Die titelgebende Dame des Romans "Die Kameliendame" heißt Marguerite Gautier und ist Kurtisane in Paris. Dumas entführt uns kenntnisreich in eine versunkene Welt aus rauschenden Ballnächten und Theaterabenden – die für viele reiche Männer in den Armen einer sogenannten Buhlerin enden. Einer von ihnen ist Armand Duval – jung und im Vergleich zu anderen von eher bescheidenem Vermögen. Doch als er Marguerite im Theater sieht, ist es um ihn geschehen: Die hübsche und kokette junge Frau, die stets einen Strauß Kamelien bei sich hat, geht ihm nicht aus dem Kopf. Und er setzt alles daran, ihre anderen Gönner auszustechen.
Natürlich endet die Geschichte tragisch – das wissen nicht nur Generationen von Theatergängern und Opernbesuchern, die den Stoff als Bühnenstück oder in Verdis unsterblicher Bearbeitung als "La Traviata" gesehen haben. Die legendäre Schauspielerin Sarah Bernhardt ist im kollektiven Gedächtnis geradezu verschmolzen mit ihrer Paraderolle als "Kameliendame".
Dumas, der in dem Roman eine stürmische Liaison mit einer Pariser Lebedame verarbeitet, tut etwas für die damalige Zeit Unerhörtes: Er blickt mit Empathie und sogar Wohlwollen auf die Kurtisane Marguerite und macht deren Zwiespalt deutlich: Sie ist Teil des prallen gesellschaftlichen Lebens und steht doch im Abseits – ohne jede Chance auf eine bürgerliche Zukunft.
Diese Erfahrungen waren dem jungen Dumas selbst nicht fremd: Als unehelicher Sohn des gefeierten Schriftstellers Alexandre Dumas, Autor von "Die drei Musketiere" oder "Der Graf von Monte Christo", bewegte er sich zunächst im Schatten des berühmten Vaters. Mit dem unerhörten Erfolg der "Kameliendame" konnte er allerdings daraus hervortreten und war zeitweise sogar bekannter als sein Vater.
Dominik Freiberger liest "Die Kameliendame" von Alexandre Dumas dem Jüngeren. Gastgeberin Rebecca Link und Mithu Sanyal laden ein zu einem sinnlichen Hörvergnügen mit Lesung und Talk an Ostermontag in WDR 5 und als Podcast überall da, wo es Podcasts gibt.
Regie: Martin Zylka, Redaktion: Ruth Dickhoven