Thérèse – No Right Time
Mit ihren letzten Projekten hatte Thérèse sich von ihrer emanzipatorischen und künstlerischen Seite gezeigt, indem sie sich nicht nur als Sängerin inszenierte, sondern auch ihr Gespür für Mode oder große Worte offenbarte. Mit "No Right Time" liefert die Französin jetzt aber ihr wohl persönlichstes Werk ab. Es handelt nämlich von der Wiedergeburt, eine Erfahrung, die sie in den letzten Jahren gemacht hat. Thérèse musste sich nämlich einer Lebertransplantation unterziehen. Ein einschneidendes Erlebnis, das ihr gezeigt hat, wie schnell das Leben vorbei sein kann und wie wichtig es ist, im Moment zu leben. "Die Prüfung hat mich gelehrt, dass es keinen 'richtigen Zeitpunkt' gibt, um zu sterben oder sich seinen großen Dämonen zu stellen. Es ist am besten, sich schnell mit ihnen zu versöhnen und sie in Stärken zu verwandeln, um vollständig zu leben", sagt sie selbst über den neuen Release, dessen Video mindestens genauso mystisch daherkommt, wie das Leben selbst.
Marie Curry – Cameo
Mit Neonschwarz ist Marie Curry schon seit 2012 fester Bestandteil der Hamburger Rapszene. Während ihrer musikalischen Laufbahn hat sie das HipHop Kollektiv Ticktickboom mitbegründet oder die legendären Zeckenrapgalas in Berlin und Hamburg veranstaltet. Was in der Bio noch fehlt? Ein Soloalbum! "Cameo" heißt es und wurde nach monatelangem Teasing mit Singles wie "Um den Block" oder "Nag Champa" jetzt veröffentlicht. Musikalisch setzt Marie damit dort an, wo sie mit Neonschwarz zuletzt aufgehört hat: HipHop mit Pop-Elementen, Electronica und Samplekunst. Dazu kommen Texte über den Struggle des Erwachsenseins, aber auch von schlaflosen Nächten oder den Kampf gegen den Neoliberalismus. Die Hamburgerin bleibt sich ihrer Linie treu – ein bisschen Antikapitalismus, ein bisschen gute Laune.
Asake – Only Me
Seit 2022 und seinem Debütalbum "Mr. Money With The Vibe" liefert Asake nur noch Qualitätsarbeit ab. Dass das nicht immer ganz unumstritten ist, bleibt nicht aus. Gerade hat der Nigerianer sein Video zu "Only Me" veröffentlicht, mit dem er eine Kontroverse in seiner Heimat ausgelöst hat: Wie weit darf Kunst gehen, wenn es um Religion geht? Darin zeigt sich Asake nämlich unter anderem als Heiliger, der mit Geld um sich wirft und bedient sich zahlreicher christlicher Symbole. Dabei geht es in dem Song selbst vor allem darum, dass der Sänger seine eigene Resilienz und Selbstakzeptanz feiert und sich nicht länger mit anderen vergleichen will. Dass so viel Selbstbewusstsein einen riesigen Haufen Geld mit sich bringt und damit die Rechnungen bezahlt, ist ein ziemlich netter Nebeneffekt.
Liam Bailey – Mercy Tree
Mit "Zero Grace" hat Liam Bailey gerade ein Album veröffentlicht, das einer warmen Umarmung gleichkommt. Produziert hat es Leon Michels, den Bailey schon seit 2005 kennt. Ihre Soulbrüderschaft wurde aber erst 15 Jahre später mit "Ekundayo" besiegelt. Soul, Reggae und jetzt noch ein paar Einflüsse aus Rock und Singer/Songwriter, alles entstanden bei Jam Sessions – das macht den Vibe von "Zero Grace" aus. Mal rumpelt es, mal klingt es erdig. Aber vor allem ist die Platte ehrlich und spricht thematisch alles zwischen familiären Traumata, den jamaikanischen Wurzeln, aber auch häusliche Gewalt und Rassismus an. Um Letzteres geht es auch in "Mercy Tree", ein Stück Reggae Rebel Music, der die große Frage stellt, was wir alle gegen Rassismus, Ungerechtigkeit und Ungleichheit tun können.
Emicida – Acabou, mas tem…
Als Emicida 2019 sein Album "AmarElo" veröffentlichte, hatte er gleichzeitig die Ära des Neo-Sambas eingeleitet. Damit zollte er den großen Koryphäen der brasilianischen Musik Tribut, etablierte aber gleichzeitig einen ganz neuen Sound, der sich zwischen Bässen, Synths und traditionellen Rhythmen bewegte. Nach einer dreijährigen Pause ist es für Emicida jetzt an der Zeit, seinen Neo-Soul weiterzuentwickeln. Dafür hat der Rapper aus São Paulo sogar Querflöte gelernt, die er jetzt in seinem neuen Track "Acabou, mas tem…" einbringt. Was bleibt sind natürlich die sozialkritischen Texte, die auf die Missstände in seiner Heimat hinweisen, aber gleichzeitig einen musikalischen Hoffnungsschimmer liefern. So ist nicht nur der Sound von "Acabou, mas tem…" mit Babystimmen und soften Gitarren-Rhythmen ziemlich verspielt, sondern auch das dazugehörige Video, das an eine Art Holzpuppenspiel erinnert. Emicida begibt sich darin auf große Reise mit einem Boot im stürmischen Ozean und löst die Probleme der Welt mit viel Liebe und Herz.