E-Auto-Ladestationen: Wenn der Strom aus dem Bordstein kommt 00:45 Min. Verfügbar bis 30.04.2026

E-Auto-Ladestationen: Wenn der Strom aus dem Bordstein kommt

Stand: 02.05.2024, 15:02 Uhr

Die neuen Ladebordsteine sind fast unsichtbar - sie werden in den Bürgersteig integriert. Das Pilotprojekt wird an fünf Standorten in Köln und im ländlichen Nörvenich getestet.

Von Heiko Jaeckel

Mitten in der Bordsteinkante befindet sich eine Leiste mit Steckdose, Display und einem Kartenlesegerät: So sehen sie aus, die neuen Ladestationen für Elektroautos. In Köln Lindenthal und Nörvenich im Kreis Düren sind die ersten dieser Ladebordsteine jetzt in Betrieb genommen worden. In Kürze soll in Lindenthal noch ein weiterer Standort hinzukommen.

"Als ich im Internet gesehen habe, dass die Rheinmetall AG diese Ladestationen entwickelt, habe ich sofort da angerufen und bin hingefahren, um mir das anzuschauen", erzählt Timo Czech (CDU), Bürgermeister der Gemeinde Nörvenich im Kreis Düren. Er habe sich vorgenommen, die Energiewende voranzutreiben. Der gesamte Fuhrpark der Gemeinde sei schon auf Fahrzeuge umgestellt worden, die mit Strom oder Wasserstoff betrieben werden.

Pilotprojekt an fünf Standorten

Die bisher üblichen Ladesäulen nehmen jedoch viel Platz weg und werden von Fußgängern oft als störend empfunden. Die neuen Ladebordsteine dagegen sind in den Bürgersteig integriert - also fast unsichtbar. Erste Kritiker befürchten, dass das Bücken einigen Menschen Probleme bereiten könnte. Der Hersteller gibt sich kritikbewusst: "Wir müssen zugeben, dass unser System nicht absolut barrierefrei ist."

Allerdings seien bei der Entwicklung auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen in die Nutzerstudien mit einbezogen worden und das Feedback positiv gewesen. Nutzerfeedback sei sehr willkommen, auch um das System eventuell noch nachzubessern.

Höchstens vier Stunden parken

In der Praxis sieht das Ganze so aus: Wer sein E-Auto aufladen will, fährt auf einen der neuen Ladeplätze, scannt seine EC-Karte am Bordstein und kann dann die Steckdose seines Fahrzeugs mit der Ladestation verbinden. Die Leistung beträgt bis zu 22 Kilowatt.

Wichtig ist, dass man nur während des Ladens dort parken darf - höchstens vier Stunden. Sowohl in Köln als auch in Nörvenich ist das Parken kostenlos, in Köln allerdings nur übergangsweise. Sobald die technischen Voraussetzungen dafür geschaffen seien, werde nur die erste Stunde kostenfrei sein, für den Rest müsse man dann Parkgebühren bezahlen, sagt die Stadt Köln.

Kostengünstig für Neubaugebiete

Die Gemeinde Nörvenich hat für den Umbau der Bürgersteige etwa 10.000 Euro bezahlt. Den Betrieb übernimmt die Westenergie. In Köln hat der Betreiber "TankE", eine Tochter der Rheinenergie, die Kosten für den Umbau übernommen.

Nörvenichs Bürgermeister Timo Czech ist schon jetzt vom Erfolg der neuen Ladebordsteine überzeugt: "Wir planen, in jedem Neubaugebiet schon gleich sogenannte Dummy-Bordsteine zu bauen, die innen hohl sind, so dass wir da dann jederzeit, schnell und ohne große Umbaukosten Ladestationen einbauen können."

Ladebordsteine in weiteren Städten?

Womöglich könnten die Ladebordsteine bald in weiteren Städten zu finden sein: Der Hersteller, die Rheinmetall AG, befindet sich derzeit in Gesprächen mit den Städten Düsseldorf und Neuss. Laut Unternehmenssprecher sind diese ebenfalls an einer Teilnahme am Pilotprojekt interessiert.

Strom vorerst kostenlos

Übrigens: Der Strom ist an den Ladebordsteinen zur Zeit noch kostenlos - so lange, bis das sogenannte Eichrecht erteilt ist. Und das könne bis zu drei Monate dauern, erklärt Timo Czech. Er hofft, dass möglichst viele Kunden das Testangebot nutzen und den Betreibern und Herstellern dann auch ein Feedback geben. Dafür soll es bald anonymisierte Fragebögen geben.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter
  • Pressestelle Stadt Köln
  • Gemeinde Nörvenich
  • Pressesprecher und Pressemitteilung Rheinmetall AG

Über dieses Thema hat der WDR am 30.04.2024 in der Lokalzeit Aachen auf WDR2 berichtet.