Ein Foto, das drei Männer in einem Berliner Gerichtssaal abbildet, als Ausgangspunkt für einen Film: Otto Schily, Hans-Christian Ströbele und Horst Mahler Anfang der 70er Jahre. Mahler ist der Angeklagte, die beiden anderen sind seine Verteidiger.
- Sendehinweis: WDR.DOK | 6. November 2015, 23.15 - 00.45 Uhr | WDR
Die Anwälte Hans-Christian Ströbele (l) und Otto Schily (r) als Verteidiger von Horst Mahler, der damals auf der Anklagebank saß.
Damals sind alle drei Anwälte der linken Außerparlamentarischen Opposition. Sie kritisieren die Macht der Altnazis in der jungen Bundesrepublik und die US-amerikanische Vietnamkriegspolitik und wollen den Staat verändern. Uneins sind sie sich über den Weg dorthin. Horst Mahler hat sich der RAF angeschlossen, die beiden anderen kämpfen mit Worten.
Hans-Christian Ströbele: Für viele ist er das linke Gewissen der Grünen im Bundestag.
Getrennte Wege
Heute ist der eine SPD-Bundesinnenminister a. D., der andere das linke Gewissen der Grünen im Bundestag und der dritte einer der Anführer der rechten Szene. Sie decken das ganz politische Spektrum der Bundesrepublik ab: Ströbele ist der unbeirrbare Linke, Schily der Bürgerliche in der konservativen Mitte, Mahler der Rechtsextreme. Schily und Ströbele gehen sich heute aus dem Weg, Mahlers Nähe meiden sie beide.
Otto Schily: Er war Gründungsmitglied der Partei "Die Grünen", wechselte aber später zur SPD. Er selbst bezeichnet sich als ewigen Skeptiker.
Der Film verfolgt die Biografien von drei Männern, die einer Generation angehören und die sich in der selben bundesdeutschen Wirklichkeit entwickelt haben. Regisseurin Birgit Schulz untersucht, was diese Männer geprägt hat, was sie in Bezug auf ihre politischen Ideale verbunden hat, und an welchen Punkten die drei unterschiedliche Wege eingeschlagen haben, um am Ende Gegner zu werden. Dabei verübeln alle drei dem jeweils anderen den Weg aus der gemeinsamen Geschichte.
Sich selbst die Treue gehalten
Was in den einzelnen Biografien auf den ersten Blick widersprüchlich aussieht, ist für die Beteiligten logisch. Denn in sich haben alle drei Lebensläufe eine gewisse Konsequenz. Und zumindest behauptet jeder, sich treu geblieben zu sein ...
Horst Mahler: War Mitgründer der Roten Armee Fraktion (RAF) und trat später der Nationaldemokratischen Partei Deutschland (NPD) bei.
Der mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Film erzählt von großen Lebensträumen, von Entfremdungen, Verletzungen und aufgekündigten Beziehungen. Während der Dreharbeiten wurden die drei mehrere Tage lang interviewt. Im Verlauf der Gespräche kommt es dabei zu vielen intimen und berührenden Aussagen, die diese deutsche Geschichte in die Tiefe führen.
Ein Film von Birgit Schulz
Redaktion: Christiane Hinz und Andrea Ernst