Der Loveparade-Prozess ist eines der wichtigsten Verfahren in der Geschichte der Bunderepublik Deutschland; noch keine Ermittlung stützte sich auf so viele Zeugen, so viel Bildmaterial.
- Sendehinweis: ARD | 22. Juli 2020, 22.45 - 00.15 Uhr | Das Erste
- Sendehinweis: ARD | 23. Juli 2020, 02.10 - 03.40 Uhr | Das Erste
Vor zehn Jahren, am 24. Juli 2010, kam es bei der Loveparade in Duisburg zur Katastrophe: 21 Menschen starben im Gedränge, über 600 wurden verletzt. Eine gigantische Rave-Party endete in Tod und Verzweiflung. Wer war für diese Katastrophe verantwortlich? Erst mehr als sieben Jahre später, ab Dezember 2017, wurde darüber vor Gericht verhandelt.
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gerlach, den die Staatsanwaltschaft als Gutachter beauftragte, kommt zu dem Schluss: "Um eine Katastrophe an dem Tag zu verhindern, hätte man diese Veranstaltung nicht durchführen können. Weil, dieses Gelände war für das Konzept, die Dynamik der Personenströme, in seiner Begrenzung der Ausmaße, einfach nicht geeignet."
Gabi Müller: Sie hat ihren Sohn Christian bei der Loveparade-Katastrophe verloren und ist eine der Nebenklägerinnen.
Der Film "Loveparade – Die Verhandlung" begleitet die juristische Aufarbeitung des Unglücks von Duisburg. Der Loveparade-Prozess war ein Mammut-Verfahren: 10 Angeklagte, 32 Verteidiger, 60 Nebenkläger, 40 Rechtsanwälte. Es ging am 4. Mai 2020 nach 184 Verhandlungstagen ohne Urteil zu Ende.
Akribisch hat das Filmteam dieses Verfahren, eines der bislang wichtigsten der Nachkriegszeit, zweieinhalb Jahre lang begleitet und dazu Hintergründe recherchiert - und insgesamt 3500 Protokollseiten und 250 Stunden Dreh- und Archivmaterial ausgewertet. Der Film dokumentiert in einzigartiger Weise das juristische Hin und Her über die Frage, wer die strafrechtliche Verantwortung für die Katastrophe trägt. Er zeigt, wie dieses besondere Verfahren auf Betroffene und Beobachter wirkt. Das Landgericht Duisburg stand unter enormen Erwartungsdruck und sollte eine Aufarbeitung der Katastrophe leisten.
Der Film navigiert durch die schweren Wasser von "Recht" und "Gerechtigkeit", ohne dabei zu moralisieren. In "Loveparade - Die Verhandlung" kommen Beteiligte zu Wort, die sich zum Teil noch nie vor einer Kamera zu den Ereignissen rund um die Katastrophe und den Prozess geäußert haben.
Ein Film von Dominik Wessely
Redaktion: Jutta Krug