Enttäuschung bei Barbie: Wer über Oscar-Nominierungen entscheidet
Stand: 24.01.2024, 18:25 Uhr
Bei den Nominierungen für die diesjährigen Oscars gab es neben Jubel auch herbe Enttäuschung - zum Beispiel für die Hauptdarstellerin im "Barbie"-Film, die leer ausging. Wie es zu den Oscar-Nominierungen kommt.
In einigen Wochen ist es wieder so weit: Am 10. März werden in Los Angeles die diesjährigen Oscars verliehen. Der Oscar gilt als größte und wichtigste Auszeichnung, die Schauspieler und Filmschaffende überhaupt bekommen können. Seit Dienstag stehen die Nominierungen für die 96. Academy Awards fest. Chancen auf den Oscar als beste Hauptdarstellerin hat in diesem Jahr auch eine deutsche Schauspielerin: Die 45-jährige Sandra Hüller ist für ihre Rolle im Justizdrama "Anatomie eines Falls" nominiert.
Der Film selbst ist auch für die Kategorie bester Film nominiert - ebenso wie das Auschwitz-Drama "The Zone of Interest". Enttäuschung gab es bei Beteiligten des "Barbie"-Films: Der Kassenhit erhielt zwar insgesamt acht Nominierungen. Aber während Schauspieler Ryan Gosling für seine Rolle als Ken in der Kategorie bester Nebendarsteller nominiert ist, ging seine Kollegin Margot Robbie, die die Barbie spielte, leer aus. Auch "Barbie"-Regisseurin Greta Gerwig wurde nicht nominiert.
Ryan Gosling zeigte sich enttäuscht darüber, dass Greta Gerwig und Schauspiel-Kollegin Margot Robbie nicht für einen Oscar nominiert worden sind. "Es gibt keinen Ken ohne Barbie, und es gibt keinen Barbie-Film ohne Greta Gerwig und Margot Robbie", wurde der 43-Jährige nach Bekanntgabe der Nominierungen von den Portalen "Variety" und "People" zitiert. "Zu sagen, dass ich enttäuscht bin, dass sie nicht in ihren jeweiligen Kategorien nominiert sind, wäre eine Untertreibung."
Einmal mehr stellt sich die Frage, wie die Entscheidungen rund um den wichtigsten Filmpreis der Welt eigentlich getroffen werden.
Liste der Jury-Mitglieder ist geheim
Jury ist die "Academy Of Motion Picture Arts And Sciences" in Los Angeles - ein illustrer Zirkel aus Filmschaffenden aus der ganzen Welt: Regisseurinnen, Schauspieler, Produzenten, Kostümbildnerinnen und viele andere Berufe aus der Filmbranche sind vertreten. Bewerben kann man sich dafür nicht - man wird aufgefordert und braucht mindestens zwei Fürsprecher innerhalb der Akademie. Bereits nominierte oder ausgezeichnete Filmschaffende können ohne Fürsprecher aufgefordert werden. Einmal im Jahr entscheidet der Verwaltungsrat über Neuaufnahmen.
Die Liste der Mitglieder hält die Academy allerdings geheim. Insgesamt sollen es rund 10.000 sein, etwa 9.500 davon sind stimmberechtigt. Einige Namen sind dennoch bekannt. So wurden in den vergangenen Jahren etwa die Sängerin Billie Eilish, die Schauspielerin Ariana DeBose und Sänger Justin Timberlake aufgenommen.
Oscar 2023 für die beste Filmmusik: Komponist Bertelmann
Deutsche Academy-Mitglieder sind unter anderem der Regisseur Fatih Akin, der Schauspieler Daniel Brühl, die Regisseurin Margarethe von Trotta und der Düsseldorfer Komponist Volker Bertelmann, bekannt als "Hauschka". Auch der Potsdamer Spezialist für visuelle Effekte Gerd Nefzer wurde 2018 in die Jury aufgenommen. Präsidentin der Academy ist seit 2022 die Filmproduzentin Janet Yang.
Beratungsfirma PriceWaterhouseCoopers zählt Stimmen aus
Bei den Entscheidungen über die Nominierungen wählen die Stimmberechtigten jeweils für ihr eigenes Fachgebiet. In der Kategorie "Bester Film" und "Bester fremdsprachiger Film" entscheiden alle stimmberechtigten Mitglieder gemeinsam.
Wenn es schließlich um die Oscar-Entscheidungen geht, darf jedes Mitglied in jeder der 23 Kategorien mitstimmen. Die Beratungsfirma PriceWaterhouseCoopers rechnet dann in allen Kategorien jeweils den meistgenannten Namen aus.
Für die Auswahl des besten Films müssen die Academy-Mitglieder jeweils ihre persönliche Rangliste aller nominierten Filme abgeben. Landet ein Film dann bei mehr als 50 Prozent der Teilnehmer auf Rang eins, bekommt er den Oscar. Gelingt das nicht, wertet PriceWaterhouseCoopers die Ranglisten aus und ermittelt den Film, der die höchste Zustimmungsrate hat.
Mehr Vielfalt nach heftigen Protesten
2015 entfachte unter dem Hashtag #OscarsSoWhite eine heftige Diskussion über die einseitige Besetzung der Academy: Nach einer Veröffentlichung der "Los Angeles Times" waren im Jahr 2012 gut 94 Prozent der Stimmberechtigten weiß, 77 Prozent männlich, das Durchschnittsalter lag demnach bei 62 Jahren.
Protest gegen weiße Jury: Regisseur Spike Lee
Auslöser für die Debatte war die Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen für 2016. Einmal mehr entstand der Eindruck, dass die Jury selbst bei erfolgreichen Kinofilmen Afroamerikaner in den vier Schauspielkategorien nicht berücksichtigt hatten. Stars wie Spike Lee und das Schauspielehepaar Will und Jada Pinkett Smith wollten 2016 der Verleihungs-Gala fernbleiben, andere Filmschaffende, darunter Oscar-Preisträger George Clooney, forderten Veränderungen in der Academy oder riefen zum Boykott der Show auf.
Seitdem sei die Anzahl der Mitglieder deutlich erhöht worden - auch der Anteil an Frauen und "People of Color" sei mittlerweile ausgeglichener, heißt es. Von den 2022 neu dazugekommenen Mitgliedern seien 44 Prozent Frauen, 37 Prozent gehörten Minderheiten an, teilte die Academy vergangenes Jahr mit.
Über dieses Thema berichtet der WDR am 24.1.2024 auch in der Aktuellen Stunde im WDR Fernsehen ab 18.45 Uhr.