WestLB zieht positive Halbjahresbilanz
Gewinn dank Steuerzahler
Stand: 12.08.2009, 02:00 Uhr
Die WestLB hat im ersten Halbjahr 2009 einen Vorsteuergewinn von 320 Millionen Euro erzielt. Grund zur Freude gibt es dennoch nicht: Der Erfolg ist nur geliehen, die Bank hängt nach wie vor am Staatstropf. Ohne Rettungsschirm wäre sie pleite.
Von Christoph Stehr
"Solide" nennt Dietrich Voigtländer, der kommissarische Vorstandsvorsitzende der WestLB, das Konzernergebnis des ersten Halbjahrs. "Die frühzeitig eingeleiteten Umstrukturierungsmaßnahmen zeigen bei den kundengetriebenen Erlösen und auf der Kostenseite deutlich Wirkung", so Voigtländer. Nachdem die Düsseldorfer im ersten Quartal bereits 250 Millionen Euro vor Steuern verdient hatten, legten sie im zweiten Quartal noch einmal 70 Millionen Euro drauf.
"Umstrukturierungsmaßnahmen zeigen Wirkung"
Andere Landesbanken stecken noch tief in den roten Zahlen, doch die WestLB verzeichnet steigende Erträge aus Zinsen und Handelsprovisionen. Motor des Aufschwungs sind das Verbundgeschäft innerhalb der Sparkassenorganisation sowie das Mittelstandsgeschäft mit Unternehmenskunden. Das sogenannte Transaction Banking, der technische Zahlungsverkehr, spült ebenfalls viel Geld in die Kasse: An jeder EC-Cash-Transaktion, die die WestLB beispielsweise für Handelsketten abwickelt, verdient sie ein paar Cent.
Hinzu kommt, dass der Verwaltungsaufwand um rund ein Viertel gesenkt wurde. Und der Sparkurs verschärft sich noch: Im ersten Halbjahr 2009 wurden 455 Stellen abgebaut - mehr als in sechs Monaten davor. Insgesamt stehen 1.350 Jobs auf der Streichliste. Derzeit hat die WestLB noch rund 5.200 Mitarbeiter.
Ruhigeres Fahrwasser
Nachdem die Bank 2008 infolge von Fehlspekulationen und der Finanzkrise haarscharf an der Pleite vorbeigeschrammt war, steht nun der Fahrplan für die kommenden zwei Jahre: Bis Ende März 2011 muss sie ihre Bilanzsumme um die Hälfte verringern, also Geschäftsfelder und Tochtergesellschaften in einer Größenordnung von 80 Milliarden Euro verkaufen. So will es die Europäische Kommission, die im Gegenzug öffentliche Beihilfen genehmigt hat. Die Eigentümer der WestLB, das Land Nordrhein-Westfalen und die Sparkassenverbände Rheinland und Westfalen-Lippe, bürgen mit insgesamt neun Milliarden Euro für riskante Anlagepositionen, die während der Krise nahezu wertlos geworden sind.
Überdies hat die Kommission der Bank einen Eigentümerwechsel bis Ende 2011 verordnet. Unternehmensteile sollen meistbietend versteigert werden. Als Käufer kommen andere Landesbanken, möglicherweise auch private Investoren infrage. Sicher ist, dass dabei das ganze deutsche Landesbankensystem umgekrempelt wird.
"Wir haben es aber schon jetzt nicht mehr mit der WestLB zu tun, wie wir sie vor der Krise kannten", meint dazu Professor Rainer Elschen, Bankenexperte und Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Duisburg-Essen. Er beruft sich unter anderem darauf, dass die Landesbank ihre riskanten Anlageposten in eine Zweckgesellschaft ausgelagert hat. Diese toxischen Papiere tauchen nun nicht mehr in der Bilanz auf. Elschen: "Deshalb denke ich, dass die WestLB auf einem guten Weg ist."
Neue Verteilungskämpfe
"Bonuszahlungen müssen verschwinden"
In der vergangenen Woche machten die Düsseldorfer vor allem mit Spekulationen über Bonuszahlungen Schlagzeilen. Politiker wie der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) forderten mehr Bescheidenheit. "Wenn eine Bank mit Steuergeldern unterstützt wird, gelten besondere Regeln. Dann müssen Bonuszahlungen verschwinden", sagte Rüttgers in einem Zeitungsinterview. Experten halten diese Diskussion für ein weiteres Indiz, dass es der Bank besser geht - was jetzt die positive Halbjahresbilanz schwarz auf weiß belegt. "Macht die WestLB tatsächlich Gewinn im Geschäftsjahr 2009, kommt ganz sicher wieder die Bonus-Frage auf", sagt Professor Elschen. "Der Vorstand hat sich bislang beharrlich geweigert, einen Bonusverzicht anzukündigen. Ich meine, wenn es nichts zu verteilen gäbe, würde er sich nicht so zieren."