Ein Jahr Zeitenwende - (k)ein Wandel in Sicht

Stand: 03.03.2023, 12:52 Uhr

Die "Zeitenwende" sollte der Beginn einer neuen Bundeswehr sein. Schneller, besser ausgestattet und einsatzfähig. HR-Reporter Jens Borchert hat mehrere Bundeswehrstandorte besucht und zieht Bilanz. Jetzt hören im Podcast "nah dran - die Geschichte hinter der Nachricht".

Nichts wird mehr so sein, wie es war. Das sagte Bundeskanzler Scholz vergangenes Jahr in seiner ersten Regierungserklärung nach dem russischen Angriff auf die Ukraine. Die längste Zeit des Friedens in Europa war nun endgültig vorbei und statt Demilitarisierung und Wandel statt Handel sollte die Bundeswehr einsatzfähiger werden. Als "Zeitenwende" bezeichnete Kanzler Scholz die kommende Zeit. Doch die Probleme der Bundeswehr scheinen zu groß und festgewachsen zu sein, um sie auf die Schnelle lösen zu können.

Undurchsichtiges Sondervermögen

Von den verabschiedeten 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr ist nach 12 Monaten der Großteil des Geldes noch nicht verwendet worden. Bekannt ist, dass ein Drittel des Geldes bereits vertraglich gebunden sein soll. Für rund 30 Milliarden gibt es also bereits einen Plan, wofür es verwendet wird. Doch laut Experten kann es Jahre dauern, bis die bestellte Ausrüstung geliefert werden kann. Die Inflation und Lieferschwierigkeiten haben den bereits komplexen Prozess der Rüstungsbeschaffung zusätzlich verlangsamt. 

Zeitenwende in Zeitlupe

HR-Reporter Jens Borchers berichtet seit Jahren über die Bundeswehr und hat die Einsatzkräfte auch bei Auslandseinsätzen begleitet. Ihm sind die strukturellen Herausforderungen der Bundeswehr nicht neu. Bei seinen Besuchen in mehreren Bundeswehrstandorten in Hessen vor einigen Wochen ist er auf die Suche nach der vielbeschworenen Zeitenwende gegangen. Vor Ort konnte er aber nur wenige Spuren der Modernisierungspläne auffinden. Statt Aufbruch erlebte er verhaltene Erwartungen unter den Soldaten. Zu oft schon seien Versprechen aus Berlin nicht eingehalten worden.

"An den Standorten, an denen ich war, ist von der Zeitenwende im Sinne dieses 100 Milliarden Euro Sondervermögens für die Bundeswehr noch gar nichts angekommen. Null." Jens Borchers, HR-Reporter

In der aktuellen Folge "nah dran" berichtet Jens Borchers von seinen Eindrücken nach Gesprächen mit Kommandeuren, Soldaten und NATO-Einsatzkräften über ihren Blick auf die Zeitenwende.

Ein Jahr Zeitenwende- (k)ein Wandel in Sicht nah dran – die Geschichte hinter der Nachricht 03.03.2023 19:15 Min. Verfügbar bis 03.03.2028 WDR Online

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Der Podcast "nah dran"

Im Podcast "nah dran - die Geschichte hinter der Nachricht" erzählen unsere Reporterinnen und Reporter, was sie bei ihren Recherchen erlebt haben. Sie werfen einen Blick hinter die Nachrichten, hören Betroffenen zu und erleben selbst mit, wovon die meisten nur kurz in den wöchentlichen Schlagzeilen lesen. Näher ran als sie kommt keiner - egal ob im Ausland, in der Hauptstadt oder direkt vor unserer Tür in der Region.