Immobilienkrise: weiter keine Neubauten bei Vonovia
Stand: 15.03.2024, 15:25 Uhr
Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia steckt weiterhin tief in der Immobilienkrise. Mit Mieterhöhungen und Verkäufen hat man den Abwärtstrend etwas abgemildert. Mietervereine kritisieren das Geschäftsmodell.
Von Olaf Biernat
Seit gut zwei Jahren steckt Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen in einer Krise, wie viele andere Immobilienkonzerne auch. Schuld daran, so Vonovia-Chef Rolf Buch, sei der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Danach sei die Welt nicht mehr wie vorher gewesen. Die gesamte Konjunktur habe einen Einschnitt erlebt, Immobilienwerte seien regelrecht eingebrochen.
Die Folge: Kredite sind deutlich teurer geworden, Unternehmen wie Vonovia haben deutlich höhere Kosten. Neubauten sind gar nicht mehr möglich, weil sich das Bauen nicht mehr lohne. Begonnene Projekte werden auch in diesem Jahr jedoch noch fertiggestellt.
Allein der Immobilienbestand von Vonovia ist 7 Milliarden Euro weniger als vor einem Jahr. Insgesamt sind die 546.000 Wohnungen nur noch rund 84 Milliarden Euro wert.
Bauprojekte werden geplant, aber noch nicht umgesetzt
Mit drei Maßnahmen versucht das Bochumer Unternehmen, den Fall zu bremsen: man hat Immobilien im Wert von rund 4 Milliarden Euro verkauft, Mieten wurden angehoben, um durchschnittlich 3,8 Prozent, und man wird weiterhin keine neuen Wohnungen bauen. Vorstands-Chef Rolf Buch: "Wir entwickeln Projekte zur Baureife, gebaut wird aber nicht."
Abwärtstrend gestoppt
Wann sich die Baukräne wieder drehen, ließ Rolf Buch offen. Immerhin sieht der Konzernchef den Abwärtstrend gestoppt und das Unternehmen wieder in einer Aufwärtsbewegung. In Europa wurde bei den letzten vier Zinsrunden der Leitzins nicht angehoben, in den USA soll er erstmals wieder fallen.
Mietervereine kritisieren Vonovia
Die Mieten liegen im Schnitt bei 6,58 Euro und würden weitestgehend pünktlich bezahlt. Darin sieht Unternehmenschef Rolf Buch auch ein Indiz dafür, dass Vonovia bezahlbare Wohnungen für Alle anbiete.
Das Mieterforum Ruhr sieht das anders. Sprecher Markus Roeser sieht Vonovia bei den Mietsteigerungen deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Außerdem beklagten viele Mieter, dass das Unternehmen überhöhte Nebenkosten abrechne. Der Konzern bestreitet das aber.
Zwei Prozent Leerstand
Derzeit stehen laut Vonovia nur zwei Prozent der Wohnungen leer, das habe mit der generellen Nachfrage nach Wohnraum zu tun. In vielen Großstädten stünden Mietinteressenten Schlange, um eine Wohnung zu ergattern. Das könne nur durch den Bau neuer Wohnungen verbessert werden. Wann Vonovia wieder selber Wohnhäuser baut, ist allerdings noch offen.
Unsere Quellen:
- Vonovia Bilanz PK
- Mieterforum Ruhr
Über dieses Thema berichtet der WDR am 15.03.2024 auch im Radio auf WDR2.