- Sendehinweis: Vesper | 25. Mai 2024, 17.04 - 19.00 Uhr | WDR3
Vesper I
Neue Musik für eine neue Kathedrale: Notre Dame de Paris
17:04 - 17:45 Uhr
In den Jahren zwischen 1163 und 1345 wurde sie erbaut, die beeindruckende Kathedrale Notre Dame de Paris. Sie ist eine der ersten und bedeutendsten gotischen Kirchen Frankreichs. Parallel zur innovativen Architektur erlebte in Paris damals auch die Musik in einer frühen Form der Mehrstimmigkeit eine erste große Blüte. Federführend dafür waren Kleriker, die zugleich als Sänger, Dichter und Komponisten an der Kathedrale wirkten. Nur wenige Vertreter dieser so genannten 'Notre-Dame-Schule' kennt man heute mit Namen. Aber zwei von ihnen gingen sozusagen als Protagonisten dieses innovativen Stils in die Musikgeschichte ein: die Magister Leonin und Perotin. Nicht nur sie, auch viele ihrer heute namenlosen Kollegen haben beeindruckende Werke geschrieben, die oft Texte von großer poetischer Kraft vertonen.
Von Helga Heyder-Späth
Die Musikstücke zur Sendung
Komponist:in | Titel / Länge | Interpret:in |
---|---|---|
Anonymus | Breves dies hominis (Choral und Organum zu 3 Stimmen) (2:35) | Lionheart |
Léonin/Perotin | Et valde (Organum zu 2 Stimmen) (7:37) | Ensemble Gilles Binchois LeitunG´g: Dominique Vellard |
Philipp der Kanzler | Luto carens et latere (Conductus) (3:19) | Sequentia |
Anonymus | Benedicamus domino (Organum für 3 Stimmen) (4:38) | Diabolus in Musica Leitung: Antoine Guerber |
Anonymus | Flos in monte cernitur (Conductus) (2:49) | Tiburtina Ensemble Leitung: Barbora Kabátková |
Perotin | Estampie über Beata viscera (für Cister und Fiedel) (2:23) | Ensemble Labyrinthus |
Perotin | Deus misertus hominis (Conductus zu 4 Stimmen) (4:11) | Ensemble Organum Leitung: Marcel Pérès |
Anonymus | Cum sint difficilia Salomoni tria (Conductus) (3:21) | Capella Reial de Catalunya Hespèrion XXI |
Vesper II
La gothique
18:04 - 19:00
'La cathédrale engloutie' – die 'versunkene Kathedrale', so nannte Claude Debussy eines seiner Préludes für Klavier, die er zwischen 1909 und 1913 komponierte. In einem anderen porträtierte er 'Les Minstrels', die Minnesänger. Diese Stücke sind Ausdruck einer neuen Begeisterung für die Architektur der Gotik und überhaupt für das Mittelalter. Schon im 19. Jahrhundert begann man, sich intensiv damit zu beschäftigen, um 1900 erlebte die Mittelalterrezeption unter anderem in Frankreich eine besondere Blüte. Lieder von Oswald von Wolkenstein und anderen Minnesängern wurden wieder aufgeführt, und sie inspirierten Komponisten zu eigenen Werken. Schon 1874 schrieb der französische Geiger und Komponist Benjamin Godard eine 'Symphonie gothique'. Und wahrscheinlich dachte bereits der französische Barockkomponist Marin Marais an die faszinierende, in den Himmel strebende Architektur einer gotischen Kathedrale, als er einem seiner Gambenstücke den Titel 'La gothique' gab.
Von Helga Heyder-Späth
Die Musikstücke zur Sendung
Komponist:in | Werk / Länge | Interpret:in |
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Guillaume Dufay | Donna gentile, bella come l'oro (Rondello) (3:27) | Cantica Symphonia Leitung: Giuseppe Maletto |
Johannes Ciconia | Ligiadra donna (Ballata in instrumentaler Bearbeitung aus dem Buxheimer Orgelbuch) (4:46) | Tasto Solo Leitung: Guillermo Pérez |
Marin Marais | La gothique, Gigue, Fantasie aus: Suite a-Moll (für Viola da gamba und Basso continuo) (8:27) | Jérôme Hantaï (Viola da gamba) Alix Verzier (Viola da gamba) Pierre Hantaï (Cembalo) |
Guillaume de Machaut | Tres Douce dames (Ballata) (3:53) | Ensemble Gilles Binchois Leitung: Dominique Vellard |
Guillaume de Machaut/György Kurtag | Tres douce dame (für Klavier) (1:46) | Marino Formenti (Klavier) |
Oswald von Wolkenstein | Es fuegt sich (in der Ausführung für Singstimme und Harfe) (8:08) | Benjamin Bagby (Harfe) |
Claude Debussy | Préludes für Klavier, Buch 1 La cathédrale engloutie Les Minstrels (8:21) | Alexej Lubimow (Pianoforte) |
Benjamin Godard | Symphonie gothique, op. 23: Grave (5:44) | Le Concert de la Loge Leitung: Julien Chauvin |