Auch nach Semesterstart: Viele Studierende ohne Wohnheimzimmer

Stand: 06.04.2024, 14:04 Uhr

Die Situation auf dem Wohnungsmarkt ist in vielen Unistädten in NRW angespannt. Tausende warten noch auf einen Platz im Wohnheim.

Von Daniel Schwingenheuer

Die Suche nach einem bezahlbaren Zimmer hat für viele Studierende noch lange kein Ende - auch nach dem offiziellen Semesterstart. 6.875 Bewerber und Bewerberinnen meldet das Studierendenwerk aus Aachen auf der Warteliste für eines der Zimmer in einem Wohnheim. Dabei verwaltet das Studierendenwerk insgesamt nur rund 5.000 Wohnplätze an den Standorten Aachen und Jülich, die allermeisten davon sind bereits belegt.

Auch in vielen anderen Städten in NRW sind Studierende auf der Suche nach einer Bleibe. In Münster warten nach Angaben des Studierendenwerkes 1.621 Studierende auf ein Zimmer in einem Wohnheim. Zeitweise waren es mehr als 3.000 Bewerber und Bewerberinnen. Einige Plätze konnten aber vermittelt werden.

"Extrem angespannt", beschreibt ein Sprecher des Studierendenwerks in Köln die Wohnungslage. Zum Semesterstart gab es insgesamt gut 1.100 Bewerbungen. Dagegen stehen 360 Angebote. In Bonn warten noch 800 Studierende auf einen Platz, in Bielefeld sind es knapp 600.

Studis suchen Wohnungen

WDR Studios NRW 06.04.2024 00:20 Min. Verfügbar bis 06.04.2026 WDR Online


Positive Nachrichten von der Universität in Siegen

Besser ist die Situation für Studierende in Siegen. Auch da umfasst die Bewerberliste des Studierendenwerks aktuell 313 Personen, viele haben sich aber schon für das Wintersemester angemeldet und leiden deswegen nicht unter akuter Wohnplatznot.

Studierende in den anderen Städten müssen häufig nach Alternativen suchen. Laut einer Befragung zur Wohnsituation von Studierenden des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) aus dem letzten Jahr wohnt mit 28,4 Prozent mehr als ein Viertel noch bei den Eltern. Über die Hälfte lebt in einer privaten Mietwohnung oder in einer Wohngemeinschaft. Im Wohnheim ergattern nur knapp 15 Prozent einen Platz.

Für Studierende, die gar keine Unterkunft finden, stellt das Studierendenwerk Münster 22 Notunterkunftsbetten bereit. Seit rund zwei Jahren sei die Notunterkunft fast nie ganz leer gewesen. Eine dauerhafte Bleibe sind diese Plätze aber nicht.

Warum ist der Andrang auf Studierendenwohnheime so groß?

Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat in einem Wohnnebenkostenreport aus dem Dezember 2023 knapp zwei Millionen Wohnungsinserate ausgewertet. Im Vergleich zum Winter 2021/2022 ist die Belastung durch die Nebenkosten im Schnitt um 43 Prozent gestiegen. Die Studierendenwerke vermuten auch in dieser Entwicklung einen Grund für die hohen Bewerberzahlen auf die Wohnheimplätze.

Der Grund für die hohen Bewerberzahlen könnte in den gestiegenen Mietpreisen auf dem privaten Wohnungsmarkt liegen, sodass sich gerade auch viele ältere Semester einen Wechsel in ein Studierendenwohnheim wünschen. Sprecherin des Studierendenwerks Aachen (Quelle: Deutsche Presseagentur)

Die hohen Zahlen entstehen demnach, weil sich sowohl Erstsemester als auch bereits seit längerem eingeschriebene Studierende bewerben.

Auch die Preise für Wohnheimplätze steigen

Im Schnitt kostet ein Zimmer in einem Studierendenwohnheim in Deutschland 280 Euro im Monat. Insbesondere in den beliebten Universitätsstädten liegen die Preise häufig darüber. Das Studierendenwerk in Köln hat inflationsbedingt die Preise im Schnitt von 303 Euro auf 339 Euro angehoben.

Die meisten Studierenden bekommen keinen Platz in einem Wohnheim. Eine günstige Alternative ist ein WG-Zimmer. Die BAföG-Wohnkostenpauschale liegt aktuell bei 360 Euro. Das reicht in vielen Städten nicht für ein WG-Zimmer. Laut einer Studie des Moses Mendelssohn Instituts und des Portals wg-gesucht.de über die Mietpreise im Sommersemester 2024 liegt die durchschnittliche Miete für ein WG-Zimmer bei 479 Euro. Besonders teuer ist es in NRW in Düsseldorf oder Köln. Dort kostet ein durchschnittliches WG-Zimmer sogar 560 Euro.

Quellen: