Für das Projekt wurden weltweit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen digitalisiert und ihre Geschichten visuell eindringlich aufbereitet. Insbesondere Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte können sie nun mit Handys oder Tablets im Unterricht erleben.
Die kostenlose App "WDR AR 1933 - 1945" wurde bereits mehr als 2,5 Million Mal heruntergeladen.
Der Leitgedanke hinter der App: Bald wird es keine Zeitzeuginnen und Zeitzeugen mehr geben, die uns von ihren Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg berichten können. In einer Zeit, in der der Glaube an Europa als historisches Friedensprojekt verblasst, wo wir über neuen Nationalismus streiten, ist das ein großer Verlust.
Ziel des Projektes ist es, dem entgegen zu wirken und insbesondere Schülerinnen und Schüler auch zukünftig ein möglichst persönliches Erleben der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu ermöglichen. Eine der Zeitzeuginnen, die Kölnerin Anne Priller-Rauschenberg:
„Ich habe mit neun Zeitzeugen und Zeitzeuginnen angefangen, in die Schulen zu gehen, und bin allein übrig geblieben“, erzählt Anne Priller-Rauschenberg: „Meine Geschichte, die darf nicht verloren gehen. Ich sag den Kindern immer: Seid wachsam, das darf nie wieder passieren!“
Das Projekt steht im iOS-Store und im Google Play Store bereit und kann kostenlos heruntergeladen werden. Die Nutzung ist barrierefrei und auch für Nutzerinnen und Nutzer konzipiert, die noch keine Kenntnisse im Bereich Augmented Reality haben. Dabei erzählt die App WDR AR 1933-1945 in mehreren Teilen aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Kriegskinder
Von Köln ausgehend beleuchten wir das bisher erst wenig beachtete Schicksal der Kinder im Zweiten Weltkrieg.
Wie haben Kinder den Zweiten Weltkrieg erlebt, welche Erinnerungen haben sich eingebrannt? Das von deutschen Brandbomben zerstörte London: Im Vordergrund erzählt Vera, im Hintergrund verändert sich der Raum, die Skyline des zerstörten London wird sichtbar.
Die Kälte und der harte Winter in Leningrad: Stärker und stärker beginnen Schneeflocken zu fallen, während Emma ihre Geschichte erzählt.
Und wenn Anne vom Bombenalarm in Köln erzählt, verwandelt sich der Hintergrund des Raumes in einen engen, überfüllten Bunker.
Meine Freundin Anne Frank
Jacqueline und Hannah waren Anne Franks beste Freundinnen. In der App sprechen sie für die, die es nicht mehr können. Sie möchten so erinnern und wachrütteln. In der Erzählung erfahren Nutzerinnen und Nutzer ganz nah den Wert von Freundschaft und was es bedeutet, von einer ganzen Gesellschaft ausgeschlossen und bedroht zu werden - bis heute eine wichtige Erfahrung.
Mit 18 an die Front
Wehrmachtssoldaten erzählen ihre Geschichte. Jürgen Tegethoff ist gerade einmal 18 Jahre alt, als er Panzerkommandant wird. Als Leutnant ist er für 24 Soldaten verantwortlich und muss folgenreiche Entscheidungen treffen.
Willi Plätz ist ebenfalls 18, als er gegen seinen Willen eingezogen wird. In der Ardennen-Offensive rennt er um sein Leben. Wie ist es, als junger Mensch in den Krieg zu ziehen und Teil eines mörderischen Regimes zu sein?
Mithilfe der neuen Augmented Reality Technik macht WDR AR 1933-1945 erfahrbar und spürbar, was die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen im Zweiten Weltkrieg erlebt haben. Ihre Kriegserfahrungen prägen die nachfolgenden Generationen bis heute. Indem die App die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in den persönlichen Raum der Nutzerinnen und Nutzer bringt, ermöglicht sie ein sehr nahes, authentisches Erleben der Menschen. Gleichzeitig sorgt die Augmented Reality Technik dafür, dass sich der sichtbare Raum entlang der Geschichte verändert, dass sich erzählter Raum und echter Raum, dass sich "Damals" und "Heute" eindringlich vermischen.
2024 wird die App technisch komplett überarbeitet.
Verantwortlich ist die WDR-Redaktion "Doku&Digital".
An der Umsetzung waren die Hochschule Düsseldorf, der Fachbereich Medien "Mixed Reality und Visualisierung" und LAVAlabs, das Studio für Visual Effects, beteiligt.