Brandanschlag Täter streiten Tat weiterhin ab
Lokalzeit2go - Bergisches Land. 26.05.2023. 00:43 Min.. Verfügbar bis 26.05.2025. WDR Wuppertal.
Drei Täter von Solingen veröffentlichen Erklärungen
Stand: 25.05.2023, 17:54 Uhr
Drei der vier verurteilten Täter von Solingen haben sich wenige Tage vor dem 30. Jahrestag des Brandanschlags über einen Anwalt geäußert: In persönlich gehaltenen Erklärungen beteuern die Männer ihre Unschuld und verweisen auf vermeintliche Ermittlungsfehler im Prozess.
Der Solinger Anwalt Jochen Ohliger hatte im Brandanschlags-Prozess vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf einen der Täter vertreten. Nun hätten ihn drei der Verurteilten, Felix K., Markus G. und Christian B., damit beauftragt, ihre persönlichen Erklärungen zu verbreiten, schreibt der Jurist einleitend. Dann stellt jeder der Männer seine Lebenssituation zum Zeitpunkt des Anschlags dar, analysiert sein Ermittlungs- und Prozesserleben und beschreibt, wie es ihm heute geht.
Anteilnahme an Familie Genç
Es gibt auch Botschaften der Anteilnahme an die Opferfamilie Genç:. "Keine Worte können ausdrücken, was Sie durchleiden mussten und noch immer durchleiden", schreibt etwa Felix K., zum Tatzeitpunkt der jüngste Verdächtige. Aber: Sie seien nicht die Mörder der Angehörigen.
Er und die beiden anderen Männer schildern vermeintliche Ungereimtheiten und Ermittlungsfehler, die aus ihrer Sicht erst eine Verurteilung möglich gemacht hätten. Ihr Vertrauen in den Rechtsstaat sei erschüttert.
Nicht mehr schweigen
Der älteste Verurteilte, Markus G., war im Prozess durch ein Geständnis aufgefallen, das er dann widerrufen hatte. Zu einem Reuebrief an die Opfer sei er von seinem Anwalt genötigt worden: "In der Hoffnung, eine mildere Strafe zu bekommen." Dafür entschuldige er sich bei Familie Genç. Er entschuldige sich aber auch bei Felix K. und Christian B., dass er ihr Leben mit "meinen falschen Geständnissen extrem belastet habe".
Sie wollten nicht mehr schweigen, sagen die Männer. Es sei wichtig, dass man den Opfern der furchtbaren Tat gedenke. Aber auch das Unrecht der Verurteilung existiere und überschatte das Leben bis heute.
"Prozess mit Sorgfalt geführt"
Journalistin Annemarie Kister-Preuss aus Solingen.
"Ganz furchtbar auch für Familie Genç" findet die Solinger Journalistin Annemarie Kister-Preuss, dass wenige Tage vor dem 30. Jahrestag diese Erklärungen veröffentlicht würden. Es gebe keine neuen Erkenntnisse zum Tathergang darin. Kister-Preuss hatte den Prozess vor dem Oberlandesgericht seinerzeit nahezu täglich besucht. Ihre Überzeugung: Der Prozess sei mit kaum zu überbietender Sorgfalt geführt worden. "Ich bin überzeugt, dass die Richtigen verurteilt wurden."
Anwalt Jochen Ohliger zweifelt weiter. Das rechtskräftige Urteil damals – alle vier Angeklagten wurden verurteilt – habe er als Jurist zu akzeptieren. Mit dem Inhalt gehe er nicht konform, deshalb tue er sich leicht damit, nun die Erklärungen zu veröffentlichen.