Service Computer
KI-generierte Fotos und Videos erkennen
Ein Foto vom Papst in einer weißen Daunenjacke, ein Video, in dem Bundeskanzler Olaf Scholz die AfD verbietet. Mit Hilfe von KI-Systemen entstandene Fotos und Videos haben Hochkonjunktur. Echt oder falsch? Kann man KI-generierte Fotos und Video erkennen?
Jede und jeder kann heute mit wenigen Klicks Fotos, Videos und Audios herstellen, die bekannte Persönlichkeiten nahezu beliebige Dinge tun oder sagen lassen. Seinen Augen und Ohren kann man also mittlerweile kaum noch trauen.
Haben wir eine Chance, ein KI-generiertes Foto oder Video als solches zu enttarnen?
Noch haben wir – Stand heute – eine geringe Chance. Aber: Die Systeme werden immer besser, es wird also immer schwieriger für uns. Die Technologie schreitet voran und die Systeme können jeden Tag mehr Trainingsdaten benutzen.
Wo könnte man ansetzen, um eine Fälschung zu erkennen?
Wichtig ist dabei der gesunde Menschenverstand: Kann das überhaupt sein, was ich da im Foto oder Video sehe? Beispiel: Wenn in einem Video der Bundeskanzler scheinbar eine andere Partei verbietet, sollte man skeptisch sein – das wäre ja rechtlich gar nicht möglich.
Und wenn man einen Verdacht hat, lohnt es sich, genauer hinzusehen: Bei vielen Fotos kann man erkennen, dass da irgendetwas nicht stimmt. Beispiele: Die Haut eines Menschen auf dem Foto ist ungewöhnlich rein und glatt. An den Rändern der Frisur sieht man bei KI-Fotos häufig keine einzelnen Haare – das gilt auch für Tierfotos. Oft stimmen auch die Proportionen nicht: Die Hände sind zu groß, man sieht eine merkwürdige Kopfhaltung, der Schatten stimmt nicht. Gibt es auf dem Foto Möbel wie z. B. Stühle: Häufig stimmt etwas mit den Stuhl-Beinen nicht.
Aber: Das alles ist leider nicht immer so, es gibt auch Fotos, bei denen können wir Herkunft nicht erkennen. Denn: Auch echte Fotos werden ja retouchiert, nachbearbeitet, so dass sie oft falsch aussehen, auch wenn sie echt sind.
Kann man KI-generierte Videos besser erkennen als künstliche Fotos?
Oft ist das – noch – so. Wenn da ein Mensch im Video zu sehen ist, sollte man auf das Gesicht und vor allem auf den Mund achten. Wir haben ein gutes Gespür dafür, wie es aussieht, wenn ein anderer Mensch spricht: Das ganze Gesicht bewegt sich mit, es entstehen Falten. Oft stimmen die Mundbewegungen einfach auch nicht mit dem überein, was man hört, was der Mensch da sagt.
Aber: Es gibt Möglichkeiten, das zu kaschieren, in dem man z. B. das Gesicht immer nur kurz groß zeigt. Dann wird es schwieriger, echt von falsch zu unterscheiden.
Was taugen Tools und Websites, die KI-generierte Fotos und Videos erkennen sollen?
Solche Werkzeuge geben Anhaltspunkte, geben Wahrscheinlichkeiten an, mit denen ein Video, ein Foto KI-generiert ist. Aber: Leider gibt es auch dabei keine hundertprozentige Sicherheit.
Fazit
Wir müssen uns noch mehr als eigentlich schon immer mit der Quelle beschäftigen, aus der ein Foto oder ein Video kommt. Also: Einem Foto oder Video, das irgendwo bei Instagram oder gar X herumschwirrt, kann und sollte man nicht blind vertrauen.
Stammt ein Foto oder Video dagegen aus einer seriösen Quelle wie einem großen Sender oder einer seriösen Tageszeitung oder der Website davon, kann man davon ausgehen, dass es schon auf Echtheit geprüft und höchst wahrscheinlich echt ist.
Autor: Michael Stein
Redaktion: Jan Friese
Service Computer ist eine Rubrik in der WDR 5 Sendung Neugier genügt und ist dort jeden ersten Dienstag im Monat zwischen 11.04 Uhr und 12.00 Uhr zu hören.