Warum Vizemeister-Trainer Popiesch zu den Krefeld Pinguinen passt
Stand: 02.05.2024, 12:42 Uhr
Die Krefeld Pinguine haben einen neuen Headcoach, mit dem der Aufstieg in die DEL gelingen soll. Thomas Popiesch, der Bremerhaven zur Vizemeisterschaft führte, bringt Trainer-Erfahrung in der DEL2 und weitere Eigenschaften mit, die die Krefeld Pinguine gut gebrauchen können.
Von Julian Tilders
Der Niedergang des einen Klubs ist im Profi-Sport meist eines anderen Aufstieg, alleine schon, weil alle Vereine grundsätzlich im Wettbewerb zueinander stehen. Zwar haben die Schicksale der Krefeld Pinguine und der Fischtown Pinguins Bremerhaven keinen direkten Zusammenhang. Dennoch ist die Geschichte der Pinguine, die 2022 abstiegen, eben (bisher) eine des Absturzes in der Eishockey-Welt. Und die Story der Pinguins, die 2016 aus der DEL2 aufstiegen, ist eine des Aufschwungs.
KEV bestätigt Popiesch-Engagement
Verbunden ist Bremerhavens Erfolg seit 2016 mit Thomas Popiesch. In der DEL-Finalserie (1:4) hätte er nun mit seinem gallischen Dorf fast das Eishockey-Schwergewicht Berlin ins Straucheln gebracht. Es ist ein Coup, dass die Krefeld Pinguine den 58-Jährigen nun als Trainer für ihr DEL2-Team gewinnen konnten - und ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass Krefeld nach zwei recht enttäuschenden Spielzeiten (zweimal Aus im Playoff-Viertelfinale) nun aber wirklich zurück ins Oberhaus will.
Der KEV bestätigte die Personalie am Donnerstag (02.05.2024). Popiesch wird am Dienstag (12 Uhr) bei einer Antritts-Pressekonferenz vorgestellt.
Bereits bei der Vizemeister-Feier in Bremerhaven hatte Popiesch seinen Wechsel kommuniziert. Er geht für die Familie zurück an den Niederrhein: "Das war schon seit etwa zwei Jahren der Plan, dass jetzt ein guter Zeitpunkt wäre", erklärte Popiesch "buten un binnen". "Und die Zeit, die man mit der Familie hat, möchte man auch nutzen. Meine Frau weiß aber noch nicht, was es heißt, wenn ich so oft zu Hause bin."
Ex-Stürmer mit Krefelder Stallgeruch
Zu Hause fühlt sich Popiesch in NRW schon seit 1989. Der gebürtige Ost-Berliner flüchtete damals aus der DDR über die zu diesem Zeitpunkt endlich geöffnete ungarische Grenze nach Deutschland. Er hatte es als 17-Jähriger lange zuvor schon mal versucht - und verbüßte dafür eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren im Stasi-Gefängnis Bautzen.
Der junge Eishockey-Stürmer hatte gegen Ende der DDR-Zeit in der Freizeitliga bei Spartakus Berlin gespielt, im Westen wurde er vom EV Duisburg unter Vertrag genommen. Weitere Stationen waren der EHC Essen West und der EHC 80 Nürnberg, die Frankfurt Lions und ein Niederrhein-Klub: der Grefrather EV. Doch Popiesch hat auch Krefelder Stallgeruch: Von 1991 bis 1993 hat er für den damals frisch in die 1. Liga aufgestiegenen Krefelder EV (heute Krefeld Pinguine) die Schlittschuhe geschnürt. 96 Spiele für Krefeld stehen in seiner Vita.
Popiesch kennt die DEL2 als Trainer gut
Nachdem Popiesch als Aktiver 2006 bei den Moskitos Essen seine Karriere beendete, blieb er dem Eishockey als Trainer treu. Für den KEV ist interessant, dass der Coach auch die DEL2 und ihre Herausforderungen für die Klubs kennt. Denn Popiesch trainierte im Unterhaus die Lausitzer Füchse (2006-2009) und danach lange die Dresdner Eislöwen (2005-2016).
An seine Zeit in Dresden schloss sich das nächste langjährige Projekt an: die Fischtown Pinguins Bremerhaven (2016-2024). Bekanntermaßen wurde dieses Projekt zur Erfolgsstory.
Worauf Popiesch und Prey in Bremerhaven setzten
Eine Erfolgsstory wünschen sich auch die Verantwortlichen der Krefeld Pinguine - und Konstanz. Popiesch, der über acht Jahre in Bremerhaven mit dem Vertrauen des Klubs in Ruhe erfolgreich arbeiten konnte, ist eben einer für langfristige Projekte, er steht sinnbildlich für diese Krefelder Sehnsucht nach sehr schwierigen Jahren.
Gut für den KEV: Der Headcoach weiß, wie sich begrenztem Budget viel rausholen lässt. Das stellte er in Bremerhaven unter Beweis. Die Pinguins haben einen kleineren Etat als die Top-Teams, ärgerten sie in dieser Saison dennoch ordentlich. Und Krefeld ist in der DEL2 zwar nicht am unteren Ende der finanziellen Fahnenstange, aber wirtschaftlich ebenfalls alles andere als auf Rosen gebettet.
Popiesch, der 2021 zum DEL-Coach des Jahres gekürt wurde, verfolgte auch wegen der finanziellen Voraussetzungen des Klubs gemeinsam mit Manager Alfred Prey eine Alternativstrategie bei der Kaderzusammenstellung. Statt wie viele Konkurrenten den Markt vornehmlich nach Nordamerikanern abzugrasen, beschäftigten sich die Bremerhavener etwa mit Slowenen und Dänen. Auch wurde mit Blick auf die DEL-Ausländerregelung (nur neun nicht-deutsche Spieler pro Spiel) die Eingliederung eingebürgerter Spieler verfolgt.
Kaderplanung in Krefeld läuft auf Hochtouren
Wie genau nun Popiesch den Krefelder Kader mit Sportchef Peter Draisaitl aufstellen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist, dass Urgestein Christian Ehrhoff nicht mehr helfen wird, seine aktive Karriere hat er zuletzt endgültig beendet. Krefeld wird auch ohne die Verteidiger Eric Gotz und Maximilian Leitner sowie die Stürmer Edmund Junemann, Josh MacDonald und Kevin Niedenz in die neue Saison gehen.
Auf der Zugangsseite stehen bisher Stürmer Maximilian Hops (ESV Kaufbeuren) und der Kanadier Max Newton (Dukla Michalovce/Slowakei). Mit Matt Marcinew, Dennis Miller, Alexander Ruuttu und Lukas Wagner laufen laut KEV noch Gespräche.