Fehlende Bewegung: Studie zur Gesundheit von Kindern
Aktuelle Stunde . 04.03.2024. UT. Verfügbar bis 04.03.2026. WDR. Von Thomas Kramer.
Zu wenig körperliche Aktivität: Wie motiviere ich Kinder zu mehr Bewegung?
Stand: 04.03.2024, 14:59 Uhr
Die meisten Schulkinder sind körperlich zu wenig aktiv. Nur rund 15 Prozent kommen laut einer neuen Studie auf genug Bewegung. Dabei sind Jungen noch etwas aktiver als Mädchen. Was können Eltern tun, um ihren Nachwuchs zu motivieren?
Von Jörg Sauerwein
Nur jedes zehnte Mädchen im Alter von 11 bis 15 Jahren bewegt sich genug. Bei den Jungen ist es immerhin jeder fünfte im selben Alter. Unterm Strich ist das viel zu wenig körperliche Aktivität, sagen die Forscher, die im Jahr 2022 für die Studie „Health Behaviour in School-aged Children“ in Deutschland knapp 6.500 Schüler befragt haben.
Wie schneiden unsere Kinder im Vergleich ab?
Auch im weltweiten Vergleich ist das kein gutes Ergebnis. Denn die Untersuchung, die in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt wurde, gibt es inzwischen in 51 Ländern. Und vergleicht man die internationalen Daten, liegen die Kinder in Deutschland bei der Bewegungszeit unter dem weltweiten Durchschnitt.
Wie viel Bewegung sollte es sein?
Für Schulkinder und Jugendliche empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) täglich 60 Minuten mäßige bis starke anstrengende körperliche Aktivität. Der Puls sollte zwischendurch auf Trab kommen. Das kann bei vielen Sportarten, aber zum Beispiel auch schon beim Radfahren oder schnellen Gehen passieren. Denn auch das können Kinder als anstrengend empfinden.
Was können Eltern tun?
Der Schulweg mit dem Fahrrad oder zu Fuß kann dort, wo es möglich ist, gleich zweimal am Tag für Bewegung sorgen. Also einfach mal weniger chauffieren und mehr selbst bewegen lassen. Außerdem schauen sich Kinder und Jugendliche von den Eltern ab, was gut ist.
Wer also selbst nur auf der Couch vor dem Fernseher sitzt, dem wird es schwerer gelingen, die eigenen Kinder zu motivieren. Sich selbst bewegen und Sport treiben, ist nicht nur für die Eltern gesund, sondern beeinflusst auch die Kinder.
Aktivität kann das Familienleben fördern
Gemeinsam mit den Kindern aktiv sein, hält nicht nur fit, sondern kann auch das Familienleben fördern. Ausflüge zum Spielplatz, ins Schwimmbad oder Eislaufen sorgen genauso für Bewegung wie zusammen Radfahren oder wandern. Und auch ein Spaziergang muss nicht langweilig sein, wenn man zum Beispiel einen Ball oder eine Frisbee mitnimmt.
Muss es immer ein Sportverein sein?
Im Verein macht Sport vielen Kindern mehr Spaß. Manchmal muss man nur nach der richtigen Sportart suchen. Lassen Sie die Kinder möglichst viel ausprobieren.
Denn es gibt keine unsportlichen Kinder – es gibt nur die falsche Sportart. Aber auch außerhalb von Vereinen ist die Auswahl für Bewegung groß: Inlineskaten, Badminton, Minigolf, Schwimmen – es gibt vielfältige Möglichkeiten, auch mit der Familie in Bewegung zu kommen.
Was tun bei schlechtem Wetter?
Geben Sie dem Nachwuchs auch innerhalb der eigenen vier Wände die Chance, sich zu bewegen. Zum Beispiel mit einem kleinen Trampolin im Zimmer oder einer Reckstange im Türrahmen.
Und mit einem Fußball aus Schaumstoff kann auch die Wohnung ohne Gefahr zum Bolzplatz werden. Mit ein paar Stühlen mitten im Raum lässt sich ein einfacher Parcours zum Dribbeln aufbauen.
"Stopp-Tanz" als Tipp und andere Bewegungsspiele
Der "Stopp-Tanz" zur Musik funktioniert selbst mit älteren Kindern. Musik laufen lassen, alle tanzen und sobald die Musik gestoppt wird, müssen alle in der Bewegung "einfrieren". Das ist nicht nur auf Kindergeburtstagen ein Garant für Spaß, sondern kann auch vor dem Abendessen mal für Abwechslung sorgen.
Auch Luftballons sind immer ein gutes Mittel, um sich mal auszutoben. Wer kann den Ballon länger ohne Hände in der Luft halten? Zwischendurch dabei noch in die Hände klatschen oder eine Kniebeuge machen und schon wird daraus ein lustiger, sportlicher Wettbewerb, der schnell auch die Herzfrequenz nach oben treiben kann. Und auch Hausarbeit gleicht sportlicher Aktivität - Eltern wissen das, warum also sollen nicht auch Kinder mal staubsaugen oder Fenster putzen?
Finger weg von Handy und Spielekonsole?
Computer, Handy und Spielekonsolen gelten oft als einer der Gründe, warum Kinder sich zu wenig bewegen. Man kann damit aber durchaus auch mal zu mehr Bewegung motivieren.
Probieren Sie mit den Kindern mal Geocaching. Kleine „Schätze“ werden irgendwo draußen versteckt und die jeweiligen Koordinaten zum Beispiel mit Google Maps ermittelt. Diese Daten bekommen die Kinder und machen sich dann mit dem Handy auf die digitale Schnitzeljagd.
Auch FitnessSpiele auf der Konsole können herausfordern
Auch die Spielekonsole kann für Bewegung sorgen. Die Stiftung Gesundheitswissen hat mehrere Studien zu sogenannten Fitnessspielen ausgewertet. Boxen oder Tennis zum Beispiel lässt sich nämlich auch mit entsprechenden Controllern an der Spielkonsole spielen.
Dafür muss man sich ganz schön ins Zeug legen, denn nur so sammelt man Punkte. Ergebnis der Studien: Diese Spiele können „körperlich ähnlich herausfordernd sein wie herkömmliche Sportarten“.
Unsere Quellen:
- Robert-Koch-Institut: Kinder und Jugendgesundheitsstudie "Health Behaviour in School-aged Children"
- Techniker-Krankenkasse
- AOK
- Familienportal NRW
- Stiftung Gesundheitswissen