Reservistenübung

Reservisten üben für den Ernstfall

Stand: 02.05.2024, 18:00 Uhr

Deutschland wird angegriffen. Terroristen versuchen, Anschläge zu verüben – es ist ein Szenario, das mehr als 200 Soldaten derzeit in der Wahner Heide bei Köln üben. Unter ihnen sind besonders viele Reservisten. Ihre Zahl ist zuletzt stark angestiegen.

Von Marius Reichert

Die Straße ist abgesperrt, Maschendrahtzahn an den Rändern, Pylonen leiten Autos und LKW den Weg durch den Checkpoint. Die Soldaten kontrollieren gerade einen LKW. Darin sitzen zwei verdächtige Personen. Ein Soldat öffnet die Plane, plötzlich brüllt er: "Achtung, Fund!" Die Soldaten am Checkpoint zücken ihre Waffen. Die beiden Insassen werden kontrolliert.

Ausbildung für den Verteidigungsfall

Es handelt sich um eine Übung, in der Nähe des Truppenübungsplatzes Wahner Heide, bei Troisdorf. Mehr als 200 Soldaten lassen sich hier zwei Wochen für den Verteidigungsfall ausbilden. "National Guardian 24" nennt sich die Übung – eingebettet in eine nationale und eine NATO-Übung. Das Besondere: Es sind überwiegend Reservisten, die daran teilnehmen. Also Menschen, die sich für den Ernstfall verpflichtet haben – aber keine Berufssoldaten sind.

So wie Feldwebel Roman, im normalen Leben Landesbeamter, der gerade mit Maschinenpistole am Übungs-Checkpoint im Einsatz ist: "Ich finde, unsere Demokratie verteidigt sich im schlimmsten Fall nicht von alleine. Ich habe selber Kinder und ich möchte, dass meine Kinder in Frieden und Freiheit aufwachsen", beschreibt er seine Motivation, als Reservist dabei zu sein.

Heimatschutz interessiert mehr Menschen

Zwei Soldaten stehen in der Natur und schauen sich an, der eine hat ein Gewehr in der Hand.

An einem Checkpoint kontrollieren die Soldaten verdächtige Fahrzeuge.

Wer hier übt, sind Mitglieder des so genannten Heimatschutzregiments 2, Münster. Beim Heimatschutz geht es um viele Aufgaben: verteidigen bei Angriffen, Gebäude absichern, Infrastruktur herstellen, aber auch bei Epidemien und Pandemien oder nach Naturkatastrophen der Bevölkerung zur Seite stehen. 

Engagieren wollen sich in diesem Bereich gerade so viele wie selten zuvor, sagt General Hans-Dieter Müller. Es seien sogar knapp 400 Menschen mit dabei, die bislang noch nie gedient hätten, so der Kommandeur des Landeskommandos Nordrhein-Westfalen: "Für mich ist es sehr ermutigend, dass wir in einer Zeit, wo die Ukraine-Konfliktladungen in die Wohnzimmer unsere Volkes übertragen werden, Menschen haben, die sich für den Dienst interessieren, die ihren Dienst im Heimatschutz leisten wollen."

Reservisten üben für den Ernstfall

WDR Studios NRW 02.05.2024 00:43 Min. Verfügbar bis 02.05.2026 WDR Online


Hilfe auch bei Naturkatastrophen

Wie schnell Reservisten gefragt sein können, zeigt die Flutkatastrophe vor drei Jahren in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mit mehr als 180 Toten. Auch Städte und Kommunen in der Nähe des Truppenübungsplatzes waren vom Starkregen betroffen – wie etwa Troisdorf. Alexander Biber von der CDU ist Bürgermeister von Troisdorf und schaut sich die Übung heute genau an. Er sagt: "Für uns ist wichtig, dass wir wissen, dass wir Unterstützung durch die Bundeswehr erfahren. Dass wir handelnde Personen kennen und wissen, wie es im Ernstfall aussieht."

Für die Übung sind die Reservisten von ihren Arbeitgebern freigestellt. Bis zum Abend werden sie weiter üben – für den Fall, der hoffentlich nie eintreten wird. Aber in einer unruhigen Welt wahrscheinlicher geworden ist.

 Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort

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