Wegen mangelnder Unterstützung
WestLB-Chef Hilgert tritt zurück
Stand: 18.05.2009, 18:13 Uhr
Der Chef der angeschlagenen Landesbank WestLB, Heinz Hilgert, hat überraschend seinen Rückzug bekannt gegeben. Der Grund: Mangelnde Unterstützung bei der Umstrukturierung der Bank. Finanzminister Linssen (CDU) bedauert den Schritt.
Hilgert begründete am Montag (18.05.2009) seine Entscheidung mit der mangelnden Unterstützung "der maßgeblichen Eigentümer" bei der Auslagerung von Geschäftsaktivitäten im Umfang von rund 80 Milliarden Euro. Die WestLB steht damit mitten in ihrem Umbau ohne Spitzenmanager da. Weil die Landesbank Staatshilfen bekommen hat, muss sie sich als Auflage der EU-Kommission deutlich verkleinern.
Hilgert übte indirekt Kritik an den Sparkassen in Nordrhein- Westfalen, die Mehrheitseigentümer der WestLB sind. Sie seien nicht bereit gewesen, die nötigen Garantien für den Umbau der Landesbank zu geben.
Die persönliche Erklärung
In seiner persönlichen Erklärung verweist Hilgert auf die Erfolge der WestLB, die sie trotz der Finanzkrise vorzuweisen habe. Die "massiven Herausforderungen" habe die Bank "auch dank der Unterstützung der Eigentümer im Frühjahr 2008" erfolgreich bestehen können. Weder die Finanzkrise noch die Auflagen der EU-Kommission, die bislang fruchtlosen Fusionsgespräche oder das jüngste Downrating hätten der WestLB "ihre Überlebensfähigkeit nehmen können", sagte Hilgert. Er erklärte zugleich, "dass ich sämtliche zukünftigen Gehaltszahlungen und Pensionsansprüche nicht geltend mache."
Hilgert hatte erst im Mai 2008 als Nachfolger von Alexander Stuhlmann den Chefposten bei der WestLB übernommen.
Reaktionen auf den Rücktritt
Nordrhein-Westfalens Finanzminister Helmut Linssen (CDU) hat den Rücktritt von WestLB-Chef Heinz Hilgert bedauert. Der Entschluss Hilgerts habe die Landesregierung überrascht, teilte Linssen am Montag in Düsseldorf mit. Der Rücktritt sei nicht absehbar gewesen. Hilgert hatte seinen Schritt mit mangelnder Unterstützung beim WestLB-Umbau durch die Sparkassen begründet. Linssen erklärte dazu, die Landesregierung habe die Auslagerung von weiteren Papieren und nicht mehr zum Kernbereich der Bank gehörenden Geschäftsfeldern immer unterstützt.
Die Opposition machte die Landesregierung für den Rücktritt des Bankchefs verantwortlich. Das Land trage wesentliche Schuld an der Entwicklung, sagte SPD-Finanzexpertin Gisela Walsken. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) und Linssen hätten seit vier Jahren kein tragfähiges Geschäftsmodell für die Bank entwickelt. Auch Grünen-Fraktionschefin Sylvia Löhrmann warf Rüttgers und Linssen vor, die Bank in eine extrem schwierige Situation gebracht zu haben.
Spontan-Demonstration der Belegschaft
Unterdessen versammelten sich vor der Zentrale der Landesbank in Düsseldorf rund 100 Mitarbeiter. Mit Trillerpfeifen wollen sie die Mitglieder des Aufsichtsrats begrüßen, die am Montagabend zu einer Sondersitzung zusammen kommen. Die Mitarbeiter demonstrieren für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und gegen die Zerschlagung der WestLB.