Thyssenkrupp-Chef: Stahlstandort Duisburg
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Thyssenkrupp-Chef: Stahlstandort Duisburg hat Defizite
Stand: 15.05.2024, 14:55 Uhr
Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez hat "schmerzhafte Einschnitte" für die Stahlsparte angekündigt. Er will Stellen streichen und setzt auf den Einstieg eines Investors.
Von Jörg Marksteiner
Die Sorgen der 27.000 Beschäftigten in der Stahlsparte von Thyssenkrupp dürften nach diesen Worten nicht kleiner werden: Es müsse sich etwas ändern. Die Zukunft sei gefährdet und tiefgreifende Veränderungen stünden bevor, sagte Firmenchef Miguel Lopez am Mittwoch bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. Die bescherten dem Ruhrkonzern knapp 400 Millionen Euro Verlust.
Thyssenkrupp-Chef Miguel López
"Duisburg und das Ruhrgebiet hatten in der Vergangenheit Standortvorteile, von denen zwei entscheidende inzwischen nicht mehr existieren", warnte Lopez. "Weder ist Deutschland bzw. Europa heute das Zentrum der globalen Stahlnachfrage, noch haben wir die für die energieintensive Stahlproduktion nötigen günstigen Energiequellen vor der Türe." Wie früher durch den heimischen Bergbau.
Ein Teil der Produktion soll eingestellt werden
Die Stahlwerke im Ruhrgebiet seien inzwischen schlicht zu groß und nicht ausgelastet. Das sei der Hauptgrund für die wiederkehrenden Verluste. Die Nachfrage von großen Abnehmern wie der Autoindustrie gehe seit Jahren zurück. Dazu kämen Billigimporte aus Asien.
Lopez will rund ein Fünftel der Produktion still legen. Aber wie viele Stellen und Werke damit wegfallen, welche Standorte wie betroffen sind, das ist noch unklar. Allein in Duisburg sind rund 13.000 Menschen beschäftigt. Der Stahlvorstand arbeite noch an einem neuen Konzept, heißt es vom Konzern.
Keine Kündigungen bis 2026
Noch gilt bis März 2026 eine Job- und Standortgarantie, betriebsbedingte Kündigungen sind bis dahin ausgeschlossen. Geht es nach den Betriebsräten und der IG Metall, muss es dabei bleiben: "Bei uns im Stahl gab es noch nie betriebsbedingte Kündigungen. Und genau das wird es in Zukunft mit uns auch nicht geben", warnte Betriebsratschef Tekin Nasikkol bei einer Protestkundgebung vor zwei Wochen am Werk in Duisburg.
Hilfe durch Energiepartnerschaft aus Tschechien
Unklar ist, welche Rolle der neue Investor beim Entwurf der Kürzungspläne spielt. Thyssenkrupp will bis Herbst 20 Prozent und später dann weitere 30 Prozent der traditionsreichen Stahlsparte an ein tschechisches Energieunternehmen verkaufen. Betriebsräte und die IG Metall kritisieren, dass viele Details des Deals noch geheim und verbindliche Zusagen fehlen. Sie fühlen sich übergangen.
Lopez verteidigte und lobte dagegen den Investoren-Einstieg. Dieser werde dem Stahlstandort helfen. Energie sei bei der Stahlerzeugung einer der großen Kostenblöcke – und je klimafreundlicher die Produktion wird, desto mehr Grünstrom sei nötig: "Ohne Energiepartnerschaften sieht es für den Stahlstandort Duisburg düster aus."
Am 23. Mai entscheidet der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp über den Teilverkauf der Stahlsparte. Vor der Konzernzentrale in Essen wollen dann erneut Tausende Arbeitnehmer protestieren und Standort-Garantien fordern.
Unsere Quelle:
- Thyssenkrupp
Über dieses Thema berichten wir auch am 15.05. auf WDR2 und in der Lokalzeit aus Duisburg.