen. Ist es dagegen kein Verbrechen, mehr als eine Million Menschen zu töten?"

Raphael Lemkin reist in den 1930er Jahren mit Vorschlägen für ein internationales Gesetz zum Schutz von Minderheiten zu mehreren europäischen Konferenzen: Endlich sollen Volksgruppen vor der Vernichtung durch die eigene Regierung geschützt werden. Vergeblich. Lemkin selbst muss als polnischer Jude vor den Nationalsozialisten fliehen und rettet sich in die USA. Im Gepäck hat er Dokumente, die Hitlers systematische Vernichtung der Juden juristisch beweisen sollen.

Raphael Lemkins Hartnäckigkeit zahlt sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg aus: Die Vollversammlung der Vereinten Nationen nimmt 1948 einstimmig ein Gesetz zur Verhütung und Bestrafung von Völkermord an. Raphael Lemkin geht als Vater der Völkermord-Konvention in die Geschichte ein.

In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:
  • Warum Raphael Lemkin 1933 seinen Job als Staatsanwalt in Warschau verliert,
  • über Raphael Lemkins Flucht vor den Nationalsozialisten nach Schweden und in die USA,
  • wieso der Jurist mit seiner Hartnäckigkeit von einigen als unangenehmer Mensch empfunden wurde,
  • warum die Völkermord-Konvention ein großer Erfolg ist, aber auch viele Mängel aufweist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Professor Christoph Safferling (Völkerrechtler, Universität Erlangen-Nürnberg)
  • Raphael Lemkin: Axis Rule in Occupied Europe. Washington 1944
  • Raphael Lemkin: Ohne Auftrag. Autobiografie. Bochum 2020
  • Smantha Power: "A problem from Hell". America and the Age of Genocide. New York 2007
  • Philippe Sands: Rückkehr nach Lemberg. Über die Ursprünge von Genozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Eine persönliche Geschichte. Frankfurt am Main 2018

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Autorin: Almut Finck
Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse

Hamburger Original und Herz des Ohnsorgtheaters: Heidi Kabel

Hamburger Original und Herz des Ohnsorgtheaters: Heidi Kabel WDR Zeitzeichen 27.08.2024 14:40 Min. Verfügbar bis 28.08.2099 WDR 5

Heidi Kabel, geboren am 27.81914 in einem gutbürgerlichen Haushalt an der Große Bleichen. In dieser Straße wird sie später zum Star: auf der Bühne des Ohnsorgtheaters.

Tratschtante, Hausdrachen, alte Schrulle - Heidi Kabel füllt diese Frauenrollen mit Mutterwitz und Menschenkenntnis. Mehr als 65 Jahre ist die gebürtige Hamburgerin Inbegriff einer Vollblut-Volksschauspielerin und das Aushängeschild des berühmten Ohnsorg-Theaters. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Heiko und Hilde Mahler, Kinder von Heidi Kabel ***


Heidi Bertha Auguste Kabel kommt am 27. August 1914 in Hamburg in derselben Straße zur Welt, in der 22 Jahre später der Bibliothekar Richard Ohnsorg eine Bleibe für seine Niederdeutsche Bühne findet. Heidis Vater leitet eine Druckerei, die Mutter erzieht Heidi mit strenger Hand. Dazu gehört, dass die Kinder keine Gefühle zeigen dürfen. Heidi Kabel sieht es später als Vorteil, weil sie gelernt habe, sich zusammenzunehmen.

Die Eltern wollen, dass sie Konzertpianistin wird. Doch sie entscheidet sich fürs Theater. 1933 hebt sich am Theater von Richard Ohnsorg zum ersten Mal der Vorhang für sie. 1938 feiert sie ihre Filmpremiere mit "Ein Mädchen geht an Land". Nach dem Krieg übernimmt ihr Ehemann Hans Mahler das Ohnsorg-Theater und die beiden starten mit ihrem Mundart-Theater durch.

Mit Kittelschürze und Kopftuch spielt sich Heidi Kabel ins kollektive Gedächtnis von Generationen. Schrullig, derbe und kratzbürstig inszeniert sie den Typus der forschen norddeutschen Nachkriegsfrauen, als Hausmeisterin, Mutter und Schwiegermutter, als Giftspritze, Krawallschachtel, Hausdrache und Tratschtante. Fernseh-Übertragungen aus dem Ohnsorg-Theater erreichen oft Einschaltquoten von 80 Prozent. Zu den Klassikern gehören "Vater Philipp", "Die Kartenlegerin" und "Tratsch im Treppenhaus".

Am Silvesterabend 1998, mit 84 Jahren, verabschiedet sich die Volksschauspielerin auf der Bühne des Ohnsorg-Theaters von ihrem Publikum. 2010 stirbt Heidi Kabel in Hamburg.

In diesem Zeitzeichen erzählt Steffi Tenhaven:
  • Über die Mitgliedschaft von Heidi Kabel in der NS-Frauenschaft,
  • dass Wolfgang Borchert ein Gedicht für sie geschrieben hat,
  • wie Heidi Kabel mit dem Schifferklavier durch Kneipen getingelt ist,
  • was ihre Tochter Hilde über die Zusammenarbeit mit der Mutter sagt,
  • wie das Verhältnis zum Kölner Volkstheater von Willi Millowitsch gewesen ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Heiko Mahler, Sohn von Heidi Kabel,
  • Heidi Mahler, Tochter von Heidi Kabel
  • Jürgen Lucke, Maskenbildner

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Autorin: Steffi Tenhaven
Redaktion: Christoph Tiegel und Seva Suvak

Vom Sklaven zum Kaiser von Haiti: Faustin I.

Vom Sklaven zum Kaiser von Haiti: Faustin I. WDR Zeitzeichen 26.08.2024 14:47 Min. Verfügbar bis 27.08.2099 WDR 5

Faustin Soulouque kann weder lesen noch schreiben. Die politische Elite betrachtet ihn als Marionette - bis er sich am 26.08.1849 zum Kaiser von Haiti ausrufen lässt.

Faustin Soulouque steigt im Kampf gegen die französische Kolonialmacht erst zum General, dann zum Präsidenten der neuen Republik Haiti auf. Die Macht halten nun nicht mehr die Weißen in der Hand, sondern die Haitianer mit je einem schwarzen und weißen Elternteil. Soulouque soll vor allem die Mehrheit der Schwarzen besänftigen, als Strohmann der hellhäutigeren Eliten. Doch Faustin Soulouque entpuppt sich als selbstbewusster - und brutaler Regent, der sich am 26. August 1849 zum Kaiser ausrufen lässt. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Anne Brüske (Kultur- und Literaturwissenschaftlerin, Professorin für Räumliche Dimensionen kultureller Prozesse an der Uni Regensburg) ***


Geboren wird Faustin Soulouque 1782 auf einer Plantage in Haiti, seine Eltern sind beide Sklaven. Elf Jahre später wird die Sklaverei abgeschafft. Die Macht erlangen aber künftig nicht die zahlenmäßig dominierenden Schwarzen, sondern die Haitianer mit je einem schwarzen und weißen Elternteil. Sie wurden früher aus der Sklaverei befreit, gelten als gebildeter.

Auch der Schwarze Faustin Soulouque lernt weder lesen noch schreiben, kann aber beim Militär Karriere machen. Im Unabhängigkeitskampf gegen die französische Kolonialmacht steigt er zum General auf. 1847 wählt ihn der Senat zum Präsidenten von Haiti. Durch seinen in der Armee gezeigten Gehorsam gilt der 64-Jährige als besonders geeignet für die gängige "Stellvertreterpolitik". Dabei sucht sich die hellhäutigere politische Elite einen Schwarzen, den sie wie eine Marionette führen kann.

Bei Faustin Soulouque geht die Strategie jedoch nicht auf. Im April 1848 ordnet der Präsident an, einen Teil der bisherigen politischen Führungsriege brutal zu eliminieren. Ein Jahr später, am 26. August 1849, lässt er sich vom Senat zum Kaiser ausrufen. Für seine Krönungsfeierlichkeiten greift Faustin I. tief in die Staatskasse. Er ordert eine Krone in Paris und legt sich nach französischem Vorbild einen eigenen Hofstaat an.

Politisch regiert Faustin I. immer brutaler, selbst ehemalige Weggefährten lässt er verschwinden. 1859 ist Schluss damit. General Fabre Nicolas Geffrard putscht mit 6.000 Soldaten gegen den Kaiser, der daraufhin nach Jamaika fliehen muss.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
  • Wer das größte Vorbild für Faustin I. ist,
  • mit welcher mörderischen Willkür er regiert hat,
  • warum Haiti Geld an seine ehemalige Kolonialmacht Frankreich bezahlt,
  • über den Rassismus internationaler Zeitungen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Anne Brüske (Kultur- und Literaturwissenschaftlerin, Professorin für Räumliche Dimensionen kultureller Prozesse an der Uni Regensburg)
  • Léon-François Hoffmann (unter Mitarbeit von Carl Hermann Middelanis): "Faustin Soulouque d'Haïti dans l'histoire et la littérature. Paris 2007
  • Walter L. Bernecker: Kleine Geschichte Haitis. Frankfurt am Main 1996

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Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Carolin Rückl und Sefa Suvak
Technik: Thomas Bleul

Adele Schopenhauer – eine Pionierin der weiblichen Kunst

Adele Schopenhauer – eine Pionierin der weiblichen Kunst WDR Zeitzeichen 25.08.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 26.08.2099 WDR 5

Schriftstellerin, Dichterin, Meisterin des Scherenschnitts: Adele Schopenhauer ist weit mehr als die Schwester des berühmten Philosophen. Am 25.8.1849 stirbt sie in Bonn.

Im 19. Jahrhundert ist es unerhört, dass eine Frau mit einem Mann auf Augenhöhe spricht: Doch Adele Schopenhauer lässt sich von Konventionen nicht einengen. Die Schwester des Philosophen Arthur Schopenhauer diskutiert mit Männern über Literatur, Kunst und Naturwissenschaften. Den Anstoß dafür hat sie ihm Salon ihrer Mutter erhalten. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen: Francessca Fabbri (Kunsthistorikerin in Weimar); Angela Steidele (Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin in Köln) ***


Adele Schopenhauer hat Glück. Ihre Mutter Johanna führt einen Salon, in dem sich die geistige Elite der Weimarer Klassik trifft. So lernt die junge Adele unter anderem Bettina von Arnim, Wilhelm Grimm, die Schlegels, Carl Maria von Weber, Felix Mendelssohn-Bartholdy und viele mehr kennen.

Dazu gehört auch Johann Wolfgang von Goethe. Der Dichter und Adele verstehen sich bestens. Er bildet sie als Vorleserin und Schauspielerin mit aus und führt sie in die Literatur ein. Das Mädchen wächst heran zwischen klassizistischen und romantischen Idealen, lernt Italienisch, Französisch, Englisch, musiziert, malt, stickt und entdeckt ihr Talent für den Scherenschnitt.

Später schreibt Adele Märchen, Novellen, Gedichte und Romane – doch alles mit mäßigem Erfolg. Erst als Reisende in Rom und Florenz erobert sie sich einen Platz in der patriarchalischen Welt. Sie diskutiert auf Augenhöhe mit Männern über Literatur, Kunst und Naturwissenschaften.

In diesem Zeitzeichen erzählt Doris Arp:
  • wie Adele Schopenhauer in einem unglücklichen Elternhaus aufwächst,
  • welche distanzierte Beziehung sie zu ihrem berühmten Bruder Arthur hat,
  • wer wohl die eigentlich große Liebe von Adele ist,
  • wodurch die Schriftstellerin ihre gesamte Mitgift verliert.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:
  • Francessca Fabbri (Kunsthistorikerin in Weimar)
  • Angela Steidele (Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin in Köln)
  • Adele Schopenhauer: Tagebuch einer Einsamen. Berlin 1985
  • Gabriele Büch: Alles Leben ist Traum – Adele Schopenhauer – Eine Biografie. Berlin 2002
  • Angela Steidele: Geschichte einer Liebe – Adele Schopenhauer und Silbylle Mertens. Berlin 2010
  • Lucca Müller: Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte. Köln 2023

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Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse
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Ein Politiker geht baden: Reichspräsident Ebert in Badehosen

Ein Politiker geht baden: Reichspräsident Ebert in Badehosen WDR Zeitzeichen 24.08.2024 15:23 Min. Verfügbar bis 25.08.2099 WDR 5

Am 24.08.1919 verunglimpfen seine Gegner den jüngst vereidigten Reichspräsidenten Ebert mit einem Skandalfoto. Politik mit Bademode - das wird noch heute gern gemacht.

Der erste Eindruck ist für damalige Verhältnisse verstörend: Das erste Bild des bis dahin in der Öffentlichkeit visuell unbekannten Friedrich Ebert zeigt den frisch vereidigten Reichspräsidenten in Badehosen. Das von der "Berliner Illustrierten Zeitung" gedruckte Foto sorgt für Häme. *** Das ist unsere Interviewpartnerin: Professorin Paula Diehl (Politikwissenschaftlerin an der Universität Kiel, lehrt und forscht zu politischer Repräsentation, Inszenierung und Populismus) ***


1919 wird in Deutschland die erste parlamentarische Demokratie gegründet. Der Sozialdemokrat Friedrich Ebert wird zu ihrem Repräsentanten gewählt und am 21. August auf die neue Verfassung vereidigt. Am selben Tag wird die Ausgabe der "Berliner Illustrierten Zeitung" verteilt, die eigentlich erst drei Tage später erscheinen soll.
Auf der Titelseite wird der neue Würdenträger zwar nicht nackt, aber doch ungehörig unbekleidet seinem Volk präsentiert wird. Man sieht Ebert und Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) in der damals keineswegs üblichen Badehose in der Ostsee stehen. Die Resonanz ist enorm. Ein Mann in Badekleidung gilt damals als äußerst unschicklich.
Das Foto wird als Postkarte tausendfach verschickt. Dazu kommen Karikaturen, Fotomontagen, Spottverse und Lieder. Bei Eberts öffentlichen Auftritten schwenken kaisertreue Gegner rote Badehosen. Sie nutzen das Ebert-Foto zur Herabwürdigung des Präsidenten und der jungen Demokratie, die mit ihm baden geht.

In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
  • in welchem Zusammenhang das Ebert-Foto entsteht,
  • mit welchem Reim das republikfeindliche Satireblatt "Kladderadatsch" Ebert verhöhnt,
  • in wie vielen Prozessen sich Ebert gegen die Verunglimpfungen wehrt,
  • welche Politiker sich ebenfalls oberkörperfrei fotografieren lassen,
  • wie solche Inszenierungen machtpolitisch und demokratietheoretisch einzuordnen sind.

Das ist unsere Interviewpartnerin:
  • Professorin Paula Diehl (Politikwissenschaftlerin an der Universität Kiel, lehrt und forscht zu politischer Repräsentation, Inszenierung und Populismus)

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Autor und Autorin: Ulrich Biermann und Veronika Bock
Redaktion: Carolin Rückl und Sefa Suvak

Ephraim Kishon: befreiendes Lachen über Satiren aus Israel

Ephraim Kishon: befreiendes Lachen über Satiren aus Israel WDR Zeitzeichen 23.08.2024 14:44 Min. Verfügbar bis 24.08.2099 WDR 5

Von Israel aus erobert Ephraim Kishon mit seinem feinsinnigen Humor die Herzen der Deutschen, wird gar ihr Lieblingsschriftsteller. Zur Welt kommt er in Ungarn am 23.8.1924.

Er ist ein Phänomen: Ephraim Kishon ist Verfasser kurzer humorvoller Geschichten, Glossenschreiber, politischer Kommentator, Bühnenautor und Filmregisseur. Kritik kann der Satiriker lässig beiseiteschieben - mit dem Verweis auf den Erfolg seiner Bücher. Es sind rund 43 Millionen verkaufte Exemplare bis heute. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Silja Behre (Literaturwissenschaftlerin und Kishon-Biographin Tel Aviv); Silja Behre: Ephraim Kishon - Ein Leben für den Humor. München 2024 ***


Erst stolzer Ungar. Dann verfolgter Jude. Schließlich entschiedener Israeli. Ein Schicksal, das in vielem typisch ist für das 20. Jahrhundert und das in Budapest beginnt. Denn dort wird Ephraim Kishon am 23. August 1924 geboren. Doch wie wird der Holocaustüberlebende zeitweise der beliebteste Autor der Deutschen?
Wohl weil der Satiriker Geschichten schreibt über mehr oder weniger normale Menschen, zwar mit exotischem Flair, aber gezeichnet wie die Nachbarn von nebenan. Sie schlagen sich herum mit Bürokraten, Waschmaschinen, Kindern und Ehefrauen und den Tücken des Alltags.
Alles ins Groteske übersteigert, heiter, komisch, nie bösartig und einfach brillant. Israel wird darin nicht nur zu einem Land wie andere auch – man kann, man darf darüber sogar lachen! Auch als Deutscher - ohne jedes schlechte Gewissen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Jutta Duhm-Heitzmann:
  • Wie Ephraim Kishons Geburtsname lautet und wie ein Beamter diesen umbenennt,
  • wovon die erste, im Zweiten Weltkrieg geschriebene Satire des Schriftstellers handelt,
  • was die israelischen Kritiker über seine Bücher sagen,
  • weshalb Kishons Erfolg in Deutschland auch ein Verdienst seines österreichischen Übersetzers ist,
  • welche politische Position Kishon einnimmt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Silja Behre (Literaturwissenschaftlerin und Kishon-Biographin Tel Aviv)
  • Silja Behre: Ephraim Kishon - Ein Leben für den Humor. München 2024

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Autorin: Jutta Duhm-Heitzmann
Redaktion: Christoph Tiegel und Frank Zirpins
Technik: Nico Söllner

Munchs Gemälde "Der Schrei" wird gestohlen (am 22.08.2004)

Munchs Gemälde "Der Schrei" wird gestohlen (am 22.08.2004) WDR Zeitzeichen 22.08.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 23.08.2099 WDR 5

Mitten am Tag wird eines der bedeutendsten Gemälde des Expressionismus gestohlen. Den Dieben geht es nicht um Munchs Meisterwerk, trotzdem verändert der Raub Museen.

Mit dem Bild "Der Schrei" wird der Expressionismus geboren: weg vom Naturalismus, dem realitätsgetreuen Abbilden der sichtbaren Welt, hin zum inneren Erleben, das sich in der Außenwelt spiegelt. Darum ist das Werk des norwegischen Künstlers Edvard Munch so kostbar. Das wissen auch die Diebe, die es bei einem Raub am helllichten Tag in Oslo entwenden. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Nils Ohlsen (Kunsthistoriker, Direktor des Kunstmuseums in Lillehammer); Ortrud Westheider, Michael Philipp, Daniel Zamani: Munch - Lebenslandschaft. Potsdam 2023 ***


Es ist ein Sonntagmorgen im August, als die beiden bewaffneten Männer in den Saal des Osloer Museums stürmen, in dem "Der Schrei" und die "Madonna" von Edvard Munch hängen. Die Besucher - Touristen - die sich darauf gefreut hatten, zwei Meisterwerke im Original zu sehen, finden sich in einem Albtraum wieder. Sie werden mit vorgehaltener Waffe zu Boden gezwungen.
Wenige Stunden später findet die Polizei einen kaputten Bilderrahmen und das Fluchtauto. Von den Tätern keine Spur, aber jede Menge Fragen: Warum stahlen sie zwei so berühmte Gemälde? Verkaufen lassen sich solche Werke nicht. Einzig Lösegeld kann man damit erpressen. Aber wofür? Oder für wen?
Die Bilder kann die Polizei erst zwei Jahre nach dem Raub sicherstellen. "Der Schrei", den Munch auf Pappe gemalt hatte, ist in keinem guten Zustand. Zwei Jahre dauert die Restaurierung. 2008 kann das berühmte Bild erstmals wieder ausgestellt werden. Der Raub des "Schrei" hat ein Umdenken in Sachen Sicherheitskonzept in Museen bewirkt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:
  • Wie viele Versionen des "Schrei" Edvard Munch gemalt hat und welche 2004 gestohlen wird,
  • welche lange Entstehungsgeschichte der "Schrei" hat,
  • wie eine Notiz auf der Rückseite der ersten Version des Bildes lautet,
  • warum der Raub des "Schrei" mit einem anderen spektakulären Verbrechen in Beziehung steht,
  • wo das sichergestellte Werk heute zu sehen ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Nils Ohlsen (Kunsthistoriker, Direktor des Kunstmuseums in Lillehammer)
  • Ortrud Westheider, Michael Philipp, Daniel Zamani: Munch - Lebenslandschaft. Potsdam 2023

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Autorin: Andrea Klasen
Redaktion: Carolin Rückl und Sefa Suvak
Technik: Sascha Schiemann

Der echte Verbrecherjäger aus Babylon Berlin: Ernst Gennat

Der echte Verbrecherjäger aus Babylon Berlin: Ernst Gennat WDR Zeitzeichen 21.08.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 22.08.2099 WDR 5

Der Berliner Polizist Ernst "Buddha" Gennat ist ein Schwergewicht der Kriminalistik, Leiter der ersten deutschen Mordinspektion. Der Kommissar vom Alexanderplatz stirbt am 21.8.1939.

Er hat in 33 Jahren Polizeidienst rund 300 Morde aufgeklärt: Seine Aufklärungsquote von mehr als 90 Prozent macht Ernst Gennat berühmt. Nicht nur Polizeikollegen sind beeindruckt. Auch Edgar Wallace, Charly Chaplin und Heinrich Mann kommen in den 1920er-Jahren zu ihm nach Berlin, auf der Suche nach Inspiration. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Volker Kutscher (Autor der Gereon-Rath-Krimi-Reihe) ***


Er ist ein Mann mit Ausstrahlung: Ernst Gennat, der Chef der Berliner "Mordinspektion", wird wegen seiner stoischen Ruhe "Buddha" genannt - und wegen seiner Leibesfülle. Diese bringt ihm von weniger respektvollen Zeitgenossen auch den Spitznamen "Der volle Ernst".

Gennats Leidenschaft für Kuchen ist in der ganzen Stadt bekannt. Seine Sekretärin platziert in seinem Büro am Alexanderplatz täglich Berge von Kuchen, von denen der Kommissar bei Besprechungen immer auch seinen Kollegen ein Stück anbietet.

Sein Erfolg basiert jedoch auf neuartigen Arbeitsweisen: Seine 1926 gegründete Abteilung ist ausschließlich für Todesfallermittlungen zuständig. Spezialisten ermitteln nun systematisch mithilfe der "Zentralen Mordkartei", die Gennat anlegen lässt. Dadurch können Zusammenhänge erkannt und aus Fehlern gelernt werden.

Das Schwergewicht unter den deutschen Kriminalisten stirbt an Magenkrebs, wenige Tage vor dem Überfall der Wehrmacht auf Polen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:
  • Weshalb Ernst Gennat Tür an Tür mit Verbrechern aufwächst,
  • was eine Leiche in einem Reisekorb mit seiner Karriere zu tun hat,
  • wie bahnbrechend Gennats "Mordauto" und dessen Ausstattung ist,
  • welche Rolle Folter bei seinem Umgang mit Tatverdächtigen spielt,
  • warum Ernst Gennat als Figur in Volker Kutschers Gereon-Rath-Krimi-Reihe auftaucht.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Volker Kutscher (Autor der Gereon-Rath-Krimi-Reihe)
  • Regina Stürickow (Historikerin, Autorin der Reihe "Kommissar Gennat und …")
  • Guido Adler (Leiter der Mordinspektion im Polizeipräsidium Düsseldorf)
  • Regina Stürikow: Kommissar Gennat ermittelt - Die Erfindung der Mordinspektion. Berlin 2016

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Autorin: Edda Dammmüller
Redaktion: Christoph Tiegel und Frank Zirpins
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Erste Eisdiele Deutschlands? Der Alsterpavillon wird eröffnet

Erste Eisdiele Deutschlands? Der Alsterpavillon wird eröffnet WDR Zeitzeichen 20.08.2024 13:42 Min. Verfügbar bis 21.08.2034 WDR 5

Gegründet hat ihn ein Migrant - ein Franzose in Hamburg. Er wusste wie man Speiseeis zubereitet und eröffnete am 20. August 1799 in der Hansestadt den Alsterpavillon.

Seine schillernde Geschichte ist eng mit dem Zeitgeschmack, der Kultur und der Politik verbunden: 1799 wird in Hamburg der Alsterpavillon eröffnet, von den Hamburgern mal "Kachelofen", mal auch "Kuchentempel" genannt. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Angelika Franke (Hamburg-Guides), Andreas Pfeiffer (www.mein-altes-hamburg.de) ***


Hamburg ist auch immer eine Stadt der Einwanderer. Und so sucht hier 1799 Vicomte Quatre Barbes, ein französischer Adliger, Zuflucht vor der Verfolgung in Frankreich. In der Freien und Hansestadt Hamburg gefällt es ihm so gut, dass er unbedingt ein Kaffee-Lokal am Wasser gründen möchte. Und so entsteht hier der "Franzosen-Pavillon", in dem sich betuchte Emigranten mit ihren Hamburger Freunden treffen.

Zur Eröffnung gibt es Champagner, Kuchen, Kaffee und Eis. Man sagt, der noch auf Pfählen errichtete erste Pavillon sei Deutschlands erste Eisdiele gewesen.
Im Laufe der Zeit kommen und gehen nicht nur die Betreiber, auch das Gebäude selber wird mehrfach abgerissen und wieder aufgebaut - meist prunkvoll und herrschaftlich. Hier verkehren Menschen, die den besser gebildeten und wohlhabenderen Schichten angehören. So gilt es unter den vielen Passagieren der großen Überseedampfer etwa als Muss, dieses Café besucht zu haben. Selbst Heinrich Heine setzt dem Alsterpavillon ein literarisches Denkmal. Später gastieren hier internationale Spitzenorchester.

1942 wird der Pavillon während eines Bombenangriffs zerstört. Er wird zwar später wieder aufgebaut, doch das einst berühmteste Kaffeehaus Europas wird nie wieder zu seinem alten Glanz zurückfinden.

In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:
  • dass der erste Alsterpavillon auf Pfählen errichtet wird,
  • wer der prominenteste Gast in den Anfangsjahren ist,
  • warum der prunkvolle vierte Pavillon von den Hamburgern schlicht "Kachelofen" genannt wird,
  • wie es zum Gammelfleisch-Skandal kommt,
  • welchen Namen die Hamburger dem heutigen (sechsten) Pavillon geben.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Angelika Franke (Hamburg-Guides)
  • Andreas Pfeiffer (mein-altes.hamburg)

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Autorin: Martina Meißner
Redaktion: Sefa Suvak
Technik: Alexander Buske

Reformer und Begründer des römischen Kaiserreichs: Augustus

Reformer und Begründer des römischen Kaiserreichs: Augustus WDR Zeitzeichen 19.08.2024 15:40 Min. Verfügbar bis 20.08.2099 WDR 5

Cäsars Ziehsohn gelingt, woran der scheiterte: Augustus stürzt die Republik und stirbt am 19.08.0014 als erster römischer Kaiser - weil er einen Fehler Cäsars vermeidet.

Nach der Ermordung Cäsars schlägt die Stunde seines Ziehsohns Augustus. Ihm gelingt es, die Welt nachhaltig zu verändern: als Feldherr, als Politiker - und als republikanischer Alleinherrscher. Er erschafft das römische Imperium neu. *** Das ist unser wichtigste Interviewpartner: Dr. Alexander Bätz (Althistoriker und wissenschaftlicher Bibliothekar an der Universität Konstanz) ***


Octavians Aufstieg zum ersten römischen Kaiser der Antike beginnt als Adoptivsohn Julius Cäsars. Nach dessen Ermordung 44 v. Chr. tritt der 19-Jährige Cäsars Erbe an, teilt die Macht aber zunächst mit Marcus Antonius und Aemilius Lepidus.

Octavian macht sich einen Namen als Feldherr und Kämpfer gegen die Piraterie. Mit klugen innen- und außenpolitischen Schachzügen und dank geschickter Klientelpolitik sichert er sich bald die uneingeschränkte Macht in Rom.

Als ihm der Senat am 16. Januar 27 v. Chr. den Ehrentitel "Augustus" (der Erhabene) verleiht, beginnt seine Regierungszeit als Kaiser, die er allerdings nicht im Sinne einer despotischen Alleinherrschaft versteht. Bis zu seinem Tod am 19. August 14 n. Chr. regiert er im Einklang mit den republikanischen Traditionen Roms.

In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:
  • Warum die Staatsform Republik in Rom an ihre Grenzen stößt,
  • dass den Römern Alleinherrscher eigentlich zuwider sind,
  • wie Augustus es schafft, den Staat komplett umzubauen,
  • welchen Fehler seiner Vorgänger er nicht begeht,
  • wie Augustus schließlich zum Bewahrer wird, der alles verändert hat.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dr. Alexander Bätz (Althistoriker und wissenschaftlicher Bibliothekar an der Universität Konstanz)
  • Christian Meier: Res publica amissa. Berlin 1980
  • Werner Eck: Augustus und seine Zeit. München 2014
  • Jochen Bleicken: Augustus. Eine Biographie. Berlin 1998
  • Angela Pabst: Kaiser Augustus. Neugestalter Roms. Stuttgart 2014

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Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: Carolin Rückl, Frank Zirpins

Am 18.08.1994 verliert McDonald's im "Hot Coffee Case"

Am 18.08.1994 verliert McDonald's im "Hot Coffee Case" WDR Zeitzeichen 18.08.2024 14:48 Min. Verfügbar bis 19.08.2099 WDR 5

Eine Frau verbrennt sich an McDonald’s-Kaffee, die Kette soll 2,9 Millionen Dollar zahlen. Der Fall wird zum Vorbild für US-Prozesse mit horrenden Schadenersatzsummen.

Der Fall mit dem heißen Kaffee und dem Schadenersatz in Millionenhöhe ist kurios - aber bei näherer Betrachtung komplexer, als er oft dargestellt wird. Und am Ende wird auch keine Millionen-Entschädigung mehr gezahlt. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Vincent Kästle (Jurist, Universität Frankfurt) ***


Das Unglück geschieht, als die 79-jährige Stella Liebeck Milch und Zucker in ihren Kaffee geben will. Auf dem Parkplatz einer McDonald‘s-Filiale verschüttet sie im Auto ihren gerade gekauften Kaffee. Die Folge: Verbrennungen dritten Grades, acht Tage Krankenhausaufenthalt, zwei Jahre medizinische Behandlung und Kosten von 20.000 Dollar.
Für Stella Liebeck ist klar: Verantwortlich ist die Firma McDonald’s, denn die serviere ihren Kaffee deutlich heißer als marktüblich. Und warne außerdem nicht ausreichend vor dieser Gefahr. Und Liebeck ist nicht allein. Schon in über 700 anderen Fällen haben sich Kunden wegen Verbrennungen durch McDonald’s-Kaffee beschwert.
Eine Geschworenen-Jury spricht Liebeck Schadenersatz zu: 2.860.000 Dollar. Doch in der Berufung wird die Summe deutlich reduziert. Am Ende steht ein Vergleich, dessen Höhe nicht veröffentlicht wird. Bis heute funktioniert das US-Schadenersatzrecht im Wesentlichen wie zu Stella Liebecks Zeiten.

In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Fischer:
  • Wie sich die zugesprochene Summe von 2,9 Millionen Dollar zusammensetzt,
  • wie aus 2,9 Millionen im Laufe der Zeit sagenhafte 8 Millionen werden,
  • dass auch kalte Produkte zu juristischen Problemen führen können,
  • welche Rolle dabei ein abgeschnittener Finger spielt.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Vincent Kästle (Jurist, Universität Frankfurt)

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Autorin: Jana Fischer
Redaktion: Carolin Rückl, Sefa Suvak

Das Jazz-Album "Kind of Blue" von Miles Davis erscheint

Das Jazz-Album "Kind of Blue" von Miles Davis erscheint WDR Zeitzeichen 17.08.2024 14:46 Min. Verfügbar bis 18.08.2099 WDR 5

Es gilt als das berühmteste, einflussreichste und kommerziell erfolgreichste Jazz-Album: Die Platte "Kind of Blue" des Jazz-Trompeters Miles Davis erscheint am 17.8.1959.

Seine bevorzugte Arbeitsweise: Mit einigen wenigen harmonischen und melodischen Skizzen ins Studio gehen und improvisieren. So nimmt der US-Trompeter Miles Davis auch seine Jazz-Platte "Kind of Blue" auf. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Nils Wülker (Jazztrompeter); Ali Askin (Komponist) ***


Manhattan, 2. März 1959: Ein Montagnachmittag im Columbia-Tonstudio an der 30. Straße. Der Bandleader und Trompeter Miles Davis bringt seinen Musikern nur ein paar flüchtige Notizen mit - auf losen Zetteln. Dann geht es los mit der Aufnahme zu einem Stück, das noch nicht einmal einen Titel besitzt.

Zwei Mal unterbricht der Produzent die Aufnahme, dann spielen Pianist Bill Evans und Kontrabassist Paul Chambers das Intro, das das berühmteste Album der Jazz-Geschichte einleitet: "Kind of Blue".

Weil Miles Davis und seine Musiker bei der ersten Aufnahmesession nicht fertig werden, braucht es eine zweite. Am 22. April 1959 sind dann alle fünf Stücke für die Jazz-Platte fertig. Nur wenige Wochen später wird das Album veröffentlicht: am 17. August 1959.

In diesem Zeitzeichen erzählt Stefan Mau:
  • Warum gerade "Kind of Blue" mit weit mehr als fünf Millionen verkauften Exemplaren so erfolgreich ist,
  • wie Miles Davis wenige Tage nach dem Erscheinen der Platte von einem Polizisten schwer verletzt wird,
  • welche Folgen eine rassistische Attacke für die Karriere von Davis hat,
  • weshalb sein cooles Auftreten mit italienischen Anzügen und Krawatten ein Vorbild für viele junge Schwarze ist,
  • aus welcher Familie der Musiker stammt.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Nils Wülker (Jazztrompeter)
  • Ali Askin (Komponist)

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Autor: Thomas Mau
Redaktion: Sefa Suvak

Das erste Smartphone der Welt: "IBM Simon"

Das erste Smartphone der Welt: "IBM Simon" WDR Zeitzeichen 16.08.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 17.08.2099 WDR 5

Das erste Smartphone ist das Apple i-Phone, oder? Nicht ganz, denn der Urahn aller Smartphones heißt "IBM Simon" und kommt am 16.8.1994 auf den amerikanischen Markt.

Aus heutiger Sicht klingt es simpel: Einfach nur Telefon und Computer verbinden - und schon ist das erste Smartphone der Welt fertig. Die Idee dazu hat ein IBM-Ingenieur. In Rekordzeit entwickelt er im Forschungslabor einen marktfähigen Prototypen, der von Mitsubishi produziert und 1994 von BellSouth auf den Markt gebracht wird. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Wayne Whitley (Ingenieur bei IBM, im Entwicklungsteam von "IBM Simon"); Frank Canova (Ideengeber im Entwicklungsteam von "IBM Simon"); Michael Mikolajczak (Kurator und Ausstellungsmacher im HNF Paderborn) ***


Zeitreise: Anfang der 1990er-Jahre sind Telefonzellen selbstverständlich, Wählscheiben üblich und schnurlose Festnetztelefone der letzte Schrei. Doch die rasende Entwicklung von der Rechenmaschine über den PC bis zum ersten Laptop zeigt, wie viel Freiheit mobile Lösungen bringen.
In Deutschland wird gerade das Telefonieren im Auto und beim Gehen auf der Straße populär. Also warum nicht Mobiltelefon und Computer zusammenbringen? Der US-Computerhersteller IBM, spezialisiert auf Rechenmaschinen, sucht gerade nach neuen Ideen und lässt seinem Entwicklungslabor freie Hand.
Der Elektronik-Ingenieur Frank Canova in Florida hat die zündende Idee: "Ich habe mich damals gefragt, wie eine Telefontastatur auf einem Screen aussehen würde." Die Lösung liegt für ihn in der Touchscreen-Technologie, damals kaum genutzt und sehr fehleranfällig. Mit seinem Team macht er einen Prototyp zum marktreifen Produkt, das von Mitsubishi Consumer Electronics produziert und der Telefonfirma BellSouth am 16. August 1994 auf den Markt gebracht wird.
Doch es werden nur 50.000 "IBM Simons" verkauft. Nach weniger als einem Jahr ist Schluss. Das Internet ist noch nicht so ausgebaut, dass das erste Smartphone der Welt sein Potenzial nutzen kann. Zudem kostet das Gerät 1.000 Dollar, wiegt ein Pfund und muss nach einer Stunde aufgeladen werden.

In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Magdanz:
  • Wie das erste Smartphone der Welt zu seinem Namen kommt,
  • mit welchen Problemen das IBM-Forscherteam zu kämpfen hat,
  • in wie vielen Wochen das fünfköpfige Team den Prototypen aus dem Boden stampft,
  • welche digitalen Apps im "IBMSimon" verbaut sind,
  • wann der Begriff Smartphone entsteht.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Wayne Whitley (Ingenieur bei IBM, im Entwicklungsteam von "IBMSimon")
  • Frank Canova (Ideengeber im Entwicklungsteam von "IBMSimon")
  • Michael Mikolajczak (Kurator und Ausstellungsmacher im HNF Paderborn)

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Autorin: Jana Magdanz
Redaktion: Sefa Inci Suvak
Technik: Sarah Fitzek

Nordic Noir: Geburtstag des Autoren Stieg Larsson (am 15.8.1954)

Nordic Noir: Geburtstag des Autoren Stieg Larsson (am 15.8.1954) WDR Zeitzeichen 15.08.2024 14:44 Min. Verfügbar bis 16.08.2034 WDR 5

In Schweden wird Stieg Larsson als Aufklärer gegen Rechtsextremismus bekannt. Den sensationellen Erfolg seiner Millennium-Trilogie kann er nicht mehr erleben.

Er ist gerade 50 geworden: Im Herbst 2004 stirbt der schwedische Autor Stieg Larsson nach einem Leben als Workaholic. Der Kämpfer gegen Rechtsextremismus hinterlässt ein Werk, das nach seinem Tod zum Bestseller wird: die "Millennium-Trilogie". *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Tobias Hübinette (Dozent an der Karlstad Universität, Schweden, Freund und Kollege von Stieg Larsson); Silja Maehl (Lektorin beim Heyne-Verlag, zuständig für die Bücher von Stieg Larsson); Stieg Larsson: Verblendung - Verdammnis - Vergebung (Millennium-Trilogie). München 2010 ***


"Verblendung", "Verdammnis", "Vergebung" - so heißen die drei Bände von Stieg Larssons "Millennium-Trilogie". Seit 2004 sind die drei Bücher weltweit mehr als 100 Millionen Mal verkauft worden.
Dahinter steckt keine kalkulierte Verlagsstrategie, sondern das Werk eines Autodidakten und Hobbyautors, der mit Mitte 40 ohne jede professionelle Hilfe seinen ersten Krimi schreibt. Es sind 2.150 Seiten zwischen Fantasie und Faktenfetischismus, gepaart mit verblüffender Souveränität in der Plotgestaltung und einem eigenwilligen Humor.
Der Antrieb dafür ist eine persönliche Mission des Autors: der Kampf gegen Rechtsradikalismus. Larsson gilt in Schweden als führender Experte auf diesem Gebiet. 1991 hat er dazu das Sachbuch-Standardwerk "Extremhögern" veröffentlicht. Wegen seines Engagements erhält er immer wieder anonyme Drohungen.
Doch Larsson lässt sich nicht einschüchtern - und hält mit dem ungesunden Lebensstil eines Workaholics dagegen: zu viel Zigaretten, Kaffee und Bier. Im Herbst 2004, kurz vor seinem publizistischen Erfolg, stirbt der Autor nach einem Herzinfarkt. Gerade ist er 50 geworden.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:
  • Welche Rolle der Großvater für Stieg Larssons Weltsicht spielt,
  • wer zu den literarischen Vorbildern des Autors gehört,
  • warum Larsson zu den Ermittlungen zu Olof Palmes Ermordung hinzugezogen wird,
  • was eine Vergewaltigung mit Larssons Faible für starke Frauen zu tun hat,
  • welchen Stellenwert die Demokratie für Larsson hat.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Tobias Hübinette (Dozent an der Karlstad Universität, Schweden, Freund und Kollege von Stieg Larsson)
  • Silja Maehl (Lektorin beim Heyne-Verlag, zuständig für die Bücher von Stieg Larsson)
  • Rosemarie Benke-Bursian (Expertin für Schwedenkrimis)
  • Stieg Larsson: Verblendung - Verdammnis - Vergebung (Millenium-Trilogie). München 2010

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Thomas Pfaff
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Christiane Blanke

Aufstand der FKK-Anhänger in der DDR (am 14.08.1954)

Aufstand der FKK-Anhänger in der DDR (am 14.08.1954) WDR Zeitzeichen 14.08.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 15.08.2099 WDR 5

Mehr Recht auf weniger Kleidung: Die Anhänger der Nacktbadekultur in der DDR rebellieren gegen Badehosen- und Bikini-Bekleidete. Und das mit teils rüden Methoden.

Nackt oder nicht nackt - diese Frage spaltet die DDR im Jahr 1954. Die einen schwören auf das textilfreie Baden am Strand, den anderen sind die Nudisten ein Dorn im Auge. Am 14. August wird FKK dann tatsächlich an der gesamten Ostseeküste verboten. Doch gegen das Nacktbaden als ein Stück Freiheit kann letztlich auch die Staatsführung der DDR nichts ausrichten. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Dr. Stefan Wolle, DDR-Museum Berlin


Nacktbaden gehört für viele DDR-Bürger zum gängigen Urlaubsvergnügen. 1982 erscheint sogar ein FKK-Reiseführer - dieser weist rund 40 offizielle Strände für Freikörperkultur aus. Doch diesen selbstverständlichen Umgang mit dem textilfreien Planschen gab es nicht immer.

Im Jahr 1954 tobt im Arbeiter- und Bauernstaat ein regelrechter Kulturkampf um das Für und Wider von Badebekleidung. Angeblich gipfelt der Konflikt darin, dass die Angezogenen überfallen und zwangsweise entkleidet werden. Das Ende vom Lied: Am 14. August 1954 tritt ein generelles Nacktbadeverbot für die gesamte Ostseeküste in Kraft.

Es folgt ein Sturm der Entrüstung. DDR-Bürger beschweren sich bei der Obrigkeit und schreiben an die Medien. Kultusminister Johannes R. Becher kontert mit dem pathosschweren Ausbruch: "Habt Mitleid! Zeigt Erbarmen! Schont die Augen der Nation!" Doch die Wahrheit ist: Unter den Nudisten befinden sich auch etliche SED-Mitglieder und sogar hochrangige Staatsbeamte.

Unter diesen Umständen ist es unmöglich, weiter auf das Nacktbadeverbot zu bestehen - und so wird es nach nur zwei Jahren wieder aufgehoben. Natürlich leise, schließlich trifft die SED ihre Entscheidungen immer im fantasierten Bewusstsein der Unfehlbarkeit. Berichtigungen passen da nicht ins Bild. Doch zumindest in diesem einen Punkt überwindet die DDR ihre Kleinbürgerlichkeit - und an der Ostsee heißt es fortan wieder: Sommer, Sonne, FKK.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:
  • Von einer DDR-Anekdote über "die alte Sau" Anna Seghers
  • warum die Kommunistische Partei vor 1933 in Sachen Sexualstrafrecht so viel fortschrittlicher war als die sowjetische Partei und die SED,
  • wie der Aufstand der Nackten von der Presse aufgebauscht wird,
  • warum ein nackter Chor im Sommer am Strand ein Weihnachtslied singt.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Dr. Stefan Wolle, DDR-Museum Berlin

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Thomas Klug
Redaktion: Christoph Tiegel/Frank Zirpins

Tiroler Schützen halten Napoleon stand (am 13.8.1809)

Tiroler Schützen halten Napoleon stand (am 13.8.1809) WDR Zeitzeichen 13.08.2024 14:40 Min. Verfügbar bis 14.08.2099 WDR 5

Es ist die größte von vier Schlachten, in denen die Tiroler 1809 für ihre Freiheit und die Zugehörigkeit zu Österreich kämpfen. Kein Sieg, aber Napoleons Truppen müssen zurückweichen.

Im April 1809 erklärt Österreich Frankreich und Bayern den Krieg. Für die Tiroler das Zeichen zum Aufstand. In den unübersichtlichen Bergtälern entscheiden sie manche Gefechte für sich. Drei siegreiche Schlachten am Bergisel bei Innsbruck im Frühjahr und Sommer 1809 begründen den Ruhm des Oberkommandierenden Andreas Hofer. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Andreas Oberhofer - Historiker und Stadtarchivar Bruneck, Biograph von Andreas Hofer


Für die meisten ist "Bergisel" heute vor allem mit Skispringen verbunden. Doch Anfang des 19. Jahrhunderts schreiben hier die Tiroler Geschichte. Nationalheld Andreas Hofer und die Seinen kämpfen auf dem etwa 750 Meter hohen Bergrücken im Süden Innsbrucks für die Freiheit Tirols. Der Hintergrund: Seit 1805 gehört das Gebirgsland zu Bayern und damit zum französischen Machtbereich. Es soll zu einem modernen, aufgeklärten und absolutistischen Staat umgeformt werden. Doch die meisten Tiroler wollen nur eins: zurück nach Österreich, zu dem sie seit dem 14. Jahrhundert fast ununterbrochen gehörten.

Im Verlauf des Jahres 1809 wird Hofer zu einem der führenden Köpfe des Aufstands. Er und seine Mitstreiter mobilisieren Schützen und den Landsturm in ganz Tirol. Nach der ersten Schlacht am Bergisel im April 1809 befreien sie Innsbruck für kurze Zeit. Ende Mai kommt es dort erneut zu Kämpfen, bei denen die Bayern große Verluste erleiden.

Als Napoleon vom Rückzug der Bayern erfährt, stellt er 20.000 Mann ab, um mit den rebellischen Tirolern endgültig abzurechnen. So kommt es am 13. August 1809 zur dritten und größten Bergiselschlacht, an deren Ende Napoleons Truppen erneut zurückweichen müssen. Für zwei Monate sitzt Hofer sogar als Regent in Innsbruck - bis es zwischen Frankreich und Österreich zum "Frieden von Schönbrunn" kommt.

Für Hofer ist das Verrat und es führt ihn wenig später in die vierte Schlacht am Bergisel. Diesmal siegen die Franzosen. Hofer versteckt sich in den Bergen, wird aber verraten. Auf Befehl Napoleons wird er 1810 in Mantua hingerichtet.

In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
  • Wie das Heilige Land Tirol in den Machtkampf zwischen Österreich und Frankreich gerät,
  • vom Verbot der Mitternachtsmette und weiteren Reformen unter denen die Tiroler leiden,
  • von der Baronin Therese von Sternbach, die den Aufstand als eine von wenigen Adeligen offen unterstützt,
  • wie Hofer nach drei siegreichen Schlachten am Ende alles verliert,
  • was am Bergisel heute noch alles an die Schlachten von 1809 erinnert.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Andreas Oberhofer - Historiker und Stadtarchivar Bruneck, Biograph von Andreas Hofer
  • Maria Heidegger - Historikerin (Universität Innsbruck), Biographin Therese von Sternbach
  • Michael Forcher: Anno Neun. Der Tiroler Freiheitskampf von 1809 unter Andreas Hofer. Ereignisse. Hintergründe. Nachwirkungen. (2008)
  • Wolfgang Pfaundler (Hg.): Das Tagebuch der Baronin Therese von Sternbach. Ein Dokument aus dem Tiroler Freiheitskampf 1809. (1977)
  • Andreas Oberhofer: "Der Andreas-Hofer-Mythos. Mehr Schein als Sein?" (2012) In: Claus Oberhauser/Wolfgang Knapp (Hg.): Hinter den Kulissen der historischen Mythenforschung, 71-100.
  • Maria Heidegger: "Dass sie Schafe und Böcke zu hüten hatte, kann ja auch umgangen werden." (2010) Biographische Annäherung an Therese von Sternbach (1775-1829). In: Siglinde Clementi (Hg.): Zwischen Teilnahme und Ausgrenzung. Tirol um 1800. Vier Frauenbiographien.

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Autorin: Andrea Kath
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Sarah Fitzek

Grab im ewigen Eis: Warum starb John Torrington?

Grab im ewigen Eis: Warum starb John Torrington? WDR Zeitzeichen 12.08.2024 14:46 Min. Verfügbar bis 13.08.2099 WDR 5

1845 bricht John Franklin mit zwei Schiffen zur Nordwestpassage auf - eine Reise ohne Wiederkehr. Der erste Tote der Expedition ist John Torrington. Am 12.8.1984 wird versucht, seine Todesursache zu klären.

Es ist eines der größten Rätsel der polaren Erkundungsgeschichte: Das Verschwinden der englischen Franklin-Expedition bei der Suche der Nordwest-Passage. Warum sind die beiden Schiffe verschollen? Diese Frage wollen 1984 kanadische Wissenschaftler endlich klären. Doch ihre These einer Bleivergiftung der Mannschaft gilt heute als unwahrscheinlich. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Arne Kertelhein (Historiker und Expeditionsleiter für Polarreisen); Nico Tessin (Verband Metallverpackungen, Düsseldorf, Leiter technische Abteilung); Owen Beattie, John Geiger: Der eisige Schlaf - Das Schicksal der Franklin-Expedition. München 1994 ***


Im Mai 1845 bricht Sir John Franklin mit 129 Seeleuten und zwei Schiffen von London auf, um endlich die Nordwest-Passage zu durchqueren. Alle früheren Expeditionen sind bei der Suche nach einem Seeweg vom Atlantik über den Nordpol in den Pazifik am Packeis gescheitert.
Da die beiden Schiffe Verpflegung für drei Jahre an Bord haben, werden sie zunächst nicht vermisst. Erst 1848 schickt die englische Admiralität eine Suchexpedition los - ohne Erfolg. Weitere Expeditionen folgen. Erste Spuren werden schließlich 1850 in der Arktis gefunden: Überreste von Schiffsgegenständen, Kleiderfetzen und Konservendosen.
Wenig später werden drei Grabsteine entdeckt. Darauf stehen die Namen von John Torrington, John Hartnell und William Braine. Alle drei jungen Männer sind demnach 1846 gestorben, also wenige Monate nach dem Aufbruch der Franklin-Expedition. Warum?
1984 wollen kanadische Wissenschaftler die Frage beantworten. Sie bergen am 12. August zunächst die Überreste von John Torrington für eine Autopsie. Sie glauben, die Todesursache gefunden zu haben: eine Bleivergiftung, hervorgerufen durch die Nahrung aus den bleiverlöteten Konserven. Doch das erweist sich später als nicht schlüssig.

In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:
  • warum die Suche nach einer Nordwest-Passage damals so wichtig ist,
  • welche Gründe gegen eine Bleivergiftung als Todesursache sprechen,
  • welche Rolle die Befüllung der Konservendosen spielen könnte,
  • was man heute über die Lage der beiden Schiffe weiss,
  • was das Packeis damit zu tun hat.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Arne Kertelhein (Historiker und Expeditionsleiter für Polarreisen)
  • Nico Tessin (Verband Metallverpackungen, Düsseldorf, Leiter technische Abteilung)
  • Owen Beattie, John Geiger: Der eisige Schlaf - Das Schicksal der Franklin-Expedition. München 1994
  • Sten Nadolny: Die Entdeckung der Langsamkeit. München 1983
  • Jennie R. Christensen et al.: Hartnells Zeitmaschine. Amsterdam 2017

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Marfa Heimbach
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Sarah Fitzek

Todestag des Schauspielers Robin Williams (11.8.2014)

Todestag des Schauspielers Robin Williams (11.8.2014) WDR Zeitzeichen 11.08.2024 14:41 Min. Verfügbar bis 12.08.2034 WDR 5

Komik und Tragik kann Robin Williams als Schauspieler hervorragend verbinden. Privat kämpft der Weltstar mit schweren Krankheiten. Im Alter von nur 63 Jahren geht er aus dem Leben.

"Good Morning Vietnam", "Club der toten Dichter", "Mrs. Doubtfire" - Robin Williams ist ein Hollywood-Star. Aber der Ruhm bedeutet für ihn Druck, dem er mit Alkohol entfliehen will. Schließlich wird bei ihm auch noch Parkinson diagnostiziert. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Dave Itzkoff (Journalist und Autor einer Biografie von Robin Williams); Hennes Bender (Comedian und Filmkritiker) ***


Seine Karriere beginnt der Schauspieler Robin Williams als Stand-up-Comedian. Mitte der 1970er-Jahre erhält er die Hauptrolle in der TV-Show "Mork vom Ork". Darauf folgen kleinere Rollen in Filmen - bis Williams 1988 seinen Durchbruch hat: In "Good Morning Vietnam" spielt er einen Radiomoderator, der im Vietnamkrieg bei einem US-Soldatensender die Truppen vor Ort aufheitern soll.
In dieser Filmrolle kann Williams seine Qualitäten als Schauspieler und sein Improvisationstalent als Komiker zeigen. Das eröffnet ihm neue Möglichkeiten. Mit "Club der toten Dichter" kommt er 1989 endgültig in Hollywood an. Doch mit dem Ruhm kommen für Williams die Probleme. Er leidet unter dem Konkurrenzdruck und trinkt zu viel.
Williams schafft zwar den Entzug und knüpft mit Familienfilmen wie "Mrs. Doubtfire" und "Hook" an alte Erfolge an. Doch 2006 folgt ein Rückfall in die Alkoholsucht. Nach einer weiteren Therapie dreht Williams weitere Filme, aber die Blockbuster bleiben aus. 2014 wird bei ihm Parkinson festgestellt. Am 11. August des Jahres wird der 63-Jährige tot aufgefunden. Die Umstände lassen auf Suizid schließen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Amy Zayed:
  • Wie Robin Williams aufwächst und Theaterkurse in der Schule besucht,
  • mit wie viel Arbeit er seine Improvisationen kombiniert,
  • warum er betonen muss, dass er sein Handwerk an einer der besten Schauspielschulen gelernt hat,
  • für welchen Film Williams mit dem Oscar ausgezeichnet wird,
  • welche Sehnsucht der Weltstar nach Normalität und Alltag hat.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Dave Itzkoff (Journalist und Autor einer Biografie von Robin Williams)
  • Hennes Bender (Comedian und Filmkritiker)

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Amy Zayed
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak
Technik: Petra Laubach

Haben Sie Suizidgedanken? Hier gibt es Hilfe
Wer Suizidgedanken hat, dreht sich dabei innerlich meist im Kreis. Dadurch wirkt die Situation festgefahren, der Teufelskreis lässt sich aber durchbrechen. Anonyme und kostenlose Hilfe finden Betroffene zum Beispiel bei der Telefonseelsorge unter den Rufnummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 sowie 116 123. Per Chat bietet die Telefonseelsorge auf dieser Webseite Unterstützung. Die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention listet hier Beratungsstellen für persönliche Gespräche auf.

Der Vater der Stratocaster: Clarence Leonidas "Leo" Fender

Der Vater der Stratocaster: Clarence Leonidas "Leo" Fender WDR Zeitzeichen 10.08.2024 14:44 Min. Verfügbar bis 11.08.2099 WDR 5

Er erfand eine Rock-Ikone: die "Strat". Die weltberühmte E-Gitarre, die den Sound der Blues-, Rock- und Popmusik für immer geprägt hat. Leo Fender wurde am 10. August 1909 geboren.

Kombizange, Schraubenzieher und Lötkolben sind seine Instrumente; Gitarre spielen kann er nicht. Zeitlebens weigert sich Leo Fender, auch nur einen Griff auf dem Instrument zu lernen, mit dem er in die Geschichte der Rockmusik eingeht. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: "Captain" Jörg Medwed (Inhaber der Captain Guitar Lounge)


Der 1909 in Kalifornien geborene Clarence Leo Fender begeistert sich schon auf der Highschool für elektrotechnische Tüfteleien. 1938 eröffnet der gelernte Buchhalter ein Radiogeschäft, in dem er auch Lautsprecheranlagen, Gitarren und Verstärker repariert. Bald beginnt Fender selbst, Gitarrenverstärker und elektrische Gitarren zu bauen und gründet 1946 die Fender Electric Instruments Manufacturing Company.
Die sogenannten "Hawaii-Gitarren" haben noch einen Resonanzkörper mit F-Löchern wie eine Geige und werden im traditionellen Instrumentenbau mit fest verleimten Hälsen handgefertigt. Fender jedoch experimentiert mit einer völlig neuartigen Bauweise, einer brettartigen, aus Massivholz gesägten Gitarre mit angeschraubtem Hals - ohne Resonanzraum und Schallloch.
Als er 1950 die erste Fender Broadcaster in "Solid-Body"-Bauweise vorstellt, lacht ihn die Konkurrenz aus. Doch das als "Kanupaddel" und "Fliegenklatsche" verhöhnte Brett wird zur ersten kommerziell erfolgreichen E-Gitarre der Welt. 1954 folgt mit der weiterentwickelten Fender Stratocaster die bis heute meist kopierte Gitarre der Welt. Superstars wie Jimi Hendrix, Eric Clapton oder Pink Floyds David Gilmour schwören auf ihre "Strat".
Keinen der Musiker, die auf seinen Gitarren Rockgeschichte schreiben, lernt Fender persönlich kennen. Er ist kein Partygänger, raucht und trinkt nicht. Bis ins hohe Alter tüftelt er daran, die Gitarren, Bässe und Verstärker, die seinen Namen tragen, zu verbessern. Ein Jahr nach seinem Tod im März 1991 wird Clarence Leo Fender in die "Rock and Roll Hall of Fame" aufgenommen.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christopher Heimer:
  • Welche zwei Dinge man braucht, um einen guten Verstärker zu bauen,
  • warum Fenders E-Gitarre so kostengünstig herzustellen ist,
  • dass Fender selbst den 1951 herausgebrachten E-Bass für seine größte Errungenschaft hält,
  • welche für die damalige Zeit astronomische Summe er für den Verkauf seiner Firma erhält.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • "Captain" Jörg Medwed, Inhaber der Captain Guitar Lounge. Medwed sammelt, repariert und verkauft alte Gitarren und Verstärker. Gleichzeitig baut er auch eigene Verstärker, die einen exzellenten Ruf genießen und häufig auf alten Fender-Schaltungen basieren.
  • Forrest White: Fender - The Inside Story (Backbeat, 1994)
  • Richard R. Smith: Fender - Ein Sound schreibt Geschichte (Nikol, 2005)
  • Phyllis Fender/Randall Bell: Leo Fender - The Quiet Giant Heard Around The World (Leadership, 2017)
  • Leo Fender History von G&L Guitars

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christopher Heimer
Redaktion: Sefa Inci Suvak

Tove Jansson – Queere Ikone und Mutter der Mumin-Trolle

Tove Jansson – Queere Ikone und Mutter der Mumin-Trolle WDR Zeitzeichen 09.08.2024 14:52 Min. Verfügbar bis 10.08.2099 WDR 5

Weltweit bekannt ist Tove Jansson für ihre Geschichten und Zeichnungen rund um die Mumin-Trolle. In Finnland ist die Zeichnerin und Autorin dazu eine Ikone und Wegbereiterin der queeren Community.

In Finnland sind die Mumins überall. Dabei sind die freundlichen weißen Trolle eigentlich menschenscheue Wesen, die in ihrem eigenen Kosmos leben. Ihre Schöpferin Tove Jansson wird am 9.8.1914 in Helsinki geboren. Ihre Mutter, der ruhende Pol der fünfköpfigen Familie, ist Grafikerin, ihr Vater ein exzentrischer Bildhauer, der selten zuhause ist. Der bunt-chaotische Haushalt ihrer Kindertage wird zur Vorlage für Tove Janssons Mumin-Welt, die als erfolgreiche Kinderbuch-Serie in 40 Sprachen übersetzt wird. *** Das ist unserer Interviewpartner: Christian Panse, Übersetzer, Jansson-Experte und Gründer des Virtuellen Muminforschungszentrums


Was Pippi Langstrumpf für Schweden, sind die Mumins für Finnland: Die rundlichen weißen Trolle, die ein wenig an Nilpferde erinnern, sind wohl Finnlands bekanntesten Kinderfiguren. Für ihre Erfinderin, die Zeichnerin und Autorin Tove Jansson, sind die Geschichten zunächst eine Flucht vor Krieg und Gewalt.

Die am 9.8.1914 geborene Malerin und Zeichnerin Tove Jansson feierte gerade ihre ersten Erfolge, als im November 1939 die Russen in Finnland einmarschieren. Mit dem Winterkrieg beginnen schreckliche Jahre: Ihre Freunde kämpfen an der Front, in ihrer Geburtsstadt Helsinki heulen ständig die Sirenen. Jansson entwirft die Mumins und ihre eigene Märchenwelt.

Die witzig-versponnenen Mumin-Familie lebt zusammen mit anderen Kreaturen in einem grünen Tal, umgeben von Bergen. Aufkommende Bedrohungen und Probleme werden stets von der Mutter souverän gelöst. Als Vorbild gilt Janssons eigene Mutter, die liebevoll die Kinder aufzieht und die Familie mit ihrer Arbeit als Grafikerin zusammen hält. Ihr Vater ist Bildhauer, exzentrisch und häufig unterwegs.

Insgesamt schreibt Tove Jansson neun Bücher über die Mumins, die in mehr als 40 Sprachen übersetzt werden. Auch ihre große Liebe, die Grafikerin Tuulikki Pietilä, ist unschwer in den Geschichten als Too-Ticki zu erkennen. Die sagt in einer Mumin-Geschichte einmal den bemerkenswerten Satz: "Alles ist sehr ungewiss, und das finde ich beruhigend."

In diesem Zeitzeichen erzählt Christine Kopka:
  • dass die rebellische Tove Jansson schon mit 16 Jahren die Schule verlässt,
  • wie sie Karikaturen von Adolf Hitler zeichnet und sich deswegen mit ihrem Vater streitet,
  • über Toves Liebe zu Frauen, als Homosexualität in Finnland noch verboten war,
  • warum "Die Mumins" noch aktuell sind und immer neu aufgelegt werden.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Christian Panse, Übersetzer, Jansson-Experte und Gründer des Virtuellen Muminforschungszentrums
  • Tove Jansson: Komet in Mumintal. Würzburg 2023
  • Tove Jansson: Eine drollige Gesellschaft. Würzburg 2016
  • Tove Jansson: Geschichten aus dem Mumintal, Würzburg 2016
  • Tove Jansson: Das Sommerbuch. Köln 2014 
  • Tuula Karjalainen: Tove Jansson. Die Biographie Stuttgart 2014

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Theo Kramer

"Game of Thrones" im Frankenreich: Skandal um Lothar II.

"Game of Thrones" im Frankenreich: Skandal um Lothar II. WDR Zeitzeichen 08.08.2024 14:41 Min. Verfügbar bis 09.08.2099 WDR 5

Es ist die Promi-Trennung des 9. Jahrhunderts: König Lothar II. will zu seiner Geliebten Waldrada, ist aber mit Theutberga verheiratet. Es mischen sich ein: der Papst und machthungrige Onkel. Am 8.8.869 stirbt Lothar.

Eine Verquickung von politischer Geschichte und Sexualmoral: Der fränkische König Lothar II. verstößt im Jahr 857 seine kinderlose Ehefrau Königin Theutberga, um seine Geliebte Waldrada zu heiraten und seinen unehelichen Sohn als Nachfolger einzusetzen. Das empört den Papst und lässt Lothars Verwandte auf Gebietsgewinne spekulieren. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Linda Dohmen (Historikerin am Institut für Mittelalterliche Geschichte der Universität Bonn); Linda Dohmen: Die Ursache allen Übels - Untersuchungen zu den Unzuchtsvorwürfen gegen die Gemahlinnen der Karolinger. Ostfildern 2017


Als der fränkische König Lothar II. im Jahr 857 seine kinderlose Ehefrau Königin Theutberga verstößt, um seine Geliebte Waldrada zu heiraten und seinen unehelichen Sohn als Nachfolger einzusetzen, greifen die Chronisten empört zu Feder und Pergament und halten alle schmutzigen Details für die Nachwelt fest.

Die pikante Angelegenheit ist hochumstritten und zieht weite Kreise. Theutberga und ihre Familie wehren sich gegen die Kränkung. Bischof Hinkmar von Reims lehnt eine Trennung strikt ab. Viele Adlige hingegen unterstützen den König. Seine Brüder und Onkel wiederum spekulieren darauf, dass die Trennung des Königspaares – das keinen legitimen Erben hat – ihnen in die Hände spielt und sie Teile von Lothars Gebiet übernehmen können.

Der Papst Nikolaus I. höchstpersönlich verlangt, dass Lothar sich von Waldrada fernhält, solange die Angelegenheit nicht endgültig geklärt ist. Aber auch die Autorität des Papstes stimmt Lothar II. nicht um. Noch bevor der König seine Angelegenheit zu einem guten Ende führen kann, stirbt er am 8. August 869 nach seinem Besuch beim Papst auf dem Heimweg in Piacenza, wo er beigesetzt wird.

In diesem Zeitzeichen erzählt Maren Gottschalk:
  • warum Lothar II. überhaupt die fränkische Adelige Theutberga im Jahr 855 heiratet,
  • mit welchem Gottesurteil sich Königin Theutberga gegen Gerüchte wehrt,
  • wie brutal König Lothar gegen seine Ehefrau vorgeht,
  • welche Gebiete zu Lothars Königreich gehören.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Linda Dohmen (Historikerin am Institut für Mittelalterliche Geschichte der Universität Bonn)
  • Linda Dohmen: Die Ursache allen Übels - Untersuchungen zu den Unzuchtsvorwürfen gegen die Gemahlinnen der Karolinger. Ostfildern 2017
  • Max Sdralek: Hinkmars von Rheims kanonistisches Gutachten über die Ehescheidung des Königs Lothar II. Freiburg 1881

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Autorin: Maren Gottschalk
Redaktion: David Rother
Technik: Nico Söllner

Tanz in den Wolken: Hochseilakt am World Trade Center (7.8.1974)

Tanz in den Wolken: Hochseilakt am World Trade Center (7.8.1974) WDR Zeitzeichen 07.08.2024 14:46 Min. Verfügbar bis 08.08.2099 WDR 5

55 Meter trennten die Türme des World Trade Centers. Philippe Petit überwindet den Abgrund auf einem illegal gespannten Hochseil - in 415 Metern Höhe. Es ist das künstlerische Verbrechen des Jahrhunderts.

Er fliegt von mehreren Schulen, folgt stattdessen einer Leidenschaft: Philippe Petit jongliert auf der Straße und tanzt in schwindelerregenden Höhen. Am 7. August 1974 wird das World Trade Center zu seiner illegalen Bühne. Festnahmen interessieren ihn nicht, Philippe Petit geht es um Schönheit, die Poesie, die in der Bewegung liegt. *** Das ist unsere Interviewpartnerin: Angeli Janhsen, Professorin für Kunstgeschichte ***


"Mein erster Schritt war furchterregend. Die Luftdichte ist anders. Manhattan ist nicht mehr unendlich", erinnert sich Philippe Petit später. Mehr als 400 Meter unter ihm gehen die New Yorker gerade zur Arbeit und können kaum glauben, was sie sehen: Zwischen den Türmen des noch nicht einmal ganz fertig gestellten Word Trade Centers tänzelt ein Mann auf einem Drahtseil.
Für Philippe Petit sind seine spontanen Zuschauer nicht größer als Stecknadelköpfe. Aber herunterschauen kann er nicht – jede Unachtsamkeit würde ihn das Leben kosten. Dabei kennt er sich aus mit kühnen Aktionen: Der Franzose ist bereits auf einem dünnen Geflecht zwischen den Türmen von Notre-Dame in Paris und den Pfeilern der Harbour Bridge in Sydney flaniert. Als der Akrobat vom Bau des World Trade Centers hört, ist ihm sofort klar, dass er nach New York muss.
Über Monate plant Philippe Petit seinen, wie er es nennt, Coup, der ihn berühmt machen wird. Dazu verschafft er sich als Journalist, Monteur, Industrieunternehmer unzählige Male Zutritt zu den Zwillingstürmen. Zusammen mit Freunden misst er aus, erstellt Zeitpläne und schmuggelt die tonnenschwere Ausrüstung ins neue Prestige-Gebäude der USA.
Am frühen Morgen des 7. August 1974 ist es soweit. Philippe Petit spaziert mit seiner 35 Kilo schweren Balancestange ohne jede Sicherung zwischen den Türmen hin und her. Nach einer Dreiviertelstunde ist Schluss. Polizisten stürmen die Plattform und nehmen Philippe Petit fest. Das ist ihm egal, sein Name für immer mit dem World Trade Center verbunden.

In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:
  • wie Philippe Petit den Seiltanz für sich entdeckt hat,
  • dass er sein Seil spannte, weil ihn niemand engagieren wollte,
  • wie der Künstler seine illegalen Aktionen vorbereitet hat,
  • dass sich der Einsturz des World Trade Centers für Philippe Petit angefühlt habe, als hätte er sein Zuhause verloren.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Angeli Janhsen, Professorin für Kunstgeschichte
  • Angeli Janhsen, Angeli: Philippe Petit. IN: Neue Kunst als Katalysator. Berlin 2012
  • Philippe Petit: Über mir der offene Himmel. Szenen aus dem Leben eines Hochseilkünstlers. Stuttgart 1998
  • Philippe Petit: On the high wire. London 2019
  • Philippe Petit: To reach the Clouds. New York 2002.
  • Paul Auster: Auf dem Hochseil. In: Die Kunst des Hungers. Hamburg 2000

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Claudia Friedrich
Redaktion: Frank Zirpins

Carl Schuchhardt - der größte unbekannte deutsche Archäologe

Carl Schuchhardt - der größte unbekannte deutsche Archäologe WDR Zeitzeichen 06.08.2024 14:50 Min. Verfügbar bis 07.08.2099 WDR 5

Er revolutionierte die Archäologie: Statt wild in der Erde zu wühlen und Schätze zu suchen, trug er sie schichtweise ab und berücksichtigte Bodenverfärbungen. Am 6. August 1859 wurde Carl Schuchhardt geboren.

"Nichts ist dauerhafter als ein ordentliches Loch." Mit dieser Erklärung bringt der Archäologe Carl Schuchhardt den überraschten Kaiser Wilhelm II. zum Lachen. Doch es ist kein Witz. Durch Verfärbungen im Boden lassen sich "Pfostenlöcher" identifizieren und so ganze Gebäudekomplexe rekonstruieren. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Anne Viola Sievert (Archäologin, Museum August Kestner in Hannover); Carl Schuchhardt: Aus Leben und Arbeit. Berlin 1944; Carl Schuchhardt: Die Burg im Wandel der Geschichte. Unveränderter Nachdruck von 1931. Wiesbaden 1991 ***


Wer war der größte deutsche Archäologe? Nicht etwa Heinrich Schliemann mit seinem "Schatz des Priamos" in Troja. Für Archäologin Anne Viola Sievert vom Museum August Kestner in Hannover ist es Carl Schuchhardt.
Er reformiert die Archäologie: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt er eine neue Grabungsmethode, die heute noch immer Gültigkeit hat. Sein Vorgehen bei Grabungen im wiederentdeckten Römerlager in Haltern: Zunächst entfernt er die Humusschicht und erzeugt eine ebene Fläche, das sogenannte Planum. Darauf zeichnen sich ehemalige Gruben als dunkle Verfärbungen ab.
Beim Graben nach weiteren Bodenschichten können vertikale Schnitte angelegt werden. Im Schnitt eines Planums ist zu sehen, wie weit sich beispielsweise eine Bodenverfärbung von der Oberfläche weiter nach unten zieht. Auf diese Weise werden auch ehemalige Pfosten von Holzbauten sichtbar, deren Erdlöcher Spuren hinterlassen haben.
Solche "Pfostenlöcher" ermöglichen es, Rückschlüsse auf die Anordnung und Architektur ehemaliger Bauten zu ziehen. 1904 informiert Schuchhardt den Kaiser über seine Erkenntnisse und sagt: "Nichts ist dauerhafter als ein ordentliches Loch." Darüber amüsiert sich Wilhelm II. so sehr, dass er einen Lachanfall bekommt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Marko Rösseler:
  • wie Carl Schuchhardt bei einem Aufenthalt in Rumänien sein Interesse für Bodendenkmäler entdeckt,
  • um welche Art Burgen es in Schuchhardts Spezialgebiet der Burgen-Archäologie geht
  • welcher berühmte Althistoriker dem jungen Mann ein Archäologie-Reise-Stipendium vermittelt,
  • wie er als Archäologe das wahre Alter der angeblichen "Römerschanze" in Potsdam bestimmt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Anne Viola Sievert (Archäologin, Museum August Kestner in Hannover)
  • Carl Schuchhardt: Aus Leben und Arbeit. Berlin 1944
  • Carl Schuchhardt: Die Burg im Wandel der Geschichte. Unveränderter Nachdruck von 1931. Wiesbaden 1991
  • Cassius Dio: Römische Geschichte. Düsseldorf 2007

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Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Marko Rösseler
Redaktion: Matti Hesse

Frankreichs größtes Geschenk an die USA: die Freiheitsstatue

Frankreichs größtes Geschenk an die USA: die Freiheitsstatue WDR Zeitzeichen 05.08.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 06.08.2099 WDR 5

Geburtsstätte einer der berühmtesten Ikonen der USA war eine Werkstatt in Paris. Am 5.8.1884 wurde in New York der Grundstein für den Sockel der Freiheitsstatue gelegt.

"Das ist der Freiheitsengel. Das ist der Aufklärungsriese." Victor Hugo ist begeistert, als er 1883 die in Paris konstruierte und dort probeweise aufgebaut Freiheitsstatue besichtigt. Im Jahr darauf wird der Grundstein für den Sockel der Statue vor den Toren Manhattans gelegt. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Jasper Trautsch (Historiker Nordamerikastudien, Universität Bonn), Michaela Hampf (Historikerin Nordamerikastudien, Universität Hamburg)


"Liberty Enlightening the World" - so lautet der offizielle Name und die weltweite Botschaft der grünen Frauen-Statue im Hafen von New York. Das 46 Meter hohe Original steht seit 1886 im New Yorker Hafen und gehört zu den meistbesuchten Monumenten der Welt. Doch ihre Geburtsstätte ist eine Werkstatt in Paris.

Während amerikanische Nord- und Südstaatler bis 1865 im Bürgerkrieg über die Deutungshoheit des Begriffs Freiheit streiten, kommt eine Gruppe französischer Liberaler auf der anderen Seite des Atlantiks bei einem Festbankett nahe Paris zusammen. Sie entwickeln die Idee, 1876 den USA zum 100. Unabhängigkeitstag eine Freiheitsstatue zu überreichen.

Der Zeitplan wird zwar nicht eingehalten, der Bau des Monuments ist aber dennoch wie geplant ein Gemeinschaftsprojekt: Der Bildhauer Frédéric Bartholdi konstruiert die Statue in Paris, die Amerikaner finanzieren den Sockel auf der Insel Bedloe‘s Island in der Bucht von New York. Der Grundstein für die Errichtung der Freiheitsstatue wird 1884 gelegt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Melahat Simsek:
  • Welcher französische Bewunderer von Abraham Lincoln die Idee einer Freiheitsstatue vorantreibt,
  • was das mit dem Regime von Napoleon III. zu tun hat,
  • warum die USA gerade zu diesem Zeitpunkt ein Vorbild für Freiheit und Selbstverwaltung ist,
  • wie sich der spätere Eiffelturm-Erbauer am Bau der Freiheitsstatue beteiligt,
  • beim welchem Wetter die Statue im Oktober 1886 feierlich eingeweiht wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Jasper Trautsch (Historiker Nordamerikastudien, Universität Bonn)
  • Michaela Hampf (Historikerin Nordamerikastudien, Universität Hamburg)
  • Jonathan Harris: A Statue for America - The First 100 Years of the Statue of Liberty. New York 1985

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Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Suvak
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Todesurteil für einen eierlegenden Hahn (am 4.8.1474)

Todesurteil für einen eierlegenden Hahn (am 4.8.1474) WDR Zeitzeichen 04.08.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 05.08.2099 WDR 5

Ein Hahn legt ein Ei – das bringt für die Menschen im Spätmittelalter die göttliche Ordnung durcheinander. Der Hahn muss auf den Scheiterhaufen, 1474 in Basel...

Wenn ein Tier im späten Mittelalter etwas tut, was nicht in die weltliche und geistliche Ordnung passt, kann es vor Gericht kommen. Denn ihm wird Willensfreiheit unterstellt. Damit kann es als Rechtssubjekt beschuldigt, angeklagt und verurteilt werden. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: René Hendricks (Tierarzt); Ferdinand Leuxner (Historiker am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte und Historische Grundwissenschaften an der Uni Würzburg); Peter Dinzelbacher: Das Fremde Mittelalter - Gottesurteil und Tierprozess. Essen 2006


Für die Menschen im 15. Jahrhundert verhält sich dieser Hahn widernatürlich wie ein Huhn. Und als die Basler nach der Hinrichtung den Hahn aufschneiden und weitere Eier entdecken, entzünden sie den Scheiterhaufen. Die Menschen hegen den Verdacht, der Hahn sei des Teufels und aus den Eiern könnten Mischwesen schlüpfen, denen man nachsagt, sie hätten den tödlichen Blick.

Im späten Mittelalter ist die weltliche und geistliche Ordnung getragen von Verwaltung, vom römischen Recht und von Gerichten. Von der Rechtswissenschaft erhoffen sich die Menschen die Lösung aller Probleme, damit die Ordnung erhalten bleibt – die auch mit Macht zu tun hat.

Wenn also ein Tier etwas tut, das dieser Ordnung widerspricht oder so ungewöhnlich ist, dass es für Unruhe in der Bevölkerung sorgt, kommt es zum Prozess. Das Tier wird zum Rechtssubjekt, ihm wird Willensfreiheit, Motiv und Böswilligkeit unterstellt. Damit kann es beschuldigt, angeklagt und verurteilt werden.

Aber wie war das eigentlich mit dem Hahn und dem Ei? Hätten die Basler 1474 beim Aufschneiden des Hahnes richtig nachgesehen, hätten sie keine zwei Hoden gefunden. Sie hätten links in der Bauchhöhle einen Eierstock entdeckt und rechts so etwas wie einen zurückgebildeten Eierstock. Denn dieser Hahn war in Wirklichkeit ein Huhn. Eine physische Anomalie, die bei Hühnern gelegentlich vorkommt.

In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Geuer:
  • Wie 1457 im französischen Savigny eine Muttersau samt Ferkeln vor Gericht landet,
  • dass in Tierprozessen in der heutigen Schweiz, Frankreich, Flamen und Westdeutschland die Angeklagten vor Gericht befragt werden, aber naturgemäß die Aussage verweigern
  • warum in England im 18. Jahrhundert ein Kutschpferd zum Ackergaul degradiert wird,
  • welch abenteuerliche Konstruktion Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA bei der Hinrichtung einer Elefantenkuh zum Einsatz kommt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • René Hendricks, Tierarzt
  • Ferdinand Leuxner, Historiker am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte und Historische Grundwissenschaften an der Uni Würzburg
  • Peter Dinzelbacher: Das Fremde Mittelalter, Gottesurteil und Tierprozess. Essen 2006

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Autorin: Irene Geuer
Redaktion: Christoph Tiegel u. David Rother
Technik: Petra Laubach

Skandalös und schonungslos: Colette, frz. Schriftstellerin

Skandalös und schonungslos: Colette, frz. Schriftstellerin WDR Zeitzeichen 03.08.2024 14:36 Min. Verfügbar bis 04.08.2099 WDR 5

Sie schreibt von einer lesbischen Schulleiterin in der Provinz, nimmt auch sonst kein Blatt vor den Mund: Vor über 100 Jahren schreibt Colette "Autofiktion" - und revolutioniert so die französische Literatur. Am 3.8.1954 stirbt Colette.

Die Schriftstellerin Gabrielle Sidonie Colette polarisiert mit Werken und Lebensstil. Dennoch wird sie zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt und nach ihrem Tod 1954 als erste Frau mit einem bombastischen Staatsbegräbnis geehrt. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Frédéric Maget, Direktor des Geburtshauses, Ehrenvorsitzender der Association des Amis de Colette, Biograph***


Sidonie-Gabrielle Claudine Colette polarisiert 1900 schon mit ihrem ersten Roman "Claudine erwacht". Er handelt von einem störrischen jungen Mädchen der 1880er-Jahre in einem kleinen Dorf in Burgund, von einer lesbischen Schulleiterin, die gleichzeitig eine Geliebte und ein Verhältnis mit einem verheirateten Arzt hat - sowie von allerhand verderbten Klassenkameradinnen.

Schnell lernt Colette, dass sich mit Skandalen gutes Geld verdienen lässt. Sie tritt zusammen mit ihrer Gönnerin und Intimfreundin, der nur Männerkleidung tragenden hochadeligen Missy, halbnackt im Moulin Rouge auf und küsst sie auf offener Bühne. Die Pantomime wird polizeilich verboten. Wohlgemerkt: wir schreiben das Jahr 1907.

1910 folgt ein Berufswechsel: Colette wird Journalistin bei der seriösen Tageszeitung "Le Matin", wagt sich als erste Passagierin in ein Flugzeug, verfasst Kolumnen, Kritiken und Gerichtsberichte, heiratet Baron Henry de Jouvenel, einen der Chefredakteure, und schreibt unermüdlich weiter. Immer nur von dem, was sie sieht, kennt, erlebt.

Mit ihren scheinbar leichthin geschriebenen psychologischen Werken und ihrem locker gelebten Leben erobert sie die Herzen der Franzosen. Sie gilt als Wunder- und Naturkind der Literatur. Frankreich ernennt sie als erste Frau zum Offizier der Ehrenlegion. Als sie am 3. August 1954 nach Jahren schwerer Krankheit stirbt, erhält sie, wiederum als erste Frau, ein Staatsbegräbnis. Über sechstausend Trauergäste defilieren an ihrer Bahre vorbei.

In diesem Zeitzeichen erzählt Sabine Mann:
  • Wie Colette sich mit ihrem ersten Roman an einem ganzen Dorf rächt,
  • wie Colettes Ehemann "Willy" Henry Gauthier-Villars die Talente seiner Frau fördert und gleichzeitig ausnutzt,
  • auf welch zahlreichen Feldern Colette sich tummelt um Geld zu verdienen,
  • wie das einst verhasste Heimatdorf inzwischen von seiner berühmten Tochter profiitert.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Frédéric Maget, Direktor des Geburtshauses, Ehrenvorsitzender der Association des Amis de Colette, Biograph.
  • Frédéric Maget: Colette, Ecrire, pouvoir écrire, Schweiz 2023
  • Frédéric Maget: Notre Colette, Paris 2023

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Autorin: Sabine Mann
Redaktion: David Rother
Technik: Annett Bastian

Der größte Hit des Zweiten Weltkriegs: Das Lied "Lili Marleen"

Der größte Hit des Zweiten Weltkriegs: Das Lied "Lili Marleen" WDR Zeitzeichen 02.08.2024 14:47 Min. Verfügbar bis 03.08.2099 WDR 5

Am 2.8.1939 wird die Studioaufnahme des Liedes "Lili Marleen" der Sängerin Lale Anderson fertig. Erst ein Flop - dann wird das Lied durch einen Zufall ein Welterfolg.

Der Text wird während des Ersten Weltkrieges geschrieben, die Aufnahme entsteht im August 1939. Doch erst im Zweiten Weltkrieg wird der Schlager "Lili Marleen" 1941 zum Hit - auf beiden Seiten der Front: bei der Wehrmacht und bei den US-Truppen. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Julia Kahleyß (Leiterin des Stadtarchivs Bremerhaven); Heike Frey: Lili Marleen hatt‘ einen Kameraden - Musik in der Wehrmacht-Truppenbetreuung 1939-1945. Münster 2020 ***


Den Text zu "Lili Marleen" schreibt 1915 der Infanterist Hans Leip. Der junge Mann ist erfüllt von düsterer Todesahnung: Am nächsten Tag soll seine Einheit an die Karpatenfront verlegt werden. Dabei ist er gerade in zwei Mädchen verliebt: Die blonde Lili und die dunkle Marleen. Das Gedicht landet 1937 in seiner ersten Lyriksammlung. Dort entdeckt es die Sängerin Lale Andersen, die auf der Suche nach Liedern für ihr Bühnenprogramm ist.

1939 wird das Gedicht vertont und aufgenommen. Das "Lied eines jungen Wachtpostens" ist zunächst ein Ladenhüter. Erst mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Jugoslawien taucht es 1941 aus der Versenkung auf. In Belgrad wird ein Soldatensender aufgebaut, der die Front mit der Heimat verbinden soll.
Auch "Lili Marleen" landet dort auf dem Plattenteller. Schnell entwickelt sich ein wahrer Hype: Der Sender Belgrad richtet eine abendliche Grußsendung ein, die er immer um kurz vor 22 Uhr mit dem Lied beendet. So wird der wehmütige kleine Schlager zur Verbindung zwischen den Soldaten und den Lieben daheim.

Doch auch bei den alliierten Soldaten wird das Lied ein großer Erfolg. Als es ihnen nicht gelingt, den Song zu unterdrücken, beschließen sie, ihn zu kapern und eigene Versionen herauszubringen. Besonders berühmt wird die Fassung von Marlene Dietrich, die es vor den GI’s an der Westfront singt. "Lili Marleen" wird der erste deutsche Millionenseller.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
  • was Lale Andersen in jungen Jahren für ihre Karriere aufgibt,
  • wie die Sängerin sich zunächst mit den Nazis arrangiert,
  • wie deutsche und britische Soldaten in Nordafrika gemeinsam "Lili Marleen" lauschen,
  • mit welchem Text die BBC das Lied persifliert,
  • wie "Lili Marleen" vielleicht Lale Andersens Leben rettet.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Dr. Julia Kahleyß, Leiterin des Stadtarchivs Bremerhaven
  • Norbert Schultze, Komponist (aus WDR Hörfunk-Archiv)
  • Christian Peters: Lili Marleen - Ein Schlager macht Geschichte. Stiftung Haus der Geschichte. Bonn 2001
  • Lale Andersen: Der Himmel hat viele Farben - Leben mit einem Lied. Stuttgart 1972
  • Gisela Lehrke: Wie einst Lili Marleen - Das Leben der Lale Andersen. Berlin 2002
  • Heike Frey: Lili Marleen hatt‘ einen Kameraden - Musik in der Wehrmacht-Truppenbetreuung 1939-1945. Münster 2020

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Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Theo Kramer

Die Eröffnung des Berliner Zoos (am 1.8.1848)

Die Eröffnung des Berliner Zoos (am 1.8.1848) WDR Zeitzeichen 01.08.2024 14:37 Min. Verfügbar bis 02.08.2099 WDR 5

Der Wandel des Berliner Zoos: Von der Faszination des Tieres als fremde Kreatur zur modernen Schutzeinrichtung und Tieren als Botschafter für den Naturschutz.

Kängurus, Singvögel, Wasserschildkröten, Goldfische, Füchse, Dachse, Affen - bei der Eröffnung des Berliner Zoos im August 1844 ist die Anzahl der präsentierten Tierarten übersichtlich. Die Besucher werden mit Verbotschildern auf den korrekten Umgang mit ihnen hingewiesen: Die Tiere dürfen weder gefüttert und noch mit Stöcken oder Regenschirmen gepiesackt werden. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Andreas Knieriem (Direktor des Berliner Zoos), Tobias Rahde (Berliner Nashorn-Kurator), Cord Riechelmann (Biologe) ***


Die Eröffnungs-Inventur des Zoos Berlin im Hochsommer 1844 dauert nicht sehr lange. Der Tierbestand ist noch dünn: "Fünf Kängurus. 46 Stück kleine Singvögel. Wasserschildkröten und Goldfische. Drei Nordische Füchse. Zwei Dachse, aus hiesiger Gegend. 24 verschiedene Affen, die böseren im Käfig, die verträglicheren im Freien" sind auf vier Seiten aufgelistet.

Die heute seltsam erscheinende Einteilung in gute und böse Wesen könnte man allerdings auch auf die Zoo-Besucher anwenden. Darauf deuten unmissverständlich einige Verbotsschilder hin: Die Tiere sollen nicht mit Stöcken oder Regenschirmen gepiesakt werden oder dürfen kein mitgebrachtes Futter bekommen.

In den ersten Tiergärten sind auch nicht nur Tiere zu sehen. In sogenannten "Völkerschauen" werden Menschen aus fernen Ländern "ausgestellt". In Berlin zum Beispiel eine Gruppe "Feuerländer" aus Südamerika.

Früher ist in den Zoos tatsächlich die Faszination für das einzelne Individuum wichtig: Das Tier, die Kreatur, das Fremde. Heute ist der Auftrag ein anderer. Es geht um den Schutz bedrohter Tierarten. Selbstverständlich immer von Menschen bedroht, die Natur bedroht sich eigentlich nie selbst. Zoo-Besucher sollen in ihrem naturwissenschaftlichem Engagement gestärkt werden.

In diesem Zeitzeichen erzählt Jürgen Werth:
  • welche fragwürdigen Angebote der Tierhändler und Schausteller Carl Hagenbeck den ersten Zoos macht,
  • wie der Wiener Verhaltensforschers Ludwig Huber ein neues Verständnis für den Umgang mit Tieren liefert,
  • welche unvorstellbare Zahl Nachkommen auf den Nilpferd-Bullen "Knautschke" zurückgehen,
  • welche Kritik es am "Arche-Noah-Prinzip" der Zoos gibt.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Andreas Knieriem (Direktor des Berliner Zoos)
  • Tobias Rahde (Berliner Nashorn-Kurator)
  • Cord Riechelmann (Biologe)
  • Katja Lange-Müller (Schriftstellerin)

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Jürgen Werth
Redaktion: Matti Hesse

Pilot und Autor des "Kleinen Prinzen": Antoine de Saint-Exupéry

Pilot und Autor des "Kleinen Prinzen": Antoine de Saint-Exupéry WDR Zeitzeichen 31.07.2024 14:52 Min. Verfügbar bis 01.08.2099 WDR 5

Am 31.7.1944 startet er von Korsika auf einen Aufklärungsflug. Und: in den Tod. Dass sein Ruhm als Autor des "Kleinen Prinzen" unsterblich machen wird, ahnt er wohl nicht.

Warum die Maschine von Antoine de Saint-Exupéry im Zweiten Weltkrieg abstürzt, ist ungeklärt. Ist die Ursache ein technischer Defekt oder der Abschuss durch einen deutschen Jagdflieger? Sicher ist: Die Flugleidenschaft des Autors und sein Werk sind untrennbar miteinander verbunden. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Joseph Hanimann (Saint-Exupéry-Biograf), Marion Weckerle (Kuratorin der Saint-Exupéry-Ausstellung im Luftfahrtmuseum in Paris) ***


Die Umstände des Todes von Antoine de Saint-Exupéry sind bis heute ungeklärt. Der Schriftsteller ist am 31. Juli 1944 mit einer zweimotorigen Lockheed P-38 auf einem Aufklärungsflug über dem Mittelmeer unterwegs, als seine Maschine vor Marseille abstürzt. Ist die Ursache es ein technischer Defekt? Oder hat ihn ein deutscher Jagdflieger vom Himmel geholt?

Seine Flugleidenschaft prägt jedenfalls sein Werk. Auch beim Schreiben des "Kleine Prinzen" greift er auf seine Erlebnisse als Pilot zurück, etwa auf seinen Absturz in der Wüste und die Rettung durch Nomaden. Sein Biograf Joseph Hanimann sagt, Saint-Exupéry sei nur Schriftsteller geworden, weil er geflogen sei und das Fliegen schriftstellerisch nachbereitet habe: "Das eine ging bei ihm nicht ohne das andere."

In diesem Zeitzeichen erzählt Ralph Erdenberger:
  • welcher spätere Sportjournalist der Meinung ist, er habe Saint-Exupéry abgeschossen,
  • welchen Hinweis auf den Absturzort ein Fischer 1998 in seinem Netz findet,
  • wie Saint-Exupérys Flugleidenschaft in seinen Kindertagen geweckt wird,
  • welche Schritte die Flugkarriere des Schriftstellers umfasst,
  • wie seine Flugerfahrung sein Werk als Autor prägt.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
  • Joseph Hanimann (Saint-Exupéry-Biograf)
  • Marion Weckerle (Kuratorin der Saint-Exupéry-Ausstellung im Luftfahrtmuseum in Paris)

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Ralph Erdenberger
Redaktion: Matti Hesse

Der Beauty-Gigant: Eugène Schueller gründet L'Oréal

Der Beauty-Gigant: Eugène Schueller gründet L'Oréal WDR Zeitzeichen 30.07.2024 14:10 Min. Verfügbar bis 31.07.2099 WDR 5

Eugène Schueller ist der Erfinder eines Haarfärbemittels, das weniger schädlich für Haare und Kofhaut ist. Am 30. Juli 1909 gründet er L'Oréal - der heute mit Abstand größte Kosmetikkonzern der Welt.

Arbeit und Disziplin prägen Eugéne Schuellers Leben. Mit nur 800 Franc in der Tasche gründet er am 30. Juli 1909 seine eigene Firma, die "Société Française des Teintures Inoffensives pour Cheveux" - die französische Gesellschaft für nicht-aggressive Haarfarben. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Dr. Alexandra Karentzos, Humanwissenschaftliches Institut, TU Darmstadt ***


Am 30. Juli 1909 gründet der Chemiker Eugène Schueller in Paris eine kleine Firma, aus der sich L’Oréal entwickelt, heute der weltweit größte Beauty-Konzern. Schuellers innovative Haarfärbemittel revolutionieren die Branche und legen den Grundstein für ein Imperium, das mittlerweile Produkte von Marken wie Lancôme, Armani und Garnier vertreibt.

Schönheit, was bedeutet das eigentlich? Diese Frage beschäftigt die Menschheit seit jeher und ist eng verbunden mit der Manipulation des äußeren Erscheinungsbildes. L’Oréal hat über die Jahrzehnte hinweg diesen Drang nach äußerer Schönheit erkannt und geformt.

Es gibt auch ein dunkles Kapitel in der Geschichte des Konzerns. Der Gründungsvater von L'Oréal sympathisiert in den 30er Jahren mit den Nationalsozialisten und dem Vichy-Regime. Vom Konzern wird das bis heute als "Privatsache der Familie" abgetan.

In diesem Zeitzeichen erzählt Kay Bandermann:
  • wie aus dem Färbeprodukt „Auréole“ der größte Kosmetikkonzern der Welt wird,
  • warum sich das Konzept Schönheit nicht von Körperpolitik trennen lässt,
  • warum der Konzern die politischen Aktivitäten des Firmengründers nicht aufarbeitet,
  • wie die Beautyindustie heute erfolgreich auf das Konzept "Influencermarketing" setzt,
  • und was daran problematisch ist.

Das sind unsere wichtigsten Interviewpartnerinnen:
  • Dr. Alexandra Karentzos, Humanwissenschaftliches Institut, TU Darmstadt
  • Ines Imdahl, Tiefenpsychologin und Marktforscherin
  • Stefanie von Albert, Douglas-Einkaufschefin

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Autor: Kay Bandermann
Redaktion: Sefa-Inci Suvak
Technik: Sarah Fitzek

Meilenstein der Diplomatie: Die Haager Friedenskonferenz

Meilenstein der Diplomatie: Die Haager Friedenskonferenz WDR Zeitzeichen 29.07.2024 14:49 Min. Verfügbar bis 30.07.2099 WDR 5

Am 29.7.1899 endet die erste Haager Friedenskonferenz: Den Frieden sichern konnte sie nicht, sie regelte den Krieg. Trotzdem ist die Konferenz bedeutsam - bis heute.

Initiator der ersten Friedenskonferenz ist Zar Nikolaus II. von Russland, der auf die Notwendigkeit hinweist, den Frieden durch internationale Beratungen zu sichern. Mit ihm versammeln sich am 29. Juli 1899 Vertreter aus 26 Ländern im neutralen Den Haag. *** Das sind unsere wichtigsten Quellen/Interviewpartner: Madeleine Herren-Oesch vom Europainstitut in Basel ***


Den Haag, im Sommer des Jahres 1899: In der prachtvollen Umgebung des Huis ten Bosch, der Sommerresidenz der jungen Königin Wilhelmina von Oranien-Nassau, versammeln sich Diplomaten aus aller Welt zu einer historischen Zusammenkunft.

Die Konferenz resultiert in drei wichtigen Abkommen: eines zur friedlichen Beilegung internationaler Streitigkeiten, eines zu den Gesetzen und Gebräuchen des Landkrieges und eines zur Ausdehnung der Genfer Konvention auf den Seekrieg.

Es ist die erste von vielen Friedenskonferenzen, ein Meilenstein in der Geschichte des internationalen Rechts und der Diplomatie. Ein Vorbote der Moderne, mit einer aktiven zivilen Öffentlichkeit und einer frühen Form der Medienberichterstattung.

Diese erste Versammlung legt den Grundstein für zukünftige internationale Bemühungen um Frieden und Sicherheit. Obwohl hier eigentlich nicht Frieden verhandelt, sondern Kriege geregelt werden.

In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:
  • Von der Gründung des Ständigen Schiedshofes, der bis heute eine zentrale Rolle spielt,
  • welchen Beitrag Jan Bloch, Zar Nikoloas II., und Bertha von Suttner zum Zustandekommen der ersten Friedenskonferenz leisten,
  • wieso die Konferenz in einer Phase gegenseitiger Hochrüstung und Modernisierung der Waffentechnik gerade zur richtigen Zeit kommt,
  • warum die Abrüstungsbestrebungen trotz idealistischer Ziele nur als "wünschenswert" anerkannt, und nicht Teil des Friedensabkommens selbst werden,
  • und wie diese und weitere Konferenzen zwar keinen Krieg verhindern, aber die Grundlage für das humanitäre Völkerrecht schaffen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:

Und das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
  • Madeleine Herren-Oesch vom Europainstitut in Basel

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Autorin: Claudia Friedrich
Redaktion: Matti Hesse

Unangepasst und erfolgreich: Schnittmuster-Königin Aenne Burda

Unangepasst und erfolgreich: Schnittmuster-Königin Aenne Burda WDR Zeitzeichen 28.07.2024 14:13 Min. Verfügbar bis 29.07.2099 WDR 5

Aenne Burda hat ein großes Ziel: Sie will das Leben der deutschen Nachkriegsfrauen schöner und eleganter machen. Mit Schnittmustern für Kleider.

Aenne Burdas unermüdlicher Ehrgeiz zeigt sich schon früh. Gegen den Widerstand ihrer streng katholischen Mutter setzt sie den Besuch einer Klosterschule durch und absolviert in den 1920er Jahren eine Ausbildung bei einem Elektrizitätswerk. *** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Marianna Déri (Modedesignerin in Düsseldorf)***


Ihre Rolle als Verlegerin beginnt nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Zeiten sind schwierig, das Leben ist grau und eintönig. Doch Aenne Burda hat eine Idee: ein Modemagazin mit praktischen Schnittmustern, das den Frauen ermöglicht, ihre eigene Kleidung zu nähen.

Im Januar 1950 erscheint die erste Ausgabe von "Burda Moden" mit einer Auflage von 100.000 Exemplaren. Ein gewagtes Unterfangen, das zum Erfolg wird – weltweit. In den 1980er Jahren erscheint das Blatt als erste westliche Zeitschrift in Russland – ein Erfolg, der bis in die Politik nachhallt.

Aenne Burda wird am 28. Juli 1909 geboren. In der von Männern dominierten Verlagswelt geht sie ihren eigenen Weg. Mit ihrer Vision und ihrem Engagement revolutioniert und demokratisiert sie die Modewelt. Ihr Ziel ist klar: den Frauen der Nachkriegszeit Schönheit, Eleganz, Kreativität und ein Gefühl von Selbstvertrauen zu geben.

In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Dänzer-Vanotti:
  • Wie aus der Lokomotivführertochter Anna Lemminger die Modekönigin Aenne Burda wird,
  • wie ihr klarer und harter Führungsstil ihr dabei geholfen hat,
  • vor welche Wahl Aenne ihren Mann stellt, um die Zeitschrift verlegen zu können,
  • warum sie mit "Burda Mode" den Nerv der Zeit trifft,
  • und wie sie schließlich erfolgreicher wird als ihr Mann.

Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
  • Marianna Déri (Modedesignerin in Düsseldorf)

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Autorin: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Suvak

Der Komponist Ferruccio Busoni stirbt in Berlin (am 27.7.1924)

Der Komponist Ferruccio Busoni stirbt in Berlin (am 27.7.1924) WDR Zeitzeichen 27.07.2024 14:23 Min. Verfügbar bis 28.07.2099 WDR 5

Kritiker rühmen Ferruccio Busonis Virtuosität: "Es gibt gute Pianisten und es gibt große Pianisten. Und es gibt Busoni." Doch der Klassik ist der Komponist und Dirigent zu modern, der Moderne zu klassisch.

Am 27. Juli 1924 stirbt Busoni, und mit ihm endet ein Leben voller Kreativität und kultureller Synthese. Seine Berliner Wohnung, ein Zentrum künstlerischen Austauschs, wird aufgelöst, und seine umfangreiche Bibliothek versteigert. ***Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Reinhard Ermen, Biograf***


Als unermüdlicher Künstler reist er um die Welt, um mit seinem virtuosen Klavierspiel und seinen Kompositionen Geld zu verdienen. Doch Ferruccio Busoni ist weit mehr als nur ein Musiker. Er ist eine universelle Künstlerfigur, die die Traditionen der Renaissance in die moderne Musik überträgt.

Ferruccio Busoni wird 1866 in Empoli, Italien geboren. Er lebt für die Kunst und gestaltet sein Leben als ein Gesamtkunstwerk, wie es der Komponist Wolfgang Rihm beschreibt: "Kunst und Leben als Einheit, die komponierte Existenz."

Busonis musikalisches Erbe umfasst nicht nur seine eigenen Werke, sondern auch seine tiefgehenden Interpretationen und Bearbeitungen von Bach, Chopin und Mozart. Seine Kompositionen zeichnen sich durch intellektuelle Tiefe und technische Brillanz aus, wie etwa die "Fantasia contrappuntistica", eine Vollendung von Bachs unvollendeter "Kunst der Fuge".

Obwohl Busoni in der deutschen Musikkultur verwurzelt ist, prägen ihn seine italienischen Wurzeln ebenso wie seine internationale Karriere. Er ist ein Grenzgänger zwischen den Kulturen und Epochen, stets auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten.

In diesem Zeitzeichen erzählt Michael Struck-Schloen:
  • Von der letzten Geburtstagsfeier Busonis,
  • warum der Pianist in der Tradition der universellen Künstlerfiguren der Renaissance steht,
  • wie der Künstler eine Synthese aus Vergangenheit und Gegenwart schafft,
  • was die "Erklärung der Menschenrechte der Musik" ist,
  • und warum seine letzte Oper unvollendet bleibt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Gottfried Galston: Kalendernotizen über Ferruccio Busoni, mit Anm. und einem Vorwort hrsg. von Martina Weindel, Wilhelmshaven 2000.
  • Ferruccio Busoni: Von der Einheit der Musik, von Dritteltönen und junger Klassizität, von Bühnen und Bauten und anschliessenden Bezirken, Berlin 1922.
  • Ferruccio Busoni: Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst, hrsg. von H. H. Stuckenschmidt, Wiesbaden 1954.

Und das ist unser Interviewpartner:
  • Reinhard Ermen, Biograf

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Autor: Michael Struck-Schloen
Redaktion: Frank Zirpins

Heinrich VI. und der dramatische "Erfurter Latrinensturz"

Heinrich VI. und der dramatische "Erfurter Latrinensturz" WDR Zeitzeichen 26.07.2024 14:29 Min. Verfügbar bis 27.07.2099 WDR 5

Nur mit großer Anstrengung entgeht König Heinrich am 26.07.1184 dem Absturz in eine Jauchegrube. Viele Menschen sterben in der Kloake. Was ist damals in Erfurt los?

Überbelastete Balken, volle Latrine - diese Kombination kostet 1184 vielen Menschen das Leben. Beim Hoftag von König Heinrich VI. ist eine so große Menge an Würdenträgern versammelt, dass der Boden des Gebäudes die Last nicht tragen kann. Die Männer stürzen in die darunter befindliche Kloake. Der König gehört nicht zu den Opfern - dank Glück und Körperkraft. *** Das ist unserer Interviewpartner: Michael Kister (Historiker, Doktorand, München) ***


Ein König im konfliktreichen Mittelalter muss gut vermitteln können. Dafür ist der junge Heinrich VI. bestens ausgebildet. Sein erster Job führt ihn nach Erfurt. Denn in Thüringen bekriegen sich 1184 zwei hohe Reichsfürsten. Der Erzbischof von Mainz besitzt Erfurt und weite Landesteile. Der Landgraf von Thüringen macht sie ihm streitig, auch mit Gewalt.
Am Ende des diplomatischen Ringens um einen Kompromiss steht die Versammlung aller Parteien. Man trifft sich wahrscheinlich in der Propstei des Marienstifts, um den Fall abzuschließen. Geschätzt bis zu 100 Männer stapfen am 26. Juli die Treppen hoch. Viele mit Rüstungen und Schwertern. Der König und die Streithähne sitzen in einem Fenstererker, damit sie über den anderen thronen und sich ungestört besprechen können.
Doch dann brechen Balken und der Holzboden im oberen Stockwerk stürzt unter der Last der Menge nach unten. Ritter in ihren Rüstungen, Tische und Stühle, Schränke, Balken, Bretter, alles stürzt in die gewaltige Jauchegrube, die sich unten im Gebäude befindet. Wie viele Männer genau in den Fäkalien versinken und sterben, ist nicht überliefert. Geschätzt kommen 50 bis 100 Menschen ums Leben. König Heinrich VI. gehört nicht zu den Opfern.

In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
  • Was ein Fenstersims mit dem Überleben von Heinrich VI. zu tun hat,
  • wie einige der herabgestürzten Männer dank des Abflusssystems dem Tod entrinnen,
  • worauf die Statik beim Hausbau im Mittelalter beruht,
  • wer der Vater von König Heinrich VI. ist,
  • warum Heinrichs Rettung auch für das Reich ein Glücksfall ist.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Michael Kister (Historiker, Doktorand, München)

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Autor: Heiner Wember
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Alexander Buske

Preußischer Abenteurer und Ausbrecher: Friedrich von der Trenck

Preußischer Abenteurer und Ausbrecher: Friedrich von der Trenck WDR Zeitzeichen 25.07.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 26.07.2099 WDR 5

Im Kerker schrieb Friedrich von der Trenck mit seinem eigenen Blut Spottgedichte zwischen die Zeilen einer Bibel: nur eine Episode im abenteuerlichen Leben des Offiziers und Revolutionärs, der am 25.7.1794 in Paris hingerichtet wurde.

Spekulationen über den Grund für die erste von vielen Inhaftierungen Friedrich von der Trencks reichen von einer angeblichen Affäre mit der Schwester des Königs bis zum Verdacht des Landesverrats während des Schlesischen Krieges. ***Das ist unsere wichtigste Quelle: Christopher Frey: Der Preuße von Zwerbach. Das ruhelose Leben des Friedrich von der Trenck im Spiegel der Familienkorrespondenz. St. Pölten 2019.***


Friedrich von der Trenck ist ein preußischer Offizier und Abenteurer, dessen Leben von radikalen Ansichten und ständigen Konflikten mit der Obrigkeit geprägt ist. Geboren 1727 in Königsberg, dient er bereits mit 18 Jahren im Garderegiment Friedrichs II.

Trenck ist ein rastloser Geist, der es versteht, aus jeder Lage eine dramatische Geschichte zu machen. In seinen Memoiren schreibt er von spektakulären Ausbrüchen aus preußischen Festungen und den darauffolgenden abenteuerlichen Fluchten. Sie machen ihn europaweit bekannt.

In seinen Schriften wettert er gegen die Willkür der absolutistischen Herrscher und für demokratische Ideen. Doch sein radikaler Ton und sein unbändiger Egoismus bringen ihm viele Feinde ein. In Paris wird er zunächst als Held der Revolution gefeiert, doch die politischen Wirren und Verdächtigungen bringen ihn schließlich ins Gefängnis.

Am 25. Juli 1794 wird Friedrich von der Trenck in Paris hingerichtet, nur drei Tage bevor die Schreckensherrschaft der Jakobiner endete.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
  • warum Friedrich von der Trenk in Österreich und Preußen nicht mehr willkommen ist,
  • was seine Gefängnisausbrüche so spektakulär macht,
  • welche innovativen Ideen es ihm ermöglichen, trotz widrigster Umstände in Einzelhaft zu schreiben,
  • wie er sich in Paris als Opfer des Despotismus feiern lässt
  • und die Stadt letztendlich für ihn zur Sackgasse wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:
  • Christopher Frey: Der Preuße von Zwerbach. Das ruhelose Leben des Friedrich von der Trenck im Spiegel der Familienkorrespondenz, St. Pölten 2019.
  • Eberhard Cyran (Hrsg.): Des Friedrich Freiherrn von der Trenck merkwürdige Lebensgeschichte. Memoiren und Historie, Berlin / Frankfurt am Main / Wien 1983.
  • Walter Grab: Ein Volk muss seine Freiheit selbst erobern. Zur Geschichte der deutschen Jakobiner, Frankfurt am Main / Olten / Wien 1984.

Und das ist unser Interviewpartner:
  • Dr. Christopher Frey (Wien)

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Thomas Bleul