Am Ende einer "desaströsen" Saison: Schalke schließt Kapitel Abstiegskampf
Stand: 07.05.2024, 23:27 Uhr
Nach dem Sieg gegen den VfL Osnabrück steht fest: Schalke 04 spielt auch in der kommenden Saison in der 2. Liga. Ein Erfolg, den man vor einem Jahr nicht als solchen bezeichnet hätte.
Von Jakob Halbfas
"Das Kapitel endlich schließen" - das war der Wunsch von Schalkes Trainer Karel Geraerts vor der Partie gegen Osnabrück. Dass Schalke 04 das Kapitel Abstiegskampf am Dienstagabend ausgerechnet vor leeren Zuschauer-Rängen schließen konnte, passt zu dieser Zweitligasaison des Bundesliga-Absteigers.
Ein paar hundert Fans reisen nach Hamburg
Aufgrund eines maroden Stadiondachs im Stadion an der "Bremer Brücke" wurde das Spiel ins Hamburger Millerntor-Stadion verlegt - zum Unmut der Schalker. Gerne hätte man sich vor mitgereisten Anhängern von dieser großen Last Abstiegskampf befreit. "Heute können wir stolz sein. Man darf nicht vergessen, dass es ohne Fans ein besonderes Spiel war und das haben die Jungs angenommen und waren von der erste Sekunde an da", sagte Geraerts nach dem 4:0-Erfolg über den VfL Osnabrück.
Nach Abpfiff versammelten sich dann doch ein paar hundert Fans, die ihre Mannschaft lautstark feierten. "Riesen Kompliment, dass hier ein paar Bekloppte hinfahren, das spricht für Schalke. Ein geiles Gefühl", sagte Simon Terodde nach dem 4:0-Erfolg gegen den VfL Osnabrück.
Nach einer teils "desaströsen und peinlichen" Saison hatte sich Schalke in den letzten Wochen mit soliden Auftritten die Chance auf den vorzeitigen Klassenerhalt erspielt. "Wir haben viel auf die Fresse bekommen, aber zuletzt haben wir uns stabilisiert", sagte ein erleichterter Terodde.
Schalke steckt von Anfang an unten fest
Dennoch bleibt es eine unterirdische Saison für S04, zumindest mit einem einigermaßen versöhnlichen Abschluss. "Wir sind glücklich, dass wir nicht abgestiegen sind. Ich hätte nie gedacht, dass ich diese Worte einmal auf Schalke sage", empfand Sportdirektor Mark Wilmots nach der Partie.
In der aktuellen Saison ist auf Schalke generell vieles passiert, was man vor einem Jahr nicht für möglich gehalten hätte. Nach dem Bundesliga-Abstieg fand sich die Mannschaft von Beginn an überhaupt nicht in der 2. Liga zurecht. Schon nach sieben Spieltagen wurde Thomas Reis, mit dem man nach dem Abstieg das Abenteuer 2. Liga angehen wollte, entlassen. Nach zehn Spieltagen belegte Schalke mit sieben Punkten den 16. Tabellenplatz und hatte schon fünf Punkte Rückstand.
Auch der neue Mann an der Seitenlinie, Karel Geraerts, konnte das Ruder nicht auf Anhieb herumreißen. Nach sieben Punkten aus drei Spielen gelang zum Jahresende zumindest der Schritt raus aus der Abstiegszone - gerettet war Schalke aber noch lange nicht.
Unruhen innerhalb der Mannschaft
Zu groß war die Unruhe, die die einzige Konstante war, die sich durch die Saison zog. Nach Thomas Reis mussten Sportvorstand Peter Knäbel, der Technische Direktor André Hechelmann, Lizenzspieler-Chef Gerald Asamoah und Nachwuchschef Mathias Schober den Verein verlassen.
In diesem bröckelnden Gesamtkonstrukt war es für das Trainerteam kaum möglich, eine Einheit zu Formen. Einzelne Spieler sorgten zusätzlich für unnötige Störgeräusche. Timo Baumgartl wurde mangelnde Teamfähigkeit und Professionalität vorgeworfen und dauerhaft in die U23 versetzt. Auch Dominick Drexler hatte sich im Saisonendspurt laut Geraerts "über die Mannschaft gestellt" und wurde suspendiert.
Wilmots: "Das verstehe ich nicht"
Klare Rückendeckung hat Geraerts vor wenigen Wochen von seinem Sportdirektor erhalten. "Seit Monaten höre ich jedes Mal: Geraerts raus", hatte Wilmots vor einigen Wochen gesagt: "Er macht sehr gute Arbeit. Wie kann es sein, dass die Mannschaft nicht hinter dem Trainer steht? Das verstehe ich nicht."
Schalkes Keeper Marius Müller machte am Dienstagabend klar, dass sich solche Verhaltensweisen in der kommenden Saison nicht wiederholen dürfen. "Das hat uns das ein oder andere Mal das Genick gebrochen." Die Mannschaft müsse "an einem Strang ziehen und eine Einheit bilden."
"Das darff nicht noch einmal passieren"
Auch für Karel Geraerts ist klar: "Das darf nicht noch einmal passieren." Ob der 42-Jährige über den Sommer hinaus Trainer auf Schalke bleibt, ist noch ungewiss. Er selbst hielt sich nach dem Spiel in Hamburg zurück und sprach nur von einer großen Challenge: "Das Potential auf Schalke ist enorm, das ist das Wichtigste."
Wilmots wurde da deutlicher und erzählte von einem längeren Gespräch, das er noch vor der Partie mit Geraerts geführt hatte: "Er liebt Schalke, er will auf Schalke bleiben, das ist Punkt eins. In den nächsten Wochen kommt er mit uns an den Tisch und dann schauen wir, wie wir den Sommer angehen."
Die Große Frage bleibt die nach der Ruhe. Wird Wilmots und vor allem auch Geraerts das nötige Vertrauen entgegengebracht einen neuen Kader zusammenzustellen und eine Mannschaft zu formen, die mehr kann als Abstiegskampf in der 2. Bundesliga? Gleichzeitig muss man sich dessen bewusst sein, dass man aus einer Saison kommt, in der es einzig und allein darum ging, den Abstieg in die 3. Liga zu verhindern.
"Wir dürfen keine verrückten Dinge machen, mit beiden Füßen auf dem Boden, eine junge Mannschaft formen, die den Charakter von Schalke hat", sagt Marc Wilmots.