Streit um illegale Bauernhäuser in Wadersloh-Liesborn
Lokalzeit Münsterland. 06.03.2024. Verfügbar bis 06.03.2026. WDR. Von Petra Brönstrup.
Streit um illegale Bauernhäuser in Wadersloh-Liesborn
Stand: 07.03.2024, 09:12 Uhr
Der Kreis Warendorf droht einem Architekten und Bauschreiner aus Wadersloh-Liesborn mit dem Abriss von sechs Bauernhäusern. Die hat der Mann nach historischen Vorbildern im Außenbereich errichtet - illegal.
Von Petra Brönstrup
Architekt und Bauschreiner Norbert Heckenkemper
Dem Besucher bietet sich auf der Hofstelle von Norbert Heckenkemper bei Wadersloh-Liesborn ein kurioses Bild: Von der Öffentlichkeit lange Zeit unbemerkt, versteckt in einem kleinen Wäldchen stehen hier unterschiedliche Bauernhäuser: ein Backhaus, ein Brauhaus, ein Holzschuppen, eine Remise, ein Speicher, ein Zweiständer-Haus. Wie in einem Freilichtmuseum.
"Wände aus Haselnusszweigen und Kuh-Scheiße"
Doch tatsächlich ist hier nur ein Gebäude, nämlich das Wohnhaus von Norbert Heckenkemper, auf dem Gelände wirklich alt. Alle anderen hat der Architekt und Bauschreiner in den vergangenen 20 Jahren nachgebaut, nach historischen Vorbildern, mit uralten Handwerkstechniken, die sich der 76-Jährige nach und nach angeeignet hat.
Doch für all das fehlt die Genehmigung. Einmal, im Jahr 2005 habe er für die Remise einen Bauantrag beim Kreis Warendorf eingereicht, erzählt Heckenkemper. "Die sagten dann, eine Doppelgarage wäre möglich. Egal, ob aus Blech oder Beton, aber nicht so was."
Bauen ohne Genehmigung
Remise statt Carport
Daraufhin habe er den Bauantrag zurückgezogen, aber die Remise trotzdem gebaut. "Natürlich illegal", gibt Heckenkemper unumwunden zu. "Ich hoffe, dass die das einsehen, dass es vernünftig ist, dass in diese Landschaft nicht eine Doppelgarage oder ein Carport gehört."
So entstanden auch alle anderen Gebäude, ohne Genehmigung. Heckenkemper sagt, er könne nicht anders, er sei fasziniert von historischen Bau- und Lebensweisen. "Es gibt circa 20.000 Bauvorschriften, nur für solche Sachen nicht. Dabei gehört das zu unserer Kultur."
Debatte über Denkmalwürdigkeit
Der Bürgermeister von Wadersloh, Christian Thegelkamp, würde die Hofstelle gerne erhalten. Natürlich weiß auch er um die Brisanz des Bauens ohne Genehmigung. Aber er sieht in den Gebäuden eine "gewisse Form der Denkmalwürdigkeit":
Die Denkmalpfleger beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe als obere Denkmalbehörde sehen keine Denkmalwürdigkeit. "Das sind Nachbauten, keine historischen Gebäude", stellte ein Sprecher klar.
Der Kreis Warendorf als Bauaufsichtsbehörde fordert schon seit Jahren den Abriss der illegal errichteten Gebäude. "Da hat jemand über Jahre ein halbes Dutzend Gebäude errichtet, ohne Baugenehmigung, obwohl er wusste, dass er das nicht darf. Da können wir nicht einfach drüber hinweggehen", erklärt ein Sprecher der Kreisverwaltung. Die will keinen Präzedenzfall schaffen. Bauherren seien an das Gesetz gebunden.
Ortstermin mit Behördenvertretern angekündigt
Die Hofstelle mit dem Zweiständerhaus (vorne links)
Und doch hat das Kreisbauamt Gesprächsbereitschaft signalisiert: Schon bald soll es auf der Hofstelle von Norbert Heckenkemper einen Ortstermin geben, mit Vertretern von Gemeinde, Kreis, Landschaftsverband und Bezirksregierung Münster, auf der Suche nach einer guten Lösung.
Abriss kommt für Norbert Heckenkemper nicht in Frage. "Niemals!" Stattdessen könnte sich der 76-Jährige vorstellen, mit der Hofstelle eine Außenstelle des Freilichtmuseums Detmold zu werden, wo Besucher sich über alte Handwerkstechniken und Bauweisen informieren könnten. Zuständig wäre wieder der Landschaftsverband Westfalen-Lippe als Betreiber. Doch der wollte sich dazu nicht weiter äußern.
Unsere Quellen:
- Architekt Norbert Heckenkemper
- Christian Thegelkamp, Bürgermeister Wadersloh
- Sprecher Kreisverwaltung Warendorf
- Sprecher Landschaftsverband Westfalen-Lippe